Filesharing, Micropayment
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Freakshare & Bitshare: betrieben aus einer Hand?

Werden die Sharehoster Freakshare & Bitshare von der gleichen Person betrieben? Viele Zahlungen der Nutzer werden über die Micropayment AG abgewickelt.

Mir wurden Informationen zugespielt, die beweisen sollen, dass mehrere Sharehoster sehr eng kooperieren. Die Indizien weisen sogar darauf hin, dass diese Anbieter möglicherweise von der gleichen Person betrieben werden. Yesload, Bitshare und Freakshare sind dabei nur die auffälligsten Kandidaten. Die Firma Micropayment spielt dabei eine große Rolle.

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Kinoportale wie kinox.to, movie4k & Co. brauchen Streaming-Hoster, damit die neuen Kinofilme dort angezeigt werden können. Die Streaming-Portale bieten die Filme niemals selbst an. Allerdings ist bekannt, dass die Zusammenarbeit zwischen den Hoster- und Webseitenbetreibern naturgemäß sehr eng ist. Als im Sommer dieses Jahres die Geldströme von movie2k und kinox.to bekannt gemacht wurden, hatte dies für die Betreiber einige Nachwirkungen.

Micropayment kassierte für 15 Sharehoster

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Früher führte das Konto des Filehosters Yesload zu einem Konto der Commerzbank in Berlin. Allerdings ist es nicht wie angegeben das Konto der Online Business Service Ltd. (OBS), sondern der Micropayment AG, deren Tochtergesellschaft in Berlin angesiedelt wurde. Geschäftsführer der Berliner Micropayment GmbH ist Andreas Richter, der früher durch den Betrieb von Dialern aufgefallen ist.

Die Anwaltskanzlei SKW Schwarz, die im Auftrag eines Unternehmens der Filmindustrie arbeitet, erwirkte einen Gerichtsbeschluss, der zum Einfrieren dieses Kontos führte. Bis das Konto eingefroren war, gingen dort Zahlungen von Uploaded.net, CloudZer, Bitshare, Yesload, Freakshare & Co. ein. Insgesamt haben rund 15 Sharehoster dieses Konto für die Zahlungen ihrer User benutzt. Kurze Zeit später wurde in der Welt Online über die „Konten der Kino-Killer“ berichtet.

Da offenbar schon zu Beginn der Geschäftsbeziehung mit der Commerzbank gleich mehrere Konten eingerichtet wurden, ließ man die Zahlungsströme einfach umleiten. Die Gelder des ursprünglichen Kontos sind allerdings bis heute eingefroren. Die Micropayment AG oder ihre deutsche Tochtergesellschaft haben auf die Beschlagnahmung nie reagiert. Eigentlich hätte man längst die Herausgabe der Gelder verlangen müssen. Es spricht nach Angaben meines Kontaktes eine ganz eigene Sprache, dass man in den letzten sechs Monaten untätig blieb.

Yesload mit Problemen

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Kurze Zeit später wurde es eng beim Streaming-Hoster Yesload. Nachdem kurze Zeit später eine weitere Zahlungsmöglichkeit über Call2Pay (ebenfalls zugehörig zur Micropayment AG) verschwand, konnten die Nutzer nur noch mit der virtuellen Währung Bitcoin bezahlen. Bitcoins haben sich bei den meisten Streaming-Nutzern aber noch nicht durchgesetzt. Obwohl Yesload bei kinox.to und movie2k lange Zeit einer der Top-Anbieter war, verschwand Yesload am Ende mangels Bezahlungsoptionen. Der Hoster war offiziell in den Seychellen beheimatet, die sich für eine Offshore-Gründung aufgrund der geringen Gebühren anbieten. Auch die Nej Holdings Ltd. des The Pirate Bay-Gründers Frederik Nej ist dort beheimatet.

Die Micropayment AG verlor später auch den Sharehoster Bitshare, einen der Hauptlieferanten für Streams. Möglicherweise wurde den Betreibern von Bitshare oder von der Micropayment AG die Sache irgendwann zu heiß. Offizieller Hauptsitz von Bitshare ist Zypern. Freakshare und Bitshare wurden bis Herbst 2013 von der Bit Service Ltd. aus dem zentralamerikanischen Staat Belize betrieben. Gegenüber den US-Behörden gab sich Bitshare allerdings als ein Unternehmen mit Sitz in den Seychellen (Web Cloud Services Ltd.) aus. Freakshare soll nach den Angaben, die man bei der US Copyright Behörde machte, einer Vollend Plus Limited Partnership aus Edingburgh gehören, die sich auch cache.to betrieben haben soll. Die Firma wurde allerdings in einem Wohnhaus untergebracht.

Ansprechpartner für beide Sharehoster im Fall von Urheberrechtsverletzungen ist ein gewisser Constantin Luchian. Luchian machte bisher mit dem Betrieb von Escort- und Sexdating Websites und dem Umgang von Abuse-Meldungen bei Sharehostern (fil.io, deposit files, hotfile.com etc.) von sich reden. Die Fälschungen sind verstörend, weil die US-Behörden keine falschen Angaben tolerieren und diese unter Strafe stehen.

Gelder umgeleitet!

Freakshare-micropaymentWer bei Freakshare bezahlt, überweist tatsächlich an die Micropayment AG und nicht an die Web Cloud Services Ltd. aus Belize. Von daher spricht manches für die gleiche Geschäftsführung von Freakshare und Bitshare. Dass man bei der Micropayment AG zahlt, sieht man erst, wenn einem die TAN auf das Handy übertragen wird. 

Bei Bitshare kann man derzeit nur noch per Kreditkarte (Mastercard & Visa) bezahlen, was vielen Nutzern zu gefährlich sein dürfte. Die Gelder gehen offiziell an das Unternehmen First Data mit Sitz in Lettland. Beim Thema Sharehoster ist dieser Name schon häufiger gefallen. Bei Freakshare kann noch immer über die Micropayment AG bezahlt werden. Möglicherweise deswegen, weil Freakshare kein Streaming-Hoster ist und man die Gefahr geringer einschätzt. Die Micropayment AG wechselte zwischenzeitlich zur Bank für Sozialwirtschaft, deren Träger unter anderem die Caritas und die AWO sind. Aktuell benutzt das Unternehmen die Konten 114803 und 114804 BLZ 370 205 00 für nicht weniger als 13 Sharehoster. Dazu kommen noch Konten der Micropayment GmbH, die aber bei noch anderen Banken angesiedelt wurden.

Täuschungsmanöver

Der Sitz von Bitshare wurde im Impressum absichtlich falsch angegeben. Laut der Übersetzung des Handelsregisterauszuges ist die Geschäftsführerin eine Marina Anastasiou, Giorgallidou 71, Agios Dometios in 2363 Nikosia, Zypern. Die Gesellschaft hat ihren Sitz laut Handelsregister hier: Vasileos Pavlou 60, Agios Dometios, 2360 Nikosia, Zypern. Wahrscheinlich möchte man mit den falschen Adressen die Zustellung von Abmahnungen und Urteilen erschweren, weil Zypern Teil der EU ist und deswegen unter das scharfe Urheberrecht der Europäischen Union fällt.

Möglicherweise fand die Gründung im letzten Jahr sicherheitshalber statt, sofern man aufgrund des wachsenden juristischen Drucks mal wieder kurzfristig umfirmieren oder umziehen muss. Auch der Sharehoster Rapidgator hat seinen Sitz auf Zypern. Günstig für die Betreiber ist in jedem Fall, dass das Stammkapital der Bitshare Ltd. nur 2.000 Euro beträgt. Der Einzug höherer Schadenersatzforderungen ist also unmöglich, scharfes EU-Recht hin oder her. Die anderen Unternehmen in Zypern dürften sicherheitshalber über ein ähnlich niedriges Stammkapital verfügen. Für Rechteinhaber ist dort kaum etwas zu holen.

Update:

Der Betreiber von Freakshare ist laut Handesregister die Consultbiz Limited. Registrierte Adresse: Vasileos Pavlou 60, Ayio Dometios, 2360 Nicosia, Zypern. Seit dem 0.01.2013. ist die Direktorin der Consultbiz Limited eine Frau Marina Anastasiou, seit den 01.01.2013, Sekretärin: ebenfalls (am gleichen Tag eingetragen) Marina Anastasiou.

Fazit

Zeitgleiche Gründungen der Gesellschaften, gleiche Anschrift, gleiche Direktorin und Company Secretary wie bei Bitshare beziehungsweise der Company dahinter. Bereits vorher der gleiche Betreiber laut Impressum: Bit Service Ltd. So sieht Service aus einer Hand aus.

Ausblick

kinoxtoEs bleibt spannend. Bei kinox.to ist BitShare noch immer einer der Top-Anbieter. Ständig verschwinden Streaming-Hoster von der Bildfläche. Sie tauchen kurze Zeit später mit einem anderem Namen und vergleichbaren Grafiken wieder auf. Nicht nur die GVU geht davon aus, dass die Anzahl der Hintermänner hinter all diesen Anbietern in Wahrheit sehr klein ist. Es ist davon auszugehen, dass die gesamte Szene auf die eine oder andere Weise zusammenhängt und sich kennt. Wer auch immer den Betreibern auf die Schliche kommen will, der muss – wie hier geschehen – die Zahlungsströme bei Micropayment und anderswo verfolgen.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.