Der Logistikchef der Schwyzer Kantonspolizei soll im Darknet Schusswaffen verkauft haben. Nun ermittelt die Bundesanwaltschaft.
Wie der Tagesanzeiger.ch informiert, läuft gegen den Logistikchef der Schwyzer Polizei ein Ermittlungsverfahren. Man wirft ihm vor, im Darknet unter dem Pseudonym «Clultimate» Waffen im großen Stil und in breitem Repertoire, wie Handfeuerwaffen, Schrotflinten, Sturm- und Scharfschützengewehre und vieles mehr, über Jahre hinweg zusammen mit einem in Deutschland Involviertem verkauft sowie polizeiinterne Informationen weitergegeben zu haben.
Ist Clultimate ein Logistikchef der Schweizer Polizei?
Die Ermittlungen führten auch deutsche Beamte auf die Spur des Schwyzers. Bei der Verhaftung eines jungen Mannes im Jahr 2013 wurde schnell klar, dass viele der hier beschlagnahmten Waffen vom Logistikchef stammen. So besuchte der inzwischen verurteilte Deutsche den Kapo-Mitarbeiter regelmässig in Einsiedeln. Im Darknet agierten sie Hand in Hand, wobei der Deutsche für die Übergabe der Waffen und die Finanzen zuständig war, der Schweizer hat den Nachschub besorgt. Wie die Ermittlungen ergaben, hätten sich die beiden Männer bei einer Militaria-Messe, einer Sammlerbörse für Waffen, kennengelernt. Der Deutsche belastete seinen Schweizer Partner und stellt ihn als Drahtzieher dar. Somit sind auch deutsche Strafverfolgungsbehörden an diesem Fall interessiert. Sie richteten an ihre Schweizer Kollegen ein Rechtshilfebegehren.
Durch die deutschen Ermittler wusste auch die Strafverfolgungsbehörde der Schweiz vom aktiven Mitwirken ihres Beamten. Jedoch reichten die Ergebnisse der Ermittler nicht für einen gesicherten Tatverdacht aus. Daher verging zwischen dem ersten Kontakt der deutschen Polizei und der Hausdurchsuchung des Schweizer Beamten noch fast ein Jahr.
Unzählige Waffen beschlagnahmt
Am 22. Februar 2018 wurde der Schwyzer dann von der Bundesanwaltschaft verhaftet. Bei einer bei ihm in Einsiedeln durchgeführten Hausdurchsuchung wurden die Ermittler schnell fündig und der Verdacht erhärtete sich. Sie stießen auf ein immenses Waffenarsenal, sodass nicht einmal die Wagen der Fahrer zum Abtransport der Waffen ausreichten. Es mussten erst größere Transporter angefordert werden. Aber auch sein Büro nahmen die Ermittler genau unter die Lupe. Das rief Erstaunen bei seinen Dienstkollegen hervor, sei er doch bisher nie negativ aufgefallen. Allerdings wurde er noch am gleichen Tag vom Dienst freigestellt.
Laut Informationen des Tagesanzeigers war der Logistikchef im «Spackentreff» aktiv tätig, einem illegalen Schwarzmarkt für Waffen, der zum Darknetforum „Deutschland im Deep Web“ (DiDW), gehörte, das inzwischen am 8. Juni 2017 mit der Verhaftung des Betreibers für immer vom Netz genommen wurde, also genau in dem Forum, aus dem auch die Glock 17 stammte, die David S. beim Amoklauf in München benutzte, um damit neun Menschen und sich selbst zu töten. Dem Beschuldigten zollte man im «Spackentreff» großen Respekt als Waffenspezialist. «So einen wie ihn soll es kein zweites Mal geben», zitiert man einen wieteren Händler von dort.
Ein Waffenspezialist wie kein zweiter?
Allerdings weist die Bundesanwaltschaft einen eventuell aufkommenden Verdacht gleich zurück. Gemäß ihren Emittlungsergebnissen stamme die Glock 17 von David S. nicht aus der Schweiz und ist zudem auch nicht vom in der Schweiz Beschuldigten geliefert worden. Die Bundesanwaltschaft ermittelt nun noch in dem Fall, ob und in welchem Ausmaß sich die Anschuldigungen gegen den Logistikchef bestätigen.
Konkret werden ihm vorgeworfen: Widerhandlung gegen das Kriegsmaterialgesetz, Widerhandlung gegen das Waffengesetz, Begünstigung und Verletzung des Amtsgeheimnisses. Bisher allerdings gilt die Unschuldsvermutung. Inzwischen befindet sich der Logistikchef nach eineinhalb Monaten U-Haft auch wieder auf freiem Fuß: Es bestehe keine Verdunklungs- oder Fluchgefahr. Seine Arbeit hat man ihm jedoch bereits gekündigt. Die Stelle wurde durch die Kapo Schwyz neu ausgeschrieben. Auch bei der Kantonspolizei Schwyz war der Beschuldigte für die Beschaffung von Waffen und Munition zuständig. Nachforschungen auf ein Fehlen an Dienstwaffen ergaben, dass davon keine abhanden kamen, jedoch stieß man auf Unregelmäßigkeiten bei Munitionseinkäufen. Hier fehlte Munition im Wert von mehreren Zehntausend Franken.
Foto Brett_Hondow, thx! (CC0 1.0 PD)
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