ngb.to, gulli.com, Randolf Jorberg
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gulli.com: Ein paar Anmerkungen zum gestrigen Statement der Amigos

Gestern gab die Gamigo Advertising GmbH ein Statement bezüglich der aktuellen Änderungen bei gulli.com bekannt. Es folgen ein paar Anmerkungen dazu.

In einem aktuellen Statement gibt man im Forum von gulli.com bekannt, man sei von dieser raschen Entscheidung überrascht worden. Wieder einmal – wie zuvor in diversen Diskussionen in der Shoutbox auch – wird versucht darzulegen, man sei an den Entscheidungen nicht alleine oder selbst betroffen gewesen. Leider musste ich diese Vorgehensweise schon häufiger feststellen. Ich finde: Wer glaubt, er muss Entscheidungen treffen, der sollte auch dahinter stehen. Dann später zu behaupten, man war von den selbst ausgeprochenen Kündigungen und Sperren überrascht, finde ich persönlich befremdlich. Das sieht für mich so aus, als wenn man die Verantwortung von sich schieben möchte.

Erst denken und dann kaufen

Warum hat man gulli.com bzw. das Board überhaupt gekauft? Zur Kritikfähigkeit lässt sich anmerken. Ja, die beiden Amigos hören einem zu. Aber dann tun sie, was sie wollen. Die Vorschläge und Eingebungen der Moderatoren wurden leider vielfach ignoriert. Bestehende Regeln, die sich im Laufe der Jahre entwickelt und bewährt haben, setzt das Hamburger Unternehmen einfach außer Kraft. Zugegeben: Leider waren manche Aussagen der Moderatoren im Chat daneben. Egal ob man provoziert oder die Pferde mit einem durchgehen. Aussagen wie „fickt euch“ etc. haben in keinem Chat etwas zu suchen, da bin ich ganz auf Seiten der jetzigen Betreiber. Das würde ich mir auch nicht gefallen lassen. Ob man jeden Fehltritt sofort mit einer permanenten Sperre quittieren sollte, steht aber wieder auf einem anderen Blatt Papier.

gulli-krankenbett

Monarchie statt Demokratie?

Im Statement der aktuellen Betreiber von gulli.com sagt man, die Bewerbungsrunde für neue Co-Moderatoren hat man blockiert. Ja, das stimmt. Es war merkwürdig, dass man diese Ankündigung ohne jede Absprache publiziert hat. Bisher war dieses Forum eine Demokratie. In dieser bedürfen neue Schritte der Absprache aller Verantwortlichen. Zudem bestand zum fraglichen Zeitpunkt tatsächlich kein Mehrbedarf an Moderatoren. Wenn Zugriffszahlen tatsächlich im Forum um 30% und mehr nach unten gingen, so lag dies nicht an unerwünschten oder sonstigen Aussagen, die zu Abmahnungen führen konnten. Der teils heiße Sommer wird daran auch seinen Anteil gehabt haben. Außerdem verlieren Foren noch immer viel Trafic an Facebook oder andere soziale Netzwerke, die mit ihren Features zum Verweilen einladen.

Kahlschlag im Team

Niemand hätte zum damaligen Zeitpunkt ahnen können, vom harten Kern des Teams von gulli.com blieb kurze Zeit später nur etwa 10 bis 20% übrig. Der Ansatz mehr Flexibilität ins Team zu bekommen, indem man die Anzahl der b:c-Mitglieder auf 3 Personen reduziert, wurde von uns entgegen der Aussage der Amigos mit Argumenten belegt. Bei nur 3 Personen ist nämlich nicht gewährleistet, dass für eine Entscheidung stets genügend Verantwortliche erreichbar sind. Beantwortet wurde diese Anfrage in jedem Fall, selbst wenn das jetzt anders dargestellt wurde. Auch könnte man bei nur 3 Personen nicht alle Bereiche abdecken. Einer Board:Crew hilft man nicht, wenn man wichtige Aspekte nicht behandelt, weil den Entscheidungsträgern dafür die nötige Kompetenz fehlt. Bei der früheren Anzahl von Mitgliedern war jeder Bereich abgedeckt und es waren immer genügend viele Personen für Entscheidungen erreichbar. Leider ging man auf diese Argumente nicht ein.

Ausreden oder Erklärungen?

Weiter schrieb Amigo, die Entfernung von Dexter aus dem Team „musste“ geschehen. Wieder so eine Aussage, mit der man sich sehr deutlich aus der Verantwortung ziehen möchte. Ist es zu viel verlangt, sich eine Nacht Bedenkzeit auszubitten? Wieso müssen Amigo und StefanRecht immer alles sofort entscheiden und kommunizieren? Bisher hat man sich für wichtige Entscheidungen immer ausreichend viel Zeit genommen. Das führte im Resultat zu weniger Fehlentscheidungen. Der Rauswurf von Dexter wird als nicht „die eleganteste Art und Weise“ beschrieben. Falsch, es war in meinen Augen schlicht unfair. Begründen möchte man diese Entscheidung schon wieder nicht. Diesmal mit dem Hinweis auf interne Informationen, die man nicht verbreiten dürfe.

Zu gerne würde ich wissen, welche Aussagen meines Blogbeitrages nicht der Wahrheit entsprechen, wie man es behauptet. Natürlich hat man diese Behauptung nicht begründet, weil man das schlichtweg nicht kann. Es gab anfangs einen inhaltlichen Fehler, den ich mit Hilfe von Dexter sofort korrigiert habe. Dexter hat die neue Leitung entgegen meiner anfänglichen Behauptung nicht gesperrt, sondern zu Beginn lediglich zu einem normalen User degradiert. Die Sperre durch die gamigo Advertising GmbH folgte aber später noch. Auch war es kein „Wegfall“ meinerseits. Mich hat man ohne Angabe von Gründen gesperrt, auf eine Erklärung kann ich wohl lange warten.

Entscheidungen schwerlich nachvollziehbar

gulli.comAbsolut nicht nachvollziehbar ist für mich die Annahme der Amigos, dass die viele Sperren von Usern aber auch Mitgliedern des Teams zu mehr Webseitenaufrufen führen sollen. Der kurzfristige Einsatz eigener Mitarbeiter zur Moderation wird die Kosten von gulli.com weiter steigern und den Umsatz schmälern. Die vielen Sperren führen weder zu mehr Frieden im Forum, sie führen auch nicht zu mehr Seitenaufrufen. Wie man so ein Internet-Portal zur „alten Stärke“ führen möchte, ist mir nicht klar. Etwas „auf Vordermann bringen“ heißt also jeden Widerspruch zu verbieten? Die URL zu meinem Blog wurde bereits kurz nach dem letzten Beitrag in die eigene Blacklist aufgenommen. Man freue sich nun über „reichlich Diskussion“ und kündigt gleichzeitig an, weitere Einzelpersonen auszuschließen, sollte dies nötig sein. Wie soll eine offene Diskussion bei einer Ankündigung von weiteren Sperren möglich sein? Ist eine Meinung abseits der eigenen überhaupt gewünscht? Es wurde ja auch behauptet, das Team vom NGB sei für DDoS-Angriffe verantwortlich gewesen.

gulli.com: Vielen Dank für Ihr Verständnis!

Am Schluss dankt Michael Stadler für das entgegen gebrachte „Verständnis„. Da die meisten der getroffenen Entscheidungen intransparent sind und man diese nicht nachvollziehen kann, dürfte es auch bei vielen Usern am Verständnis an der aktuellen Entwicklung mangeln. Was auf Dauer bleibt, sind Menschen, die über eine Suchmaschine über das Portal oder Forum gestolpert sind, dementsprechend kurz bei gulli verweilen oder solche, denen das Schicksal der früheren Teammitglieder einfach nur egal ist. Ich werde zu keiner der genannten Kategorien gehören. Wenig später entstanden die ersten Alternativen zu gulli.com

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.