Der Niederländischen Polizei gelang es erneut, einen Kryptomessenger zu knacken. Exclu war besonders beliebt in der niederländischen Unterwelt
Neben der Entschlüsselung von EncroChat und Sky ECC ist es der Polizei und Staatsanwaltschaft in den Niederlanden erneut gelungen, sich Zugriff auf Daten eines Krypto-Kommunikationsdienstes von Kriminellen zu verschaffen. Dabei handelt es sich um den inzwischen abgeschalteten Kryptokommunikationsdienst Exclu. Darüber berichtete die niederländische Polizei in einer Pressemitteilung.
Die Polizei führte dabei aus, dass sie über 250.000 Nachrichten entschlüsselt und mitgelesen hätte. An den Ermittlungen waren neben der Landeszentralstelle Cybercrime (LZC) der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz gemeinsam mit den niederländischen Strafverfolgungsbehörden und dem Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz auch die Polizei in Frankreich, Italien und Schweden sowie Europol und Eurojust beteiligt.
Die Polizei konnte noch vor den Razzien insgesamt fünf Monate lang die verschlüsselten Nachrichten mitlesen, die sich Kriminelle über den Krypto-Kommunikationsdienst Exclu gegenseitig zukommen ließen.
70 Durchsuchungen, 48 Festnahmen
Gemäß den Angaben des Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz haben bei einem gemeinsamen Aktionstag deutsche, niederländische, belgische und polnische Behörden am vergangenen Freitag europaweit Razzien durchgeführt. Dabei haben die Ermittler in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Polen 70 Objekte durchsucht und 48 Personen festgenommen. Die Verdächtigen gelten als Schlüsselfiguren im internationalen Handel mit Kokain und synthetischen Drogen wie Ecstasy.
Die niederländische Polizei teilte mit, die Verhaftungen seien auf zwei getrennte Ermittlungen zurückzuführen. Die erste namens 26Samber startete im September 2020 und richtete sich gegen die Eigentümer und Manager hinter Exclu.
Die zweite Untersuchung mit dem Namen 26Lytham begann Ende April 2022. Diese befasste sich speziell mit „Exclu-Nutzern, die der Begehung von Straftaten in einem organisierten Kontext verdächtigt werden“. Aber auch das deutsche Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz hat im Juni 2020 Ermittlungen gegen Exclu aufgenommen.
Während des Aktionstages waren 1.200 Polizisten im Einsatz. Die Ermittler demontierten dabei zwei Drogenlabore sowie eine Kokain-Verarbeitungsanlage. Sie beschlagnahmten 5,5 Millionen Euro in bar, 300.000 Ecstasy-Tabletten und 20 Schusswaffen. Des Weiteren 200 Smartphones und Luxusgüter, informierte Eurojust und die niederländische Polizei. Die Polizei teilte mit:
„Der Polizei und der Staatsanwaltschaft in den Niederlanden ist es in den vergangenen fünf Monaten erneut gelungen, auf Daten eines Krypto-Kommunikationsdienstes von Kriminellen zuzugreifen und ihre Nachrichten zu lesen. Zu den festgenommenen Personen gehören sowohl Benutzer als auch Eigentümer und Administratoren des Exclu-Dienstes.“
Exclu-Kryptodienst hostete beim Cyberbunker
Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz führte aus:
„Die Ermittlungen gegen die Initiatoren, Entwickler und Betreiber des Dienstes werden in Deutschland vom LKA Rheinland-Pfalz zusammen mit der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz bereits seit Juni 2020 geführt und haben ihren Ursprung in dem Ermittlungsverfahren gegen die Betreiber des sogenannten „Cyberbunkers“ in Traben-Trarbach, in dem der Kryptodienst bis zur Abschaltung des „Cyberbunkers“ gehostet war“.
Die niederländische Polizei schätzte ein, dass Exclu von rund 3.000 Personen genutzt wurde, darunter von rund 750 niederländischsprachigen Usern. Diese installierten die App auf ihre Smartphones mit einer Betriebslizenz. Sechs Monate Nutzung des Dienstes kosteten immerhin 800 Euro.
Wie die niederländische Polizei mitteilte, hat „Exclu es ermöglicht, Nachrichten, Fotos, Notizen, Sprachnotizen, Chat-Gespräche und Videos mit anderen Benutzern auszutauschen. Der Online-Dienst „wurde von den Eigentümern und Managern für sein hohes Sicherheitsniveau gelobt“.
Exclu-User sind gemäß LKA Rheinland-Pfalz „der Organisierten Kriminalität und hier insbesondere dem Drogenhandel zuzurechnen. Den Betreibern des Dienstes wird vorgeworfen, ihre Kunden bei der Begehung dieser Straftaten mit einem vermeintlich sicheren Kommunikationskanal unterstützt zu haben“.