Das Kampagnen-Netzwerk Avaaz im Interview. Wie gut sind die Guten? Wie transparent sind sie? Wer steckt eigentlich dahinter und steuert sie?
Wer oder was ist Avaaz?
Avaaz war in den letzten Jahren sehr fleißig. Zum Zeitpunkt des Interviews umfasste die hauseigene Datenbank mit E-Mails „nur“ 21 Millionen Stück, jetzt ist es weit mehr als das Doppelte. Dabei wird man schneller zu einem Mitglied des Avaaz-Netzwerkes, als man denkt. Hat man einmal für Greta Thunberg, die Erhaltung der Bienen oder gegen Monsanto-Patente oder bestimmte Pestizide abgestimmt, schon hinterlegt der Anbieter den Namen und die E-Mail-Adresse für künftige Kampagnen. Die nächste Aufforderung zum Mitzeichnen einer neuen Kampagne verschickt man bestimmt. Doch was bringt der elektronische Aktivismus überhaupt, zumal die teilnehemenden Couch-Potatoes nur einen einzigen Finger dafür rühren müssen? Wir fragen im Rahmen unserer vier Interviews, was Online-Petitionen dauerhaft bewirken, weil die Politiker die Unterschriftensammlungen zumindest der privaten Anbieter ignorieren können. Hier der Link zu unserem einführenden Leitartikel zum Thema E-Partizipation.Avaaz – wirklich effektiver als die Vereinten Nationen?
Ein Impressum oder den Namen eines Ansprechpartners innerhalb von Europa sucht man vergebens. Nachrichten kann man lediglich über anonyme Kontaktformulare verschicken. Unsere englischsprachige Interviewanfrage hat man mehrere Wochen lang nichtt beantwortet. Das änderte sich erst, als wir die Kontaktdaten des Berliner Mitarbeiters Christoph Schott ausfindig machen konnten. Schott arbeitete früher für die Züricher Kreativagentur Spinas Civil Voices, die bis dato Werbung für zahlreiche NGOs erstellt. Der ehemalige Deutschlandsprecher Julius van de Laar war im Wahlkampfteam von Barack Obama und im SPD-Wahlkampfteam der Kommunikationsagentur A&B Face2Net tätig. Heute berät van de Laar gemeinnützige Organisationen wie Amnesty International, WWF, Greenpeace und last, but not least, den Avaaz-Konkurrenten Change.org.
PR-Slogans statt Fakten
Auf manch unserer Fragen erhielten wir schön klingende Slogans, für die sich eine Werbeagentur verantwortlich zeichnen könnte. Zufriedenstellend waren nur die wenigsten Antworten, wenn es um problematische Aspekte ging. Man möchte nach außen den Eindruck vermitteln, die Organisation würde alleine durch den Willen ihrer Mitglieder gesteuert werden. Man lasse sich vom Meinungsbild seiner Teilnehmer steuern, das wie ein Segelboot vom Wind getrieben wird. Doch stimmt das wirklich? Neue Kampagnen werden stichpunktartig an 10.000 Personen der Avaaz-eigenen Datenbank verschickt, um zu prüfen, wie diese ankommen. Doch dann bestimmen nicht die Befragten, sondern alleine die Mitarbeiter von Avaaz, was auf der Startseite erscheint und was nicht. Was dort nicht erscheint, ist chancenlos. Zwar wird jeder Besucher dazu aufgefordert, seine eigene Kampagne einzureichen. Doch wessen Unterschriftensammlung beim Kommittee durchfällt, der riskiert, dass seine Aktion verschimmelt und später mangels Beteiligung eingestellt wird. Dieses Schiff folgt nicht den Wünschen einer Schwarmintelligenz, es wird von Wenigen von Hand gesteuert. Als wir die Nachnamen der Entscheidungsträger für den deutschsprachigen Raum erfragen wollen, erhalten wir keine Auskunft. Transparenz sieht wohl anders aus.Wie nachhaltig ist Slacktivism?
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Wachsende Kritik wegen Avaaz
Im Web wurden innerhalb der letzten Jahre mehrere Warnungen herausgegeben. Deren Hauptkritikpunkt lautet, Avaaz verbessere die Welt nicht, die Kampagnen sollen vielmehr der eigenen Sammelleidenschaft in Bezug auf die Nutzerdaten dienen. Mit dem Schein der Online-Beteiligung will die Vereinigung sogar angeblich ihre Nutzer beruhigen. Kritiker behaupten, die Bürger bedienten lieber ihre Maus und blieben zu Hause, statt für ihre Belange wütend auf die Straße zu gehen. Doch stimmt das wirklich? Wir versuchen es nun herauszufinden. Lars Sobiraj: Zunächst vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen. Worum handelt es sich beim Projekt Avaaz? Christoph Schott: Avaaz ist ein globales Kampagnen-Netzwerk mit über 20 Millionen Mitgliedern aus jedem Land der Welt. (Stand 2013. Jetzt sind es über 50 Millionen). Die Mitglieder tragen täglich dazu bei, die einfache demokratische Mission der Organisation zu erfüllen: Die Lücke zwischen der Welt, die wir haben und der Welt, die sich die meisten Menschen überall wünschen, zu schließen. Lars Sobiraj: Wann hat man es gegründet? Christoph Schott: Avaaz wurde im Jahr 2007 gegründet. Seit der Gründung vor 12 Jahren ist es zur weltgrößten Kampagnen-Gemeinschaft herangewachsen, in der sich Mitglieder zusammen für Themen einsetzen, die ihnen am Herzen liegen und die sie gemeinsam verändern wollen. Lars Sobiraj: Wer hat dem Projekt diesen Namen ausgesucht? Christoph Schott: Avaaz bedeutet “Stimme” oder “Lied” auf vielen Sprachen, einschließlich Hindi, Persisch, Türkisch und Bosnisch. Der Namen wurde von Mitgründer und Executive Director, Ricken Patel, ausgewählt.
Niemand darf jährlich mehr als 5.000 EUR spenden
Lars Sobiraj: Wer sind die Menschen, die das Gründungskapital gaben? Christoph Schott: Avaaz hat anfänglich mehrere kleine Zuschüsse von verschiedene Partnerorganisationen und gemeinnützigen Organisationen, wie zum Beispiel Res Publica, MoveOn, OSI und SEIU erhalten. Seit 2009 wird Avaaz ausschließlich von seinen Mitgliedern finanziert, wobei niemand mehr als 5.000 € spenden darf. Avaaz erhält keine Gelder von Regierungen oder Unternehmen und stellt somit sicher, dass die Stimme der Gemeinschaft ausschließlich die Wertvorstellungen seiner Mitglieder widerspiegelt. Lars Sobiraj: Wer sind die Menschen, die bei Avaaz mitarbeiten? Christoph Schott: Avaaz leistet Kampagnenarbeit in 16 Sprachen und besteht derzeit aus einem Kernteam von 70 Mitarbeitern aus aller Welt (Stand 2013). Entscheidend ist jedoch, dass Mitglieder aus jedem Land der Welt ihre Zeit in das Netzwerk investieren, indem sie Kampagnen vorschlagen, Petitionen unterzeichnen und an Freunde weiterleiten, an Veranstaltungen und Demonstrationen teilnehmen, Entscheidungsträgern E-Mails senden oder sie anrufen und ihre eigenen Kampagnen auf der Internetseite von Avaaz starten.Avaaz, wie ein Segelboot im Wind?
Lars Sobiraj: Wer leitet das Projekt und entscheidet über die Petitionen? Christoph Schott: Avaaz ist wie ein Segelboot und der Wind, der es antreibt, kommt von unseren Mitgliedern. Alle Kampagnen, die Avaaz durchführt, werden an einer zufällig ausgewählten Stichprobe von 10.000 Mitgliedern getestet. Jede Kampagne muss einen gewissen Grad an Zustimmung finden, um sicherzustellen, dass Mitglieder auch wirklich hinter dem Thema stehen. Jedes Jahr wird eine Umfrage an alle Mitglieder gesendet, um herauszufinden, welche Themen ihnen am Herzen liegen. Es werden auch regelmäßige Befragung durchgeführt, um die Ansichten der Mitglieder zu einer bestimmten Thematik besser zu verstehen.
Wer treibt die Organisation an, wer bestimmt die Richtung?
Lars Sobiraj: Können Sie das bitte konkretisieren? Nach welchen Kriterien sucht ihr aus? Wer führt die Auswahl durch? Ihr Segelboot wird sicher einen Steuermann haben, oder? Christoph Schott: Kampagnen werden sowohl von Mitgliedern als auch von Team-Mitgliedern vorgeschlagen. Alle Aktionen, die Avaaz durchführt, testen wir an einer zufällig ausgewählten Stichprobe von 10.000 Mitgliedern. Jede Kampagne muss einen gewissen Grad an Zustimmung finden, um sicherzustellen, dass Mitglieder auch wirklich hinter dem Thema stehen. Jedes Jahr versenden wir eine Umfrage an alle Mitglieder. Wir wollen damit herausfinden, welche Themen ihnen am Herzen liegen. Wir führen auch regelmäßige Umfragen durch, um die Ansichten der Mitglieder zu einer bestimmten Thematik besser zu verstehen.Wo sitzt der Steuermann dieses Bootes?
Lars Sobiraj: Nochmals: Wer führt die Prüfungen durch? Christoph Schott: Jeder kann auf der Plattform der Bürgerpetitionen seine eigene Kampagne starten. Aber unser Team prüft regelmäßig, ob diese faktisch korrekt und nicht irreführend sind. Wenn Kampagnen gestartet werden, über die unsere Mitglieder Bedenken haben – zum Beispiel, wenn sie beleidigend, obszön,hasserfüllt, rechtswidrig sind oder zu Diskriminierung anregen, können sie diese mit einem Klick auf den Link “Als unangemessen melden” (z.B. hier unten) melden und diese werden dann von einem Avaaz-Mitarbeiter geprüft. Sollten Sie tatsächlich den Nutzungsbedingungen der Bürgerpetitionen widersprechen, werden die Petitionen von unserem Team entfernt. Auch wenn eine Petition erstellt wird, die den Interessen unserer Mitglieder zu widersprechen scheint, senden wir eine kurze Umfrage an unsere Mitglieder und entfernen die Petition gegebenenfalls. Wir gehen sehr klar und transparent mit den Erstellern von Bürgerpetitionen um.
Ross und Reiter mag man nicht nennen!
Lars Sobiraj: Können Sie uns bitte auch die entsprechenden Nachnamen nennen? Diese Frage blieb leider ebenfalls unbeantwortet. Lars Sobiraj: Werden die von Usern eingereichten Petitionen auf Hoaxes oder Unsinn geprüft? Wenn ja, in welcher Form findet dies statt? Wer führt die Prüfungen durch? Christoph Schott: Auf unserem Portal für Bürgerpetitionen kann jeder eine eigene Petition starten und jeder kann eine Petition als unangemessen melden. Wenn eine Petition gestartet wird, die unserer Mission widerspricht, dann führen wir eine schnelle Mitgliederumfrage zu der Kampagne durch. Wenn Mitglieder ihr nicht zustimmen, dann kann die Petition unter Umständen von der Plattform entfernt werden. Im Gegensatz zu anderen kommerziellen Plattformen verfolgt unsere Gemeinschaft den Grundsatz, dass Benutzer keine Inhalte veröffentlichen dürfen, die zu Diskriminierung anregen oder verleumderisch, obszön, anstößig, hasserfüllt oder illegal sind. Solche Petitionen würde unser Team von der Internetseite entfernen.Ich wollte immer schon die Welt verändern.
Lars Sobiraj: Wie sind Sie selbst zum Projekt gekommen? Christoph Schott: Hi, ich bin Christoph und arbeite als Global Campaigner in Berlin. Ich wollte immer schon meine Zeit und meine Energie einsetzen, um etwas in der Welt zu verändern. Bevor ich bei Avaaz angefangen habe, habe ich für andere großartige NGOs gearbeitet. Hier habe ich mehr über globale Zusammenhänge, Probleme und deren Lösungsansätze verstanden. Als ich gesehen habe, wie Avaaz die grandiosen Möglichkeiten des Internets einsetzt um weltweit gleichgesinnte Menschen miteinander zu vernetzen und somit auf der ganzen Welt wirklich Veränderung zu erreichen, habe ich mich beworben. Solch eine globale Bewegung wäre vor 10 Jahren gar nicht möglich gewesen. Doch jetzt sehen wir jede Woche, wie Menschen aus aller Welt an der globalen Politik teilhaben und ihren Stimmen bei wichtigen, zukunftsweisenden Entscheidungen Gehör verschaffen. In der Vergangenheit konnten Bürger einen Wandel nur dadurch bewirken, dass sie alle paar Jahre wählen gehen oder gemeinsam protestieren. Doch Avaaz gibt Menschen Hoffnung und die Möglichkeit, auf Situationen Einfluss zu nehmen, von denen viele dachten, man können sie niemals verändern. Für mich persönlich ist es einfach fantastisch, für die weltweit größte Gemeinschaft für positiven Wandel zu arbeiten und zu helfen, die Hoffnung und Träume der 20 Millionen Menschen aus aller Welt zu vereinen. Lars Sobiraj: Wie viele Mitglieder stehen auf der Mailingliste, wie viele davon stammen aus Deutschland? Christoph Schott: Avaaz hat gerade die 20-Millionen-Schwelle überschritten. Das heißt, 20 Millionen Mitglieder aus jedem Land der Welt. Etwa 1.1 Millionen davon kommen aus Deutschland. Für mehr Informationen zur Herkunft unserer Mitglieder können Sie sich durch diese Karte klicken. Aktuell sind es in Deutschland 2.48 Millionen Unterzeichner von Online-Petitionen, die dort gespeichert sind. Weltweit gibt es Daten von über 51 Millionen Unterzeichnern in 194 Ländern.Was kann man wirklich damit bewegen?
Lars Sobiraj: Kann man mit Online-Petitionen wirklich etwas in der Politik bewegen? Christoph Schott: Petitionen können einen großen Einfluss haben, wenn man wirklich mit Entscheidungsträgern im Dialog steht. Man muss sicherzustellen, dass sie die Erwartungen der Bürger verstehen. Gegebenenfalls muss man sie unter Druck setzen können. Avaaz ist eine globale Bürgerbewegung und Petitionen sind nur ein Instrument in unserem Werkzeugkasten. Wir setzen die jeweils effektivsten Taktiken ein, um Entscheidungsträger zu beeinflussen. Dies könnte bedeuten, dass Mitglieder die Zielperson direkt anschreiben oder anrufen, dass Werbeanzeigen geschaltet werden (Plakate, Zeitungsanzeigen etc.), dass auf hoher Ebene Lobbyarbeit betrieben wird, dass Demonstrationen veranstaltet werden oder große Aktionen stattfinden, auch mit Hubschraubern oder Schiffen. Das Avaaz-Modell ist unglaublich flexibel und reaktionsschnell und kann somit Entscheidungsträger in Schlüsselmomenten beeinflussen. Ein gutes Beispiel aus Deutschland ist eine Petition mit 100.000 Unterschriften, die wir im November 2012 überreicht haben. Sie forderte den Vorsitzenden des Rechtsausschusses, Siegfried Kauder, dazu auf, die Gesetze gegen Bestechung in der deutschen Politik zu verschärfen, damit Deutschland das Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption ratifizieren kann. Herr Kauder war einer der größten Gegner von strengeren Gesetzen gegen Bestechung, doch infolge des massiven Drucks aus der Bevölkerung gab er schließlich bekannt, dass er das Thema nun ernst nehme und selbst für strengere Regeln eintreten wird.Positive Rückmeldungen und leider wenig Konkretes bei Avaaz
Wir erhalten auch häufig positive Rückmeldungen von Politikern über die Auswirkungen unserer Kampagnen. Beispielsweise hat Leila Shahid, palästinensische Botschafterin bei der EU, über unsere Kampagne für einen palästinensischen Staat folgendes gesagt. „Avaaz und seine Mitglieder in aller Welt spielten eine entscheidende Rolle, die Regierungen zu überzeugen, den Antrag des palästinensischen Volkes auf einen eigenen Staat, und für Frieden und Freiheit zu unterstützen…. ihre Solidarität und ihre Unterstützung werden in ganz Palästina erinnert und geschätzt werden.”
Jeder kann eine Online-Petition zu einem Thema starten, das ihn bewegt.
Lars Sobiraj: Über welche Themen sind Petitionen grundsätzlich möglich? Christoph Schott: Auf der Avaaz-Seite für Bürgerpetitionen kann jeder seine eigenen Petition starten, zu irgendeinem Thema, das ihm am Herzen liegt. Das ist einfach, schnell und effektiv: In wenigen Minuten kann jeder eine Petition auf der Internetseite von Avaaz starten, sie online verbreiten und somit anfangen, den notwendigen Impuls aufzubauen, um die Kampagne zum Erfolg zu führen. Lars Sobiraj: Wo finde ich eine Liste der Petitionen, die aktuell laufen? Gibt es so etwas wie ein Kategoriensystem? Christoph Schott: Sie können aktuelle Petitionen auf unserer Startseite finden. Unsere größten Kampagnen-Highlights der letzten Jahre sind hier aufgelistet. Die Bürgerpetitionen finden Sie hier. Es gibt Kampagnen zu vielen verschiedenen Themen, jedoch aktuell noch keine Übersicht auf der Webseite, welche diese nach Kategorien unterteilt.Den Überblick über alle Kampagnen haben nur die Portalbetreiber von Avaaz selbst
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Die Katze beißt sich in den Schwanz!
Lars Sobiraj: Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn besonders viel Unterstützung erhalten genau die Petitionen, die die Avaaz-Mitarbeiter auf die Startseite setzen! Was war denn die bisher größte Aktion in Deutschland? Christoph Schott: Avaaz arbeitet nach wie vor an vielen großen Themen in Deutschland. Sei es mit Kampagnen gegen Atomkraft oder um der Korruption unter Abgeordneten ein Ende zu setzen. Eine unserer jüngsten und größten Erfolgsgeschichten war die Kampagne gegen ACTA, die stark von deutschen Mitgliedern angetrieben wurde. ACTA wurde insgeheim von einer kleinen Gruppe reicher Länder und Unternehmen entworfen und hätte mächtigen multinationalen Akteuren die Möglichkeit gegeben, unser Internet zu kontrollieren und zensieren. Als Einzelheiten dieses Hinterzimmerabkommens ans Licht gelangten, haben fast 3 Millionen Avaaz-Mitglieder (darunter über eine halbe Millionen aus Deutschland) eine Petition an das Europaparlament unterzeichnet und gefordert, dass Gesetzgeber sich für ein freies und offenes Internet einsetzen und die Ratifizierung ACTAs ablehnen. Die Petition haben wir direkt an Entscheidungsträger in Brüssel überreicht. Als das Gesetz in der Endabstimmung verworfen wurde, erwähnte der Pressebericht des Europaparlaments über die Ablehnung ACTAs, dass die Avaaz-Petition ein Schlüssefaktor hinter der Entscheidung war!Wie holt man vorab Stimmungsbilder ein?
Lars Sobiraj: Wie oft werden Umfragen durchgeführt, um ein Stimmungsbild einzuholen? Etwa bei jeder Petition, die bei Ihnen eingeht? Wenn nicht, wer entscheidet darüber, was ihr bringt und was nicht? Und unter welchen Gesichtspunkten entscheidet man das konkret? Christoph Schott: Es gibt verschiedene Umfragen und Wege, wie wir über die Kampagnen entscheiden. – Jedes Jahr machen wir eine Umfrage, um zu sehen, welche Themen unseren Mitgliedern am wichtigsten sind und zu welchen Themen Avaaz Kampagnen lancieren soll. Sie können die Ergebnisse dieses Jahres hier finden (Link geht nicht mehr!). – Jede Kampagne wird zuerst durch eine E-Mail an 10.000 Mitgliedern getestet, um zu prüfen, ob ein Großteil unserer Mitglieder die Petition unterstützt. – Von Fall zu Fall, können wir unsere Mitglieder auch zu einem bestimmten Thema befragen, um zu sehen, was sie denken. Auch zu Bürgerpetitionen haben wir solche Umfragen an unsere Mitglieder versendet. – Alle Kampagnen diskutieren wir in einer wöchentlichen Telefonkonferenz von allen Kampagnenmitarbeitern. Mit einem Abstimmungsprozess legen wir die Prioritäten fest.Politiker brauchen den Druck der Bevölkerung
Lars Sobiraj: Wieder eine ausweichende Antwort. Haben Sie schon einmal beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags nachgefragt, warum dort Petitionen von Avaaz generell abgelehnt werden?