Bankbetrug, Kreditkarten
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Kreditkartenbetrug: Acht Jahre Haft für 55-Mio.-Dollar-Bankbetrug

Acht Jahre Haft für 55-Mio.-Dollar-Bankbetrug bekam der türkische Hacker Ercan Findikoglu. Die Strafe sprach ein Gericht aus in New York.

Der Drahtzieher eines großangelegten Bankbetrugs, der türkische Hacker Ercan Findikoglu, wurde am Freitag von einem Gericht in New York für schuldig gesprochen, berichtet Reuters. Der 35-Jährige wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft war zunächst von 60 Jahren Haft ausgegangen.

In koordinierten Aktionen bandenmäßiger Computermanipulation räumten die kriminellen Hacker mittels manipulierter Prepaid-Kreditkarten zahlreiche Geldautomaten in verschiedenen Ländern aus.

Von Bankbetrug auch JPMorgan Chase betroffen

Die Täter hatten sich u.a. Zugang zum Sicherheitssystem einer Firma im indischen Bangalore verschafft, die Abrechnungen von Kreditkarten verwaltet. Dort hoben sie deren Limit auf und kopierten alle Daten, die sie zum Fälschen von Magnetkarten-Rohlingen brauchten. Findikoglu soll die Pin-Codes der manipulierten Karten an Hunderte Komplizen geschickt haben, die damit dann Geldautomaten um große Bargeldmengen erleichterten. Den Anklägern zufolge hatten sich Findikoglu und dessen Komplizen weiterhin zwischen 2011 und 2013 Zugang zu den Computern mehrerer Geldinstitute verschafft, um Prepaid-Kreditkarten zu manipulieren, u.a. auch Kreditkarten der US-Bank JPMorgan Chase.

Bei einem Raubzug im Februar 2013 erbeuteten die Hacker auf diese Weise nur in New York 2,4 Millionen Dollar. Sie brauchten dafür zehn Stunden. Komplizen sind in Manhattan dafür ausgeschwärmt, um jeweils mehrere Tausend Dollar pro Automat abzuheben.

Die Bande, deren Kopf Findikoglu gewesen sein soll, hatte in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar 2013 in 24 Ländern Bankautomaten geplündert und dabei 40 Millionen US-Dollar erbeutet, davon allein 1,8 Millionen Euro in Deutschland. Bereits zwei Monate zuvor soll die Bande laut den Gerichtsakten 5000 Geldautomaten in 20 Ländern ausgeräumt haben. Dabei hoben die Diebe fünf Millionen Dollar ab.

Strohmänner verteilten das Geld

Ein Prozent der Beute sei an Findikoglu überwiesen und über Strohmänner in der Türkei, Rumänien und der Ukraine an ihn übergeben worden. Insgesamt werden Findikoglu drei solcher Cyberraubzüge vorgeworfen, mit einer Beute von insgesamt 55 Millionen Dollar. Dieser Fall zählt zu einem der größten bekannten Cyber-Verbrechen aller Zeiten.

Lange hatte es Ercan Findikoglu geschafft, sich der Strafverfolgung erfolgreich zu entziehen. Laut Gerichtsakten habe er seine Spuren im Netz verwischt. Auch habe er sich von den USA und europäischen Ländern ferngehalten, um keine Auslieferung zu riskieren. Einem Komplizen habe er geraten, auf keinen Fall in die USA zu reisen. Mit den Worten „Du wirst verhaftet werden“ wird der Hacker zitiert.

Kronzeuge überführte Täter

Auf die Spur kam ihm der amerikanische Secret Service aufgrund einer Aussage eines Kronzeugens. Als Findikoglu zum Weihnachtseinkauf im Jahr 2013 nach Frankfurt reiste, identifizierte das BKA die IP-Adresse des Hotels Jumeirah, weil er im Hotel-WLAN seine E-Mails abgerufen hatte. Daraufhin forderte das BKA den Kriminaldauerdienst auf, den Mann in Gewahrsam zu nehmen. Das Gesuch ging per E-Mail ein, 41 Minuten nachdem sich der Hacker eingeloggt hatte. Fünf Beamte fuhren daraufhin in den 17. Stock des Luxushotels und fassten den 32-Jährigen, nach dem der US-amerikanische Secret Service bereits seit einiger Zeit gesucht hatte. Die Polizei stellte ihn in seinem Hotelzimmer und beschlagnahmte ein Notebook, mehrere Handys sowie Sim-Karten. Außerdem hatte er Bargeld im Wert von etwa 14.000 Euro bei sich. Deutschland lieferte ihn im Jahr 2015 an die USA aus.

Der Bankbetrug verhalf sowohl Findikoglu als auch seinen Helfern zu großem Reichtum. Laut Medienberichten besaß der Hacker vier Wohnungen im teuren Istanbuler Stadtteil Nisantasi und eine 500.000-Dollar-Villa im exklusiven Badeort Bodrum, Luxusautos und eine Yacht.

Findikoglu entschuldigte sich für den Schaden, den er verursacht hatte, zeigte Reue und zog Bilanz, als er sagte: „Ich hätte meine Fähigkeiten besser einsetzen können. Stattdessen habe ich sie verschwendet.“ Auch hätte er seine Frau und seinen Sohn seit seiner Verhaftung nicht mehr gesehen.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.