Datenkrake
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Google: Manipuliert der Suchmaschinen-Gigant unsere Suchergebnisse?

Google seit jeher verdächtigt, unsere Suchergebnisse zu manipulieren. Eine Recherche vom Wall Street Journal gewährt interessante Einblicke.

Seit jeher wird Google immer wieder verdächtigt, unser aller Suchergebnisse im großen Stil zu manipulieren. Eine Recherche vom Wall Street Journal, gewährt jetzt erstmals interessante Einblicke. Die Recherche zeigt uns, in welchem Ausmaß Google tatsächlich manipuliert und die Ergebnisse zu seinen Gunsten verändert. Nachrichten zu Google findet man sehr viele im Netz. Selten aber bekommt man die Gelegenheit dem Suchmaschinen Giganten etwas genauer in die Karten schauen zu können. Laut dem Nachrichten-Magazin Wall Street Journal, hat man mehr als 100 Interviews geführt. Auch haben Mitarbeiter vom Wall Street Journal ausführlich Googles Suchmaschine auf Herz und Nieren getestet.

Google: von Algorithmen und Billiglohn-Arbeitern

google censoredJede Minute werden weltweit, schätzungsweise 3,8 Millionen Such-Abfragen in Googles Suchmaschine eingegeben. Das Unternehmen schafft es damit, auf einen Marktanteil von ungefähr 90% zu kommen. Mit diesem Monopol, bestimmt Google auf erschreckende Weise, wie viele Menschen das Internet wahrnehmen. Was nun, wenn man dieses Monopol ausnützt und unsere „Sicht auf das Internet“ bewusst manipuliert? Denn das zumindest möchte das Wall Street Journal jetzt herausgefunden haben. Hier die wichtigsten Fakten auf einen Blick:
  • Google nimmt mit Hilfe von Algorithmen Änderungen an seinen Suchergebnissen vor. Große Unternehmen behandelt man gegenüber kleineren Unternehmen bevorzugt. In mindestens einem Fall, sind Änderungen zu Gunsten eines großen Werbetreibenden (eBay Inc.) bekannt geworden. Dies geschah ganz entgegen Googles öffentlicher Position, dass man nie diese Art von Maßnahmen ergreift. Nach Angaben von Personen, die mit dieser Angelegenheit vertraut sind, pusht die Suchmaschine auch einige andere wichtige Websites, wie beispielsweise die von Amazon und Facebook.

    Schwarze Listen

  • Obwohl der IT-Konzern dies öffentlich abstreitet, führt man schwarze Listen, um bestimmte Websites zu entfernen oder andere daran zu hindern, in Suchergebnissen zu erscheinen. Diese Vorgehensweise funktioniert unabhängig von denen, die Websites blockieren, wie es das US-amerikanische oder ausländische Recht vorschreibt. Also z.B. solche, die Kindesmissbrauch oder Urheberrechtsverletzungen aufweisen. Oder von Änderungen, die darauf abzielen, Spam-Websites, daran zu hindern, das System zu manipulieren, um bessere Ergebnisse in Googles Suchmaschine zu erzielen.
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    Um seine Suchergebnisse auszuwerten, beschäftigt Google mehr als 10.000 Billiglohn-Arbeiter. Deren Zweck, ist es nach Angaben des Unternehmens, manuell die „Qualität der Rankings der Algorithmen zu bewerten und die Suchergebnisse von unerwünschten Treffern zu reinigen“. Die vom Wall Street Journal befragten Arbeitskräfte gaben jedoch an, dass ihnen immer wieder Anweisungen vom Management erteilt wurden, welche Suchergebnisse sie hoch- oder herunterstufen sollten. Ihre Rückmeldungen sorgen also indirekt dafür, dass eine Webseite in den Suchergebnissen weiter oben oder unten angezeigt wird. Google nennt das Ganze dann „eine Optimierung der Algorithmen“.

Google: Aber wir indexieren doch nur das Internet!

Die Suchmaschinen-Algorithmen werden zudem regelmäßig von Googles Führungskräften und den hauseigenen Ingenieuren getestet und weiterentwickelt. Sie versuchen zwar auch, relevante Suchergebnisse zu liefern. Sie versäumen es dabei aber auch nicht, eine Vielzahl von mächtigen Interessen befriedigen. Auch der Jahresgewinn ihrer Muttergesellschaft (Alphabet Inc.) von mehr als 30 Milliarden Dollar jährlich, muss stetig gesteigert werden. Die Suchmaschine von Big G. ist heute nicht ohne Grund, die am stärksten frequentierte Website der Welt und überschreitet 90% des Marktanteils aller Suchmaschinen. Die Marktkapitalisierung der Muttergesellschaft Alphabet Inc. beträgt mittlerweile mehr als 900 Milliarden Dollar. Google wird zwar nicht müde, immer wieder zu behaupten: „wir indexieren nur das Internet“. So ganz glauben möchte man diese Behauptung allerdings nicht mehr. Dass das Unternehmen schon mal gerne „unbequeme“ Suchergebnisse verschwinden lässt, zeigt folgendes Beispiel.

Ein kritisches Video verschwindet auf Seite 12

Im Herbst 2018 veröffentlichte das rechtspopulistische Breitbart News Network ein durchgesickertes Video von Google-Führungskräften (siehe oben). Im Video der News-Webseite kann man beispielsweise die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin sehen. Zu Wort kommen in einem internen Meeting auch Ruth Porath, Managerin bei Alphabet, Kent Walker und Google CEO Sundar Pichai, die sich nach der Wahl von Präsident Trump zwei Jahre zuvor ziemlich verärgert an ihre Mitarbeiter gewendet hatten. Eine Gruppe von Mitarbeitern bemerkte damals, dass das Video erst auf der 12. Seite der Suchergebnisse erschien, wenn man „Google Video Trump“ googelte. Auch in diesem Fall sah es so aus, als würde man ein Suchergebnis mit Absicht verstecken. Erst nachdem sich Mitarbeiter intern darüber beschwert hatten, tauchte das geleakte Video plötzlich weiter vorne in den Suchergebnissen auf.

Wie verantwortungsvoll geht Big G. mit dem Quasi-Monopol um?

Breitbart leak
Breitbart Video Leak
Ist sich Google der enormen Verantwortung bewusst, die sie als marktführende Suchmaschine haben? Nutzt Google diese Machtposition gnadenlos aus, um sich und gut zahlende Werbepartner gut dastehen zu lassen? Auch hier dürfen wir nicht vergessen, dass Google schon des Öfteren wegen unfairem Wettbewerb Ärger bekommen hat. Erwähnt werden sollte an dieser Stelle auch die intensive politische Lobbyarbeit des Konzerns. Es ist allgemein bekannt, dass Google dabei nicht gerade zimperlich vorgeht. Wenn es um seine Interessen geht, weiß Google sich durchzusetzen. Bleibt zu hoffen, dass die ca. 50 US-Bundesstaaten, die Google derzeit prüfen wollen, uns etwas mehr Licht ins Dunkel bringen können. Beitragsbild vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, thx! (CC BY-SA 3.0) Tarnkappe.info
Sunny

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.