Chemical Love: Justiz verliert Drogengeld in Millionenhöhe
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Chemical Love: Justiz verliert Drogengeld in Millionenhöhe

Eine von der Justiz beschlagnahmte Bitcoin-Wallet mit Chemical Love-Drogengeld in Millionenhöhe ist von Unbekannten fast leergeräumt worden.

Der rheinland-pfälzischen Justiz ist es im April 2016 gelungen, einen der größten illegalen Internetshops für Drogen in Deutschland, Chemical Love, zu zerschlagen. Bei der Hausdurchsuchung stellten die Ermittler u.a. auch eine Bitcoin-Wallet des Betreibers mit rund 757 Bitcoins (BTC) sicher. Allerdings befanden sich die Strafbehörden nicht im Besitz des Private Key. So konnten sie das prall gefüllte Bitcoin-Wallet nicht sicherstellen, bevor es von Unbekannten geplündert wurde, berichtet die Zeitung Rheinpfalz.

Wie der Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer am Dienstag mitteilte, solle aktuell ein laufendes Ermittlungsverfahren Licht ins Dunkel zu bisher unbeantworteten Fragen rund um die unberechtigten Zugriffe auf die eigentlich beschlagnahmte Bitcoin-Wallet von Chemical Love-Betreiber Nicolas K. bringen.

Aus ermittlungstechnischen Gründen jedoch wollte Brauer sich nicht ausführlicher dazu äußern. Die Ermittler vermuten auf der Wallet Erlöse aus Drogengeschäften. Immerhin wären die eingangs vorhandenen 757 Bitcoin aktuell 33,3 Millionen Euro wert.

Bereits am 1. März 2017 kam es zu einer ersten Entleerung besagter Bitcoin-Wallet. Bisher scheinbar spurlos verschwanden dabei etwa 264 Bitcoin. Zwei Jahre danach, Ende 2019, entnahmen die Private Key-Besitzer abermals 489 Bitcoin und transferierten diese auf neue Adressen. Aber auch an die verbliebenen 54 Bitcoin mit einem aktuellen Gegenwert von 2,3 Millionen Euro kommen die Beamten nicht heran.

Zwar würde das Geld ausreichen, um die Schulden des inzwischen verurteilten Hautbeschuldigten zu begleichen, nur nützt ihm dies wenig. Zusätzlich zu einer Haftstrafe von 15 Jahren sollte Nicolas K., der Sohn eines früheren Stuttgarter Bundesliga-Fußballers, zuerst 10 Millionen Euro an die Staatskasse zahlen. In einem späteren Urteil reduzierte sich der zu zahlende Betrag dann auf 1,5 Millionen Euro.

Chemical Love: Das Zalando im Darknet

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Mit Werbesprüchen wie: „Höchste Qualität, diskrete Verpackung, günstige Preise“ oder „Wir kennen alle Tricks“ brachte Chemical Love Produkte an seine Kunden. Er galt als Zalando für Drogen.

So konnte man u.a. sowohl Designerdrogen, Psychedelika, aber auch Kokain, Ecstasy und Heroin von dort beziehen. Zudem lieferten die Paketdienste im Auftrag der Betreiber Crystal Meth, LSD und Amphetamine bequem nach Hause. Die Bezahlung erfolgte in BTC. Mehr als 1.500 Verkäufe sollen per Post verschickt worden sein. Laut der Staatsanwaltschaft war es der größte Drogen-Webshop Deutschlands.

Obwohl Chemical Love nicht nur im Darknet, sondern auch im Clearnet seine Ware anbot, schien der Online-Shop lange Zeit für die Behörden uneinnehmbar zu sein. Im Frühling 2016 kam das Geschäft dann jedoch plötzlich ins Stocken. Der Händler schien verschwunden und reagierte nicht mehr auf Anfragen. Nach einer Razzia am 14. April 2016 im pfälzischen Rülzheim saßen die drei mutmaßlichen Hintermänner in Landau infolge vor Gericht.

Als die Beamten im April 2016 das Depot der Bande in Rülzheim durchsuchten, fanden sie neben dem Trio und anderen Beweisen auch eine stattliche Menge Rauschgift: 55 Kilo Amphetamine, 25.000 XTC-Pillen, 1,3 kg Kokain und 4 Kilo Heroin. Das meiste in „sehr guter Qualität“, wie die Staatsanwaltschaft damals bestätigte.

Darknet

Der Hauptangeklagte Nicolas K. soll unter dem Alias z100 die Fäden von Chemical Love gezogen haben. Als Mastermind hinter der Organisation soll er die Mitangeklagten Dennis T. und dessen Bruder René L. erst für sein Business angeworben haben. Sie hätte er – wie auch seinen Vater – zur „Umsetzung seines Tatplans“ gebraucht.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.