Facebooks f als Periskop der Überwachungsmaschine.
Hidden surveillance of users. Spying on users like the periscope. Vector concept.
Bildquelle: ikuvshinov, Lizenz

Facebook wurde über Kindesmissbrauch informiert

Der schwedische Ableger der ECPAT hat Daten von Hinweisgebern an Facebook weitergegeben. Keiner drückt dafür auf "Gefällt mir".

Der schwedische Ableger von ECPAT, einer globalen Organisation, die Kindesmisshandlung den Kampf angesagt hat, hat in seinem Tipp-Formular eine kleine Überraschung versteckt: Facebook. Die Daten von Tippgeben wurden einfach preisgegeben.

Grund für diese unschöne Überraschung ist die Angewohnheit von Nutzern in Cookie-Bannern auf „alles akzeptieren“ zu klicken und ein oft fehlendes Anti-Spyware Plugin wie uBlock Origin. Akzeptiert man die Cookies, so setzt Facebook seinen Werbecookie. In der Folge darf der Konzern die Nutzer der Seite tracken.

Cookiehinweis auf der Seite der ECPAT. Darin keine Erwähnung von Facebook.
Das Cookie-Banner der ECPAT

Und das macht man dann auch. Name, Email-Adresse und Telefonnummer wurden dem ersten Reiter des Überwachungskapitalismus gesendet und erlauben so Einblicke in die Identität von Tippgebern.

ECPAT hat reagiert: Facebook Tracking entfernt

Glücklicherweise hat man das Analyse-Tool nach einer Anfrage von Radio Schweden von der Seite verbannt. Daten werden jetzt nur noch mit Google und Hotjar geteilt. Die Einschätzung, ob das besser ist, obliegt dem Leser.

Was Facebook mit den Daten macht

Facebook sammelt diese Daten und verknüpft sie mit den Profilen der Benutzer, was ihnen erlaubt, maßgeschneiderte Werbung auszuspielen. Eine Presseanfrage an Facebook blieb laut dem Radiosender jedoch unbeantwortet.

Sophie Josephson, eine Programmmanagerin bei ECPAT, gab bekannt, dass Kontaktdaten nur selten eingegeben würden, es jedoch nicht möglich sei, nachzuvollziehen, wie viele der Tippgeber ihre Daten an Facebook übermittelt haben. Laut ihr reichen die Informationen, die Nutzer über die bestehenden Banner erhalten. „Wenn man sich so entscheidet, leiten wir auch Informationen an Facebook, um Informationen über unser Geschäft zu verbreiten.

Fazit

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht mindestens eines der großen Überwachungsunternehmen schlechte Presse bekommt. Trotzdem scheinen Nutzer nicht gewillt, diese Unternehmen aus ihren Leben zu verbannen. Vielleicht ist das auch nur ein Fall von man erntet, was man säht und dies sind die Früchte weitreichend fehlender digitaler Bildung. Es geht nicht darum, was du verstecken willst, es geht darum, was du zeigen willst.

Über

Moritz ist von ganzem Herzen Open-Source Programmierer. Neben regelmäßigen Commits für diverse Open-Source-Projekte verfasst er gelegentlich auch Texte für die Tarnkappe. Er findet es echt seltsam über sich in der dritten Person zu schreiben und merkt an, dass seine DMs für alles außer Marketing-Nachrichten offen stehen. Erreichbar ist er auf Matrix (@moritz:poldrack.dev), IRC (mpldr auf libera.chat) und Email (~mpldr/public-inbox@lists.sr.ht).