Die GVU, Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V., hat das Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Charlottenburg eröffnet.
Die GVU, Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e. V., hat kürzlich das Insolvenzverfahren beim Registergericht AG Charlottenburg eröffnet. Ursächlich für die Insolvenz eines wirtschaftlichen Vereins ist die drohende Zahlungsunfähigkeit oder eine Überschuldung.
Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen ist Geschichte
Dem Blog Verbraucherschutzforum Berlin kann man entnehmen, dass die GVU, vertreten durch den Vorstand, bestehend aus Ronald Schild (Verlagsbranche), Nikolaus Sieveking (VG Media) und Alexandra Bauermeister (Filmbranche), die Insolvenzeröffnung beantragt hat.
Die GVU hat Rechtsanwalt Prof. Dr. Torsten Martini von der Berliner Kanzlei Leonhardt Rattunde zum Insolvenzverwalter bestellt. Dieser hat die Aufgabe, das Vermögen des Schuldners zu sichern und zu erhalten. Außerdem soll er prüfen, ob das Vermögen des Schuldners die Kosten des Verfahrens decken wird. Laut gültiger Rechtslage darf eine Insolvenz nicht unnötig verzögert werden. Unverzüglich nach Auftreten einer Zahlungsunfähigkeit muss der Vereinsvorstand den Antrag auf Insolvenz stellen. Im Fall einer absichtlichen Insolvenzverschleppung könnte ansonsten der Vorstand als Gesamtschuldner haftbar gemacht werden.
ACE als inoffizieller Nachfolger der GVU?
Wir hatten ja schon am 30.3.2020 gemutmaßt, dass die GVU ihre operative Tätigkeit bald einstellen würde. Genau das ist zwischenzeitlich geschehen. Für die Betreiber offensichtlich rechtswidriger Angebote wird sich dadurch wahrscheinlich kaum etwas ändern. An die Stelle der GVU ist längst grenzüberschreitend die Alliance for Creativity and Entertainment (ACE) getreten, die letztes Jahr diverse illegale Portale mit zivilrechtlichen Mitteln abschalten konnte. Darunter befanden sich mit RapidVideo, Openload, Streamcherry, Streamango diverse Share- bzw. Streaming-Hoster, die sich mit ihrem Angebot auch an das deutschsprachige Publikum gewendet haben.
Zahlende Mitglieder der GVU wollten Erfolge sehen
Nach unseren Informationen sind einige zahlende Mitglieder der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen ungeduldig geworden. Wieder andere haben bereits gekündigt. Der Ausstieg der MPA zum Jahreswechsel 2018/2019 dürfte in der Branche eine große Signalwirkung entfaltet haben.
Das Problem war in den letzten Jahren schlichtweg die „Erfolgsbilanz“ des Vereins. Wie der Bust von Share-Online.biz sehr deutlich zeigt, benötigen die Staatsanwaltschaften mehrere Jahre, bis ein solches Projekt durchleuchtet wurde, um es hochnehmen zu können. Das gleiche gilt für movie2k. Im November 2019 konnten mehrere Tatverdächtige nach umfangreichen Ermittlungen festgenommen werden. Derartige Vorhaben kann man nicht von heute auf morgen realisieren. Manchen Mitgliedern ging das wohl nicht schnell genug. Um auch zivilrechtlich aktiv zu werden, hätte man die GVU komplett umstrukturieren müssen. Dafür ist es jetzt schlichtweg zu spät.
Wer sich für die Geschichte dieser Organisation interessiert, sollte sich unbedingt in Ruhe unseren Hintergrundbericht über die GVU als Spielball der digitalen Industrie anschauen.
Ehemalige Mitarbeiter wie Christine Ehlers, Matthias Leonardy, Jan Scharringhausen oder Detlef Walser werden ohne Zweifel dauerhaft in unserer Erinnerung bleiben. Sie vertraten die Gegenseite. Doch das alleine war nie ein Hindernis für ein professionelles und sogar entspanntes Miteinander.
Tarnkappe.info