Vor dem Landgericht Gießen startete heute Vormittag das Verfahren gegen den früheren Tech-Admin vom Fraud-Forum Crimenetwork (CNW).
Über 12 Jahre war das Crimenetwork für deutschsprachige Online-Drogenhändler und Cyberkriminelle neben dem Crimemarket die wichtigste Anlaufstelle. Das Forum ging 2012 online und wurde im Dezember letzten Jahres hochgenommen. Anfang diesen Jahres ging bereits ein Nachfolge-Forum unter gleichem Namen online, für das allerdings ganz andere Personen verantwortlich sind.
11 Monate nach dem Bust muss sich der Tech-Admin verantworten
Seit heute steht der 30-jährige Jannis H. aus dem südhessischen Rockenberg im Wetteraukreis vor Gericht. Man wirft ihm vor, er habe seit dem Jahr 2018 das Betrugs-Forum CNW als technischer Administrator betrieben. Illegale Tutorials, Datensätze aus diversen Hacks nebst allen möglichen Drogen wie Amphetamin, Crystal Meth, Heroin, Kokain, Ecstasy, Cannabis verschiedener Art und andere BTM-pflichtige Medikamente waren dort im Angebot. Die Forenbetreiber sorgten mit ihrem Treuhand-System für einen reibungslosen Ablauf, damit niemand über den Tisch gezogen wurde. Jetzt wirft man dem Tech-Admin das gemeinschaftlich betriebene bandenmäßige Handeln mit Drogen in nicht geringer Menge vor.
Wie die Hessenschau berichtet, versuchte Staatsanwalt Jan Löber den Umfang des Handels deutlich zu machen, indem er die Menge der jeweiligen Drogen vorgelesen hat. Der Angeklagte handelte nicht alleine, gegen die anderen Verdächtigen werde gesondert ermittelt, hieß es. Doch auch den Behörden war klar, dass kein Forum ohne einen fähigen Techniker auskommen kann. Ohne ihn wären zahlreiche illegale Verkäufe schlichtweg nicht möglich gewesen.
Crimenetwork: 100.000 Nutzer, fast 100 Millionen Euro Umsatz!
Das Crimenetwork verfügte über 100.000 angemeldete Konten, dazu gehörten rund 100 professionelle Online-Händler, die man ebenfalls zu identifizieren versucht. Das CNW war über das Clearnet als auch das Tor-Netzwerk erreichbar. Mit dem Forum setzten die Betreiber im Laufe der Jahre nach offiziellen Angaben insgesamt fast 100 Millionen Euro um. Dabei fiel für das Treuhand-Konto eine Provision von einem bis zu fünf Prozent an. Bezahlt haben die Kunden wahlweise mit der Kryptowährung Bitcoin oder Monero. Die Verkäufer mussten außerdem monatlich anfallende Gebühren bezahlen und für das Anzeigen von Werbebannern zusätzlich in die Tasche greifen.
Der Angeklagte sitzt seit 11 Monaten in Untersuchungshaft. Bereits nach seiner Festnahme habe er umfangreiche Angaben zur Causa Crimenetwork gemacht. Die Behörden stellten bei ihm Gelder in Höhe von umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro sicher, die der Hesse illegal erwirtschaftet haben soll.
Im Januar erwartet man das Urteil: bis zu 8 Jahre Haft
Den nächsten Verhandlungstag hat man auf den 21. November festgesetzt. Dann will sich der Angeklagte nach Angaben seines Anwalts ausführlich zum Betrieb vom Crimenetwork äußern. Schon während der Ermittlungen habe er gestanden. Wie die Staatsanwaltschaft berichtet, habe er dabei aber keine Reue gezeigt. Mit einem Urteil vom LG Gießen kann man Anfang nächsten Jahres rechnen. Die zu erwartende Freiheitsstrafe wird zwischen sieben und acht Jahre andauern. Die Staatsanwaltschaft beantragte acht Jahre Haft.

















