Archive, E-Book-Markt
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Urheberrecht: Wem nutzen eigentlich digitalisierte Archive?

Trotzdem viele Autoren ihr Urheberrecht verletzt sehen, nutzen digital ins Netz gestellte Archive vor allem Forschern und Wissenschaflern bei ihrer Arbeit.

Bei „Google Books“ kann man bereits jetzt Millionen von Büchern als digitale Kopie im Netz bekommen, allerdings sehen darin viele Autoren ihr Urheberrecht verletzt. Gleichzeitig sind aber solche eingescannten Werke bzw. digitale Archive eine große Fundgrube für Menschen, die für ihre Studien Zugriff auf Fakten brauchen, die sie online gerade in solchem digitalisierten Material finden können. Ein Beitrag des mdr hat sich mit diesem Thema beschäftigt. Sie kamen auf einige interessante Fakten.

Welchen Nutzen haben digitalisierte Archive?

Es sind also eingescannte Akten, Urkunden und Fotos aus Archiven besonders für wissenschaftliche Arbeiten von großem Nutzen. Vor allem profitieren Wissenschaftler und Forscher aus aller Welt davon, dass immer mehr Archivmaterial digital im Internet zu finden ist.

So äußerte sich auch der Historiker Andreas Ranft, der als Professor für Geschichte an der Universität Halle gerade ein Manuskript abgeschlossen hat, in dem es um Luther und die Fürsten geht. Ihm hat die Recherche im Internet zu brauchbarem Material für seine Studie verholfen. Wenn er es nicht zur Verfügung gehabt hätte, wäre es andernfalls sehr kosten- und zeitaufwändig für ihn gewesen, um zum gleichen wissenschaftlich fundierten Ergebnis zu gelangen: „Es ist mir möglich gewesen über die digitalisierten Abbildungen von diesen Luther-Porträts sehr rasch an die Fülle des Materials zu kommen und Bilder in einem Zusammenhang zu sehen, die ich sonst nur durch lange Forschungsreisen in den Blick bekommen hätte.“ Nach eigenen Aussagen hätte er ohne diese Online-Archive bis zu 3.000 Euro für Kopien und Reisen ausgeben müssen. Zudem musste er früher schon genau wissen, wohin er reisen solle. Heute kann er auch völlig unerwartete Quellen im Internet aufspüren.

Fälschungen bleiben digital unentdeckt

Folglich bietet die Digitalisierung für die Forschung und Wissenschaft eine große Chance. Das einzige Manko erklärt Klaus Krüger, Professor für historische Hilfswissenschaften an der Uni Halle. „An einer Urkunde kann man zum Beispiel erkennen, ob sie später einmal gefälscht oder verfälscht worden ist. Und da gibt es zum Teil nur winzige Spuren, die man, wenn man das Original vor Augen hat, vielleicht erkennen kann, die auf einem Foto dann aber schon wieder nicht richtig zu deuten sind.“ Die digitalen Archive werden also die vor Ort (noch) nicht ersetzen können. Außerdem hätten nur die Originale eine besondere Aura, meint der Historiker Andreas Ranft dazu.

Haltbarkeit problematisch

Prof. Dr. Ulrike Höroldt, die Leiterin des Landesarchivs Sachsen-Anhalt, setzt uns in dem Bericht darüber in Kenntnis, dass sie bereits vor sieben Jahren angefangen haben, Unterlagen einzuscannen. Doch längst nicht jedes Dokument ist heute schon online, sagt sie. So sind nur etwa ein bis zwei Prozent vollständig digitalisiert, die meisten Schriftstücke werden erst einmal über eine Art Inhaltsverzeichnis, die sogenannte Erschließungsinformation, erfasst. Für die Digitalisierung braucht es vor allem viel Zeit und Geld. Der Scan einer einzelnen Seite kostet etwa 19 Cent. Auch die Infrastruktur für die Online-Portale ist teuer. So ist leider nur ein kleiner Teil von Millionen Fotos, Karten, Urkunden und Akten als digitale Abbilder online erfasst. Als weiteres Problem wäre die Haltbarkeit zu nennen.

Digitale Archive: noch keine Langzeitspeicherung möglich

Die Archivleiterin Ulrike Höroldt formuliert das so. „Sie können eben nicht sagen, wenn ich heute alles digitalisiere, dann habe ich das in hundert Jahren noch. Das kann ich bei Mikrofilm sagen. Unsere Originale sind zum Teil über 1.000 Jahre alt und immer noch da. Wir haben bisher keine technische Lösung, die wirklich eine problemlose, verlustfreie Langzeitspeicherung ermöglicht.“ Im Moment müssten die Daten noch ständig umkopiert werden. Sonst könne man sie nicht sichern. Dennoch liegt der Nutzen für sie darin, dass sie als Landesarchiv durch die stetig ansteigende digitale Suche nach neuen Informationen, auch gleichzeitig neue Nutzer gewinnen und davon profitieren. Etwa 20 Prozent kommen aus dem Ausland – vor allem aus den USA, Frankreich, Polen und den Niederlanden.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.