ZITiS
Grafik geralt, thx! (CC0 Public Domain)

ZITiS in Planung: Zentralstelle für Entschlüsselung

Im Innenministerium wird eine neue Entschlüsselungsinstitution geplant: Die Zentralstelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich, kurz ZITiS.

Auf der Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag stellte Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Neun-Punkte-Plan für mehr Sicherheit vor. Einen dieser Punkte erklärte sie direkt zur Chefsache, den Aufbau einer Zentralstelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich, kurz ZITiS, die es schon bald im Innenministerium als neue Entschlüsselungsinstitution geben wird.

Laut Bundesregierung wären es bisher allerdings nur „nicht-abgeschlossene Überlegungen“. Es geht um die Schaffung dieser „unselbstständigen Stelle im Geschäftsbereich“ des Bundesinnenministeriums (BMI). Deren Ziel solle es sein, die technischen Fähigkeiten von Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden „an die aktuellen Herausforderungen der Kommunikationswelt“ anzupassen. Den Schwerpunkt sollen „Forschungs- und Entwicklungsaufgaben im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik“ bilden.

ZITiS soll selbst nicht abhören

Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ vom 24. Juni 2016 sollen sie außerdem „Techniken für die Überwachung des Internets und von Messenger-Diensten entwickeln“ mit denen Strafverfolgungsbehörden und Nachrichtendienste in die Lage versetzt werden sollen, in der Telekommunikation verwendete Verschlüsselungstechniken zu überwinden, um letzlich auch verschlüsselte Telefonate und Textnachrichten mitzuhören bzw. mitzulesen. Eine Erweiterung gesetzlicher Befugnisse soll es allerdings nicht geben, beteuert die Regierung.

Um die gebotene Trennung zwischen Polizei und Geheimdienst zu wahren, soll die Behörde lediglich die Entschlüsselungstechniken entwickeln und bereitstellen. Abhören soll man selbst nicht. Dabei gehe es sowohl um Methoden des Entschlüsselns als auch darum, auf Kommunikation zuzugreifen, bevor man sie verschlüsseln kann.

Für das Projekt ZITiS sind 400 zu besetzende Planstellen angedacht bis zum Jahr 2022. 60 neue Planstellen hat man für das kommende Jahr geplant. An Sachmitteln werden im Haushalt 2017 10 Millionen Euro eingeplant.

Fazit

Es gibt bereits jetzt schon so viele Behörden wie „Sand am Meer“, die sich mit Telekommunikationsüberwachung beschäftigen. Bzw. daran arbeiten, Zugang zu privaten und verschlüsselten Informationen zu erhalten. Als Beispiele werden von der Bundesregierung die Gruppe Kompetenzzentrum Informationstechnische Überwachung (CC ITÜ) im Bundeskriminalamt (BKA), das Referat 54 für Produktmanagement bei der Bundespolizei und die Abteilung Technische Aufklärung beim BND genannt. Nun stellt sich doch die Frage, wozu man diese weitere Stelle zur Überwachung persönlicher Kommunikation eigentlich benötigt. Und natürlich auch, wie die geplante Umsetzung dafür konkret aussehen soll.

Opposition übt harsche Kritik an den Plänen

Jan Korte, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag äußerte gegenüber netzpolitik.org Zweifel:

„Es ist leider überhaupt nicht auszuschließen, dass es bei ZITiS nicht nur um Forschung und Entwicklung, sondern auch den zentralisierten Einsatz von Abhörtechnik geht. Der Bundesinnenminister muss sich dazu einer parlamentarischen Debatte stellen, statt eine solche Zentrale still und leise über die Sommerpause einzurichten. Diese Vorgehen des Ministers wird auch nicht dadurch besser, dass die Kanzlerin diese Zentralstelle nun de facto zur Chefsache erklärt hat. Damit steht sie mit in der politischen Verantwortung.[…] Man hat den Eindruck, dass die Bundesregierung vor lauter Stellen, Abteilungen, Referaten und gemeinsamen Behördenplattformen nicht mehr durchblickt, wo überall Überwachungstechnik gehortet und angewendet wird. Die Einrichtung einer neuen Zentralstelle für Überwachungstechnik ist aber der falsche Weg. Hier ist zunächst eine kritische Bestandsaufnahme gefragt – hinsichtlich der Behörden und ihrer Befugnisse zur heimlichen Überwachung.“

Auch die Grünen kritisierten die Pläne als eine „verfassungsrechtlich hoch bedenkliche Initiative“. „Die geplante Einrichtung eines rechtlitch unregulierten Zitis ist ein Frontalangriff auf die Integrität und Vertraulichkeit digitaler Kommunikation, wie sie auch durch das Grundgesetz verbürgt und geschützt wird“, sagte der netzpolitische Sprecher der Grünen, Konstantin von Notz.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.