Totenkopf, abstrackt, Piratenfahne, Gemälde
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Bildquelle: magann

oha.to – ACE/MPA verlangen von Tonic.to Preisgabe der Kundendaten

Rechtsanwälte der ACE bzw. des US-amerikanischen Filmverbandes MPA verlangen von Tonic die Preisgabe der Identität der Betreiber von oha.to.

Die in Tiburon, Kalifornien (USA) ansässige Tochter des Domain-Registrars Tonic erhielt kürzlich wegen oha.to und diversen Streaming-Hostern eine Nachricht von den Juristen der MPA. Diese verfassten das Schreiben im Auftrag der Alliance for Creativity and Entertainment (ACE). Hauptsitz des Tonga Network Information Center (kurz Tonic) ist der gleichnamige Inselstaat. Dort ist der Mutterkonzern nicht juristisch greifbar.

Oha.to im Kreuzfeuer der ACE/MPA

oha.to
oha.to Screenshot (Ausschnitt)

Das gilt aber nicht für die US-amerikanische Tonic Domains Corporation, welche ihren Sitz mit dem Land der juristischen Gegenseite teilt. Mehrere US-Filmstudios verlangen von Tonic die Preisgabe der Realdaten der Domain-Inhaber von oha.to und diverser Streaming-Hoster. Konkret wirft man den Eigentümern vor, dass sie darüber urheberrechtlich geschützte Filme verbreitet haben. Gemeint sind Werke wie „Joker“ und den zweiten Teil des Horror-Films „A Quiet Place„.

Die Daten der abzuspielenden Streams bezieht man laut der E-Mail über Streaming-Hoster, wie Vivo.sx, voe.sx oder streamtape.com. Genannt wird in der E-Mail auch der Online-Speicherdienst File Clipbboard, der unter clipboard.cc einen simplen Zugang zu hochgeladenen Dateien ermöglicht. Wir haben uns vor zwei Tagen an die Betreiber von Vivo.sx gewendet, um mehr in Erfahrung zu bringen. Allerdings haben wir bis heute keine Antwort auf unsere Anfrage erhalten. Kein Wunder, denn ACE und MPA sind auch hinter ihnen und den genannten Wettbewerbern her.

Nur die Muttergesellschaft von tonic.to ist nicht angreifbar!

Der E-Mail der MPA/ACE beigefügt ist ein Dokument des Bezirksgerichts Kalifornien (Westliche Kammer). Zweck der Vorladung sei es, die Identität der Personen zu erfahren, die mit den im Schreiben genannten Domains verknüpft sind. Diese hätten die ausschließlichen Rechte der ACE-Mitglieder an ihren urheberrechtlich geschützten Werken ohne deren Genehmigung verwertet. Natürlich geschah dies ohne jegliche Weitergabe der Einnahmen an die tatsächlichen Rechteinhaber.

Das Vorgehen an sich ist nicht neu. Mitglieder der amerikanischen Filmwirtschaft richten sich bei juristischen Bestrebungen schon seit einigen Monaten an die Domain-Registrare, sollten sie bei den Webhostern und Seitenbetreibern selbst nicht weiterkommen. Über gerichtliche Vorladungen an die kalifornische Tochter von Tonic.to haben wir schon häufiger berichtet.

Die Vorladung ist trotzdem interessant, weil sie sich neben den Streaming-Hostern auch um die Domain oha.to dreht. Der Name fiel in der Vergangenheit häufiger im Internet in Verbindung mit der Rokkr TV Box und anderen Set-Top-Boxen. Das alleine beweist natürlich noch keinen Zusammenhang.

tonic.to Logo

Die aus der Schweiz stammende Rokkr Box ist allerdings komplett legal und somit aus der Haftung raus, weil die verfügbaren Inhalte elementar von der eingegebenen Bundle-URL abhängen. So wie man den Tor-Browser missbräuchlich einsetzen kann, um sich damit Drogen in einem Darknet-Shop zu kaufen, so kann man auch diese Hardware für Urheberrechtsverletzungen missbrauchen. Beides, Tor-Browser und die Rokkr TV-Box, haben die Macher nicht für irgendwelche illegalen Zwecke vorkonfiguriert.

Wie schon erwähnt, beziehen die Unbekannten die Daten für die Streams über verschiedene Streaming-Hoster, deren Eigentümer deswegen kaum glücklich sein können, schließlich zeigt die auf Android basierende Box ihre Werbung nicht an. Das heißt, voe.sx, Vivo.sx, Streamtape & Co. haben den Aufwand aufgrund des massiven zusätzlichen Datenverkehrs. Doch auf der Einnahmen-Seite fällt für sie rein gar nichts ab.

Um diese Werke und Domains dreht sich die gerichtliche Vorladung.

Man wird sehen, ob diese Vorladung von Erfolg gekrönt sein wird. Wenn die Hintermänner von oha.to bzw. der Streaming-Hoster die Angaben eines Strohmanns oder schlichtweg falsche Daten bei der Kundenregistrierung bei Tonic.to angegeben haben, dürfte die Angelegenheit im Sande verlaufen.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.