Das Landeskriminalamt und die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz warnen vor einem Identitätsdiebstahl mittels dem Video-Ident-Verfahren.
Aufgrund aktueller Vorfälle warnen das Landeskriminalamt und die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz vor Identitätsdiebstahl. Man rät den Lesern stets zu größter Vorsicht. Dabei ist es egal, ob es sich dabei um „einen Job bei einem bekannten Unternehmen, eine bezahlbare Wohnung im umkämpften Mietmarkt“ handelt. Solche verlockenden Angebote könnten sonst leicht in einer Falle enden, indem man seine persönlichen Daten bei einem Video-Ident-Verfahren preisgibt, unterrichtet das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz in einer Pressemitteilung.
Häufig nachgefragt: das Video-Ident-Verfahren
Das Video-Ident-Verfahren wird beispielsweise von Online-Banken (sogenannter Direktbanken) zur Bestätigung der Kundenidentität per Video-Chat verwendet. Es kommt bei verschiedenen Aktivitäten zum Einsatz. So wie der Eröffnung eines neuen Bankkontos, dem Abschließen eines Mobilfunk-Vertrages oder dem Ausführen von Online-Bestellungen bei FSK18-Titeln. Zur Einleitung des Verfahrens verschickt die Online-Bank per E-Mail einen Link, der zumeist auf eine abgesicherte Seite eines unabhängig von der Bank agierenden Unternehmens weiterleitet. Ein dort tätiger Mitarbeiter führt dann das Verfahren mit dem Kunden durch, wobei man selbst vor der Kamera sichtbar präsent sein sollte und den weiteren Anweisungen Folge leisten muss. Auch der Personalausweis sollte dabei schon griffbereit vorliegen. Meistens wird der Prozess abgeschlossen durch die Eingabe eines zusätzlichen Sicherheitscodes, der einem per E-Mail oder SMS zugeht. Danach wird die Identität erfolgreich bestätigt.
Anwendung des Video-Ident-Verfahren birgt Sicherheitsrisiken
Cyberkriminelle haben das Video-Ident-Verfahren längst als nützliches Werkzeug für sich entdeckt. Sie gehen dabei sehr differenziert und äußerst trickreich zu Werke. Ziel ist es hierbei, ohne Wissen der Verbraucher ein Konto auf deren Namen bei einer Direktbank einzurichten. Das Konto wird anschließend für unlautere Zwecke, wie zur Geldwäsche, missbraucht.
Ein möglicher Weg, den die Betrüger dafür einschlagen könnten, wäre die Schaltung falscher Stellenangebote unter dem Namen bekannter Unternehmen. Sie richten dazu Fake-Seiten ein, die denen des Unternehmens ähneln. Bewerbungen erfolgen ausschließlich online, ein persönliches Gespräch lehnt man ab. Dann fordert man im nächsten Schritt von den potentiellen Bewerbern alle relevanten Daten. So z.B. einen beidseitigen Scan vom Personalausweis oder den Lebenslauf mit Foto. Oder ein Selfie mit dem Personalausweis in der Hand sowie gegebenenfalls Bankdaten.
Der Weg für die Gauner ist nun frei zum Stellen eines Antrags auf Eröffnung eines Kontos bei einer Bank. Wobei der gesamte Mail-Verkehr über sie selbst läuft. Für das noch fehlende Video-Ident-Verfahren hat man im letzten Schritt die Bewerber gebeten, eine vorgegebene Video-App zu installieren, die angeblich zur Identifikation dient, da ja kein persönliches Gespräch stattfand. Real jedoch durchlaufen die so Geprellten das Video-Ident-Verfahren bei einer Bank zur abschließenden Kontoeröffnung und wären damit in die so aufwändig ausgeklügelte Falle getappt.
Bei anderen Möglichkeiten werden Verbraucher gar nicht erst darüber getäuscht, dass es um das Anlegen eines neuen Kontos geht, wie beim Anmieten einer neuen Wohnung: hier wird einfach gesagt, es handle sich um die Eröffnung eines Kautionskontos. Am Beispiel eines angeworbenen Produkttesters wird suggeriert, sie sollen genau dieses Video-Ident-Verfahren testen. Wie man sieht, gibt es viele verschiedene Wege für die Betrüger – und alle führen zum gleichen Ziel, der ersehnten Kontoeröffnung.
Schutzmaßnahmen: Was ist zu beachten?
Wer bereits auf einen solchen Trick hereingefallen ist, wird nicht selten anschließend mit strafrechtlichen Vorwürfen konfrontiert, weil unter ihrer Identität Straftaten begangen wurden. Wie Julia Gerhards, Referentin für Verbraucherrecht und Datenschutz bei der Verbraucherzentrale Rheinland- Pfalz, treffend ausführt, stehen für die Betroffenen dann die Fragen im Raum. „War es naiv von mir, den Erklärungen und Versprechungen der Täter zu glauben? Hätte ich erkennen müssen, dass da irgendetwas nicht stimmt? Denn die so genannte Leichtfertigkeit kann böse Konsequenzen haben“.
Wichtige Tipps und Hinweise, um gar nicht erst einem solchen Schwindel zu erliegen, kommen vom Landeskriminalamt und der Verbraucherzentrale:
– Lassen Sie sich niemals auf die Durchführung eines Video-Ident-Verfahrens bei einer Bank ein, es sei denn, Sie
selbst möchten dort ein Konto eröffnen.
– Seien Sie vorsichtig mit der Preisgabe persönlicher Daten. Und auch bei der Übersendung von Ausweiskopien oder Fotos, auf denen auch der Ausweis zu sehen ist.
– Versenden Sie niemals eingescannte amtliche Dokumente (Ausweiskopie, Zulassungsbescheinigungen usw.) oder ähnliche sensible Informationen (Gehaltsnachweis, Schufa usw.) an unbekannte Personen.
– Prüfen Sie vorher genau, ob das Jobangebot und die angegebene Mailadresse oder das Portal auch tatsächlich von dem genannten Unternehmen stammen.
– Wenn Sie befürchten, auf einen Betrug hereingefallen zu sein, wenden Sie sich umgehend an die Polizei und informieren Sie die Bank.
Foto Anemone123, thx! (Pixabay Lizenz)
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