Ein israelischer Staatsbürger und Admin von DeepDotWeb (DDW) wurde vergangene Woche wegen Geldwäsche zu 97 Monaten Gefängnis verurteilt.
Ein in Brasilien lebender, israelischer Staatsbürger, der als Administrator der DeepDotWeb-Site fungierte, wird für mehr als acht Jahre ins Bundesgefängnis gehen. Die US-Bezirksrichterin Donetta Ambrose verhängte am 25.01.2022 eine Haftstrafe von 97 Monaten gegen den 39-jährigen Tal Prihar. Prihar und der 34-jährige DeepDotWeb-Mitbetreiber Michael Phan, ebenfalls aus Israel, wurden 2019 in Pittsburgh wegen Geldwäsche angeklagt. Den Betreibern warf man vor, Geld in großem Umfang von Kriminellen angenommen zu haben, teilte das US-Justizministerium vergangenen Mittwoch mit.
Seit Oktober 2013 betrieb Tal Prihar zusammen mit seinem Mitangeklagten Michael Phan DeepDotWeb. Während Prihar der Site-Administrator war, kümmerte sich Phan um die technischen Aspekte der Website. Prihar registrierte die Domain, leistete Infrastrukturzahlungen und behielt die Kontrolle über den Inhalt der Website. DeepDotWeb war eine „nicht kommerzielle englischsprachige Nachrichten-Website, welche sich primär mit dem Darknet und dessen Ökonomie, aber auch Computersicherheit und Anonymität allgemein“ befasste. Sie stellten Links zur Verfügung, die Benutzer auch zu illegalen Darknet-Marktplätzen leiteten, die nicht über herkömmliche Suchmaschinen zugänglich waren.
In Frankreich verhaftet
Am 7. Mai 2019, wenige Tage nach der Abschaltung des zweitgrößten Darknet-Markets Wall Street Market und des Valhalla-Marktet, haben das FBI und weitere Strafverfolgungsbehörden, darunter das Bundeskriminalamt und Europol, die Seite vom Netz genommen. Mehrere involvierte Personen nahm man im Rahmen der Aktion fest. Untersuchungen und Festnahmen gab es unter anderem in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Brasilien und Israel.
Prihar wurde im Mai 2019 am Flughafen Charles de Gaulle in Paris festgenommen. Gleichzeitig mit seiner Verhaftung führten die brasilianischen Behörden mit Unterstützung des FBI einen Durchsuchungsbefehl im Haus des Verdächtigen in Lago Sul, Brasilien, aus. Dort beschlagnahmten sie Kryptowährung sowie 50.000 Dollar Bargeld.
DeepDotWeb setzte Links zu Darknet-Markets und erhielt dafür Bitcoin-Kickbacks
Gemäß Behördenangaben hätten Prihar und Phan Hunderttausende von Benutzern auf Darknet-Marktplätze, wie AlphaBay, Agora, Abraxas, Hansa und andere verwiesen. Als AlphaBay 2017 aufgelöst wurde, gehörte er zu den weltweit größten Darknet-Märkten für illegale Drogen, gestohlene Finanzdaten, gefälschte Waren, Hacking-Tools, Waffen und Malware. Die US-Staatsanwaltschaft ermittelte, dass allein 23,6 Prozent aller auf AlphaBay abgeschlossenen Bestellungen mit einem Konto verknüpft war, das über einen DeepDotWeb-Empfehlungslink erstellt wurde.
Die stellvertretende US-Anwältin Jessica Smolar führte aus, die Männer hätten darüber hinausgehend Anleitungen zum Kauf illegaler Drogen und zur Umgehung der Strafverfolgung angeboten. Sie erhielten Bitcoin-Kickbacks (Rückvergütungen) von Kunden in Form von Bitcoin und verschleierten die Zahlungen, indem sie sie von der DeepDotWeb-Bitcoin-Wallet auf andere Konten überwiesen, die weltweit im Namen von Briefkastenfirmen eingerichtet waren. Den Erlös teilten sie sich zu gleichen Teilen.
Die Anwälte von Prihar plädierten darauf, ihm die Gefängnisstrafe zu ersparen. Sie führten an, dass ihr Mandant bereits seit 27 Monaten in den USA inhaftiert sei. Zudem sei er Vater von vier Kindern und dessen Familie brauche ihn. Allerdings hielt Jessica Smolar entgegen:
„Das in diesem Fall angeklagte kriminelle Verhalten ist schwerwiegend und raffiniert. Ungefähr sechs Jahre lang fungierte DDW als wichtiges Tor zur kriminellen Schattenseite der Darknet-Marktplätze und ermöglichte den Kauf und Austausch von illegalen Drogen und anderen illegalen Artikeln auf der ganzen Welt, während Prihar und Phan, die Website-Administratoren, von der Darknet-Ökonomie profitierten.“
Smolar führte ergänzend aus, Prihar habe keine fortgeschrittene Ausbildung oder formale Ausbildung. Er betrachte sich jedoch als „Computergenie“, das im Alter von 3 Jahren anfing, etwas über Computer zu lernen. Anstatt diese Fähigkeiten für legitime Arbeit einzusetzen, habe er sich entschieden, internationale Verbrechen zu begehen und DeepDotWeb zu betreiben.
Richterin setzt niedrigeres als empfohlenes Strafmaß fest
Die US-Verurteilungsrichtlinien empfahlen für Prihar eine elfjährige Haftstrafe. Jedoch verurteilte Richterin Donetta Ambrose ihn am Ende eines zweijährigen Gerichtsverfahrens stattdessen zu acht Jahren und einem Monat. Die mildere Strafe erhielt Prihar, weil er die Verantwortung übernommen habe, indem er sich im März 2021 schuldig bekannte. Er hatte sich zudem entschieden, seine Auslieferung von Frankreich an die USA nicht anzufechten.
Bei seiner Anhörung zum Urteil am vergangenen Dienstag teilte Prihar dem Gericht mit, er habe zunächst nicht gewusst, dass das, was er tue, illegal sei. Nachdem er es allerdings herausgefunden habe, habe er trotzdem aus „Gefahrsucht und Gier“ weitergemacht. Er hat vor Gericht zugestimmt, Bargeld und Vermögenswerte im Wert von fast 9 Millionen US-Dollar abzutreten.
Berichten zufolge erhielten Prihar und sein Mitangeklagter Michael Phan Bitcoin-Kickbacks (Rückvergütungen) in Höhe von umgerechnet 8,4 Millionen US-Dollar, weil sie zugestimmt hatten, illegale Darknet-Marktplätze von ihrer Nachrichtenseite DeepDotWeb zu verlinken. Das Verfahren gegen Phan ist noch anhängig. Die USA streben derzeit die Auslieferung von Phan aus Israel an.