Die Cyando AG (Uploaded.net) wurde aktiv. Dort wurden massenhaft Accounts von Uploadern gesperrt, die urheberrechtlich geschützte Werke hochgeladen haben.
Die Cyando AG (Uploaded.net) leitet offenbar schon jetzt in Hinblick auf den Gang vor den Bundesgerichtshof alles in die Wege. Heute hat die Betreibergesellschaft massenweise Accounts von Nutzern gesperrt, die dort wiederholt urheberrechtlich geschützte Dateien hochgeladen haben. Darüber haben sich unzählige Uploader in einschlägigen Foren ausgelassen.
Uploaded.net muss Auflagen vom LG München erfüllen
Im Rahmen der Urteilsverkündung durch das Landgericht München im Januar 2017 wurde von den Klägern angedeutet, dass sie vor den Bundesgerichtshof ziehen wollen. Dort will man Schadenersatzforderungen gegen die Cyando AG geltend machen.
Der Vorwurf: Die Betreibergesellschaft des Sharehosters unternehme zu wenig gegen solche Nutzer ihres Online-Dienstes, die immer wieder urheberrechtlich geschützte Dateien hochgeladen haben. Zwar urteilte das LG München, der Sharehoster muss nicht für die Dateien haften, die von ihren Nutzern hochgeladen werden. Sofern man aber nachweislich zu wenig gegen Re-Uploads unternimmt, macht man sich selbst zum Mittäter und könnte folglich für die Schäden der Rechteinhaber haftbar gemacht werden. Das gilt es zu vermeiden.
Geklagt hatten gemeinsam unter anderem Constantin Film, Sony Music und die GEMA, die gemeinsam von der Münchener Kanzlei Lausen Rechtsanwälte vertreten werden. Offenbar sammelt die beklagte Seite jetzt nach Argumenten, um hohe Forderungen der Kläger abzuweisen. Wenn man beweisen kann, dass diverse Wiederholungstäter ihre Uploaded-Accounts verloren haben, die Hash-Werte der fraglichen Werke gesperrt oder die Uploader nachweislich verwarnt wurden, hätte man vor Gericht einiges zu bieten, um eine finanzielle Katastrophe abzuwenden.
„They are banning everyone, no matter what’s uploaded…“
Sowohl bei Boerse.to, Szenebox.org und Wjunction.com beschwerten sich heute unzählige Uploader über die Folgen ihrer Sperre, das betraf auch Zweit- und Drittaccounts für verschiedene Zwecke. Die Angeschriebenen hat man darüber informiert, dass sie alle rechtsverletzenden Dateien gelöscht haben. Außerdem hat Cyando ihre Accounts mit sofortiger Wirkung deaktiviert.
Aus den Threads geht bei den Sperren keine bestimmte Strategie hervor. So mutmaßt man, dass die Sperren nicht bestimmte Rechteinhaber oder Typen von Werken (also nur Software oder Filme, Pornos etc.) betreffen. Sondern alle Personen, die im größeren Umfang Warez bei Uploaded.net hochgeladen haben. Diese Vorgehensweise nach dem Gießkannenprinzip deutet auf eine Vorbereitung des Verfahrens vor dem BGH hin.
Ohne Uploader, keine zahlenden Kunden
Sharehoster können auf Dauer nur überleben, wenn genug Personen einen Premium-Account kaufen. Bei Uploaded.net zählt man derzeit über 15 Millionen (!) registrierte Nutzer. Allerdings verfügen nicht alle Kunden über einen kostenpflichtigen Account. Konservative Schätzungen gehen basierend auf diesen Zahlen von einem Jahresumsatz der Cyando AG von 50 bis 80 Millionen Euro aus. Die Anwender werden künftig nur einen kostenpflichtigen Zugang kaufen, sofern dort genügend Warez verfügbar sind. Und für deren Beschaffung sind wiederum die Uploader zuständig, die sich dafür bezahlen lassen und die man nun abstraft. Vergrault man die Beschaffer (Uploader) der Schwarzkopien, geht automatisch die Anzahl der Nutzer in den Keller. Bei RapidShare, der Mutter aller Sharehoster, ging dieses Spiel so lange, bis das Schweizer Unternehmen den Dienst irgendwann mangels Gewinnaussichten einstellen musste. Auch dort waren die Rechteinhaber massiv gegen die Betreibergesellschaft mit Sitz in der Schweiz vorgegangen.
Unbestätigte Gerüchte besagen, die Anwälte der Cyando AG sollen den Klägern sogar angeboten haben, auf ihr Partnerprogramm für die Anwerbung neuer Kunden und die Bezahlung der Uploader zu verzichten, sofern die Kläger ihrerseits auf eine Fortsetzung des juristischen Verfahrens verzichten würden. Da für die Kläger-Gemeinschaft der Gang vor den BGH nicht sonderlich teuer ist, ging man auf diesen Deal nicht ein. Außerdem will man diesem Anbieter, der sich zusammen mit Share-Online.biz und mittlerweile mit Oboom/Smoozed den Markt teilt, endgültig den Hahn abdrehen.
Was wird aus Uploaded.net?
Wahrscheinlich geht das Verfahren im Herbst dieses Jahres in die nächste Instanz. Zuvor wird die Cyando AG gezwungen sein, ausreichend viele Uploader auszusperren, um genügend Argumente für das BGH-Verfahren zu sammeln. Vor dem BGH muss man immerhin beweisen, dass man ausreichend viel gegen Urheberrechtsverletzungen unternommen hat. Ansonsten nimmt einen das Gericht in die Haftung. In Anbetracht dieser Situation wird der Sharehoster wahrscheinlich mittelfristig unrentabel.
Wäre ich einer der Betreiber, ich würde im Hintergrund offshore (auf den Seychellen, Belize, Panama etc.) eine Briefkastenfirma aufziehen, die für ihre Handlungen nicht juristisch belangt werden kann. Dann würde ich die Technik, Grafiken etc. vorbereiten. Und irgendwann die wichtigsten Uploader und andere Partner (große illegale Blogs, Foren etc.) informieren, um für künftige Uploads ab dem Tag X alles umzustellen. Danach könnte man in aller Ruhe die alte Firma liquidieren und wäre vor einer weiteren zivil- oder strafrechtlichen Verfolgung sicher.
Missbrauch hat merklich zugenommen
Unmut droht den Sharehostern aber noch aus anderer Richtung. Die Nutzung von Streaming-Hostern hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Immer weniger Benutzer wollen die Filme auf ihren Festplatten speichern. Von daher wäre die Gründung eines Partner-Unternehmens sinnvoll, um auch den Markt illegaler deutschsprachiger Streaming-Hoster zu besetzen. Das Rechenzentrum dafür wäre schon vorhanden, die Server (von Uploaded) ebenfalls. Man darf nun gespannt abwarten, wann auch das letzte Unterehmen aus dieser Branche die Schweiz offiziell verlassen hat.
Tarnkappe.info