crimenetwork, cnw, Screenshot
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Crimenetwork: STRG_F berichtet über das „eBay für Gangster“

Gestern erschien beim Rechercheformat STRG_F eine Dokumentation über das Fraudforum Crimenetwork. Lohnt sich das Einschalten bei YouTube?

Am gestrigen Dienstag erschien beim Rechercheformat STRG_F eine Dokumentation über die Hintergründe des Crimenetwork. Der Kollege vom NDR versuchte verzweifelt, sich mit hochrangigen Mitgliedern dieses Fraud-Forums zu treffen.

STRG_F sucht nach Gesprächspartnern vom Crimenetwork

2017 fing das neue Rechercheformat STRG_F mit einer Reise durch Afghanistan mit einem Esel an. Die Doku-Reihe richtet sich an das junge Publikum, weswegen man zeitgleich die eigenen Kanäle bei Twitter, Facebook, Instagram und YouTube bedient. Zielgruppe sind die Zuschauer im Alter von 20 bis 29 Jahren, wie der NDR die Reihe im Jahr 2017 angekündigt hat. Man produziert für die Mediathek, aber eigentlich werden sich die meisten Leute die Dokus bei YouTube anschauen. Inhaltlich geht es um einen bunten Blumenstrauß an Themen. Da wären beispielsweise Beiträge über die AfD, den Cyberbunker, die neue Generation der IRA, Julian Assange, ein Interview mit Edward Snowden etc. Es geht aber auch um einige sehr skurril wirkende Themen.
Gestern drehte sich alles um das Fraud-Forum Crimenetwork. Ein hochrangiges Mitglied der CNW-Boardleitung war zwar gerne per Chat dazu bereit, Auskunft über sich und seine Motive zu geben. Doch zu einem Telefonat oder persönlichen Treffen kam es nie. Das war der Person, mit der wir auch hin und wieder lose in Kontakt sind, offenkundig zu heiß. Wir haben mehrere Szenekenner gefunden, die den Film teils sehr gut und teilweise zu oberflächlich fanden. Ein anderer kritisiert, man dürfe die Kontaktpersonen des Journalisten nicht für den durchschnittlichen Hintermann halten. Hinter der Sache stecke ein sehr gut organisiertes Business, welches strikten Regeln folgt. Redefreudige Personen, die lediglich nach ein wenig Ablenkung und Aufmerksamkeit suchen, sollte man dort hingegen nicht vermuten.

Boardleitung selbst zerlegt?

Spannend war für unseren Insider auf jeden Fall, wie man sich bei der Boardleitung des CNW „selbst zerlegt“ hat. Während von oben die Anweisung kam, keine Pressekontakte zu dulden, waren manche Verkäufer dennoch im Kontakt mit dem NDR. Doch filmen oder ihre Stimme aufnehmen lassen wollte sich niemand. Interessant auch das Gespräch mit Staatsanwalt Thomas Goger der zwischen den Zeilen zugeben musste, wie es um die Sicherheit der Hintermänner vom Crimenetwork steht. Im Prinzip warten die Polizeibeamten nur darauf, dass jemand einen Fehler macht und keine Vorsicht walten lässt. Eine Pizza, die man an die eigene Adresse liefern lässt. Oder wenn man vergisst, vor dem Surfen das VPN zu aktivieren etc. Bei den Kunden solcher Angebote können umfangreiche Datenfunde auch schon mal zu deutschlandweiten Razzien führen. Doch das Crimenetwork ist online, als wäre nie etwas geschehen.

Fazit der Dokumentation

Wie dem auch sei. Dies ist eine lohnenswerte Dokumentation, die 20 Minuten sind definitiv  gut investiert. Neues werden Nutzer dieses Forums sicher nicht mehr erfahren. Doch für alle Außenstehenden bietet die Reportage einen leicht verständlichen Überblick über die deutschsprachige Fraud-Szene. Dann weiß man in etwa, wie das Ganze funktioniert und welche Vorsichtsmaßnahmen man selbst ergreifen sollte, um kein Opfer von Cyberkriminellen zu werden. Mehr mussten die Kollegen dafür nicht ins Detail gehen.
drugmazon
Tarnkappe.info
Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.