Nach einem angeblichen Hack und Unstimmigkeiten im TS-Tracker Team, hat der private P2P-Tracker Torrentsyndrom nach 10 Jahren seine Pforten geschlossen.
Torrentsyndrom: oft kopiert aber nie erreicht. Nach Gerüchten über einen Hack und Unstimmigkeiten im TS-Tracker Team, hat der Bittorrent-Tracker Torrentsyndrom nach 10 Jahren seine Pforten geschlossen. Der verantwortliche Betreiber hat sich ohne jede Ankündigung zu diesem Schritt entschlossen. Leider ist nicht bekannt, was am Ende zum Aus dieses erfolgreichen Peer-to-Peer Projekts geführt hat.
TS-Tracker: klein aber fein!
Für viele Insider war dies das Beste, was die deutsche Torrent-Szene hervorgebracht hat. Wer beim Torrentsyndrom (TS-Tracker) mitmachen wollte, musste sich sklavisch an die Regeln halten. Ohne eigenen Server als Seedbox brauchte man beispielsweise gar nicht erst anfangen. Das vorbildliche weil faire Verhalten des Teams, welches allerdings keine Ausnahmen toleriert hat, führte dazu, dass sich zu diesem privaten Bittorrent-Tracker keine Anfänger verlaufen haben. Sie waren echte Sicherheitsfanatiker und stets „invite only“. Ihre Paranoia führte mit Sicherheit dazu, dass die Betreiber nie überführt wurden.
Ein Bittorrent-Tracker ist heute schon fast ein Dinosaurier der Urzeit. Also, wie der C64 von einst. Es ist eine Technologie aus der „fernen“ digitalen Vergangenheit – aber in der Scene immer noch beliebt. Beim TS-Tracker waren die Warez schwerpunktmäßig auf Deutsch und kamen dort nach dem Release extrem zeitnah an. Wer das Regelwerk beherrschte, konnte sich auf das versammelte Wissen der Betreiber und der Community verlassen. Dafür gab es keine offene Registrierung für neue Teilnehmer. Wer einen Account kaufen wollte, musste rund 60 Euro dafür ausgeben. Zum Vergleich: Bei den elitärsten geschlossenen 0day-Trackern sind Accounts bei torrentinvite für rund 8 Euro erhältlich.
Kein Einlass ohne Einladung
Viele User sprechen mit Stolz von ihrer Zeit, weil die Regeln so beinhart waren. Oder sie verachten im Nachhinein ein System, an deren Regeln sie sich nicht halten wollten oder konnten. Am Schluss waren bei dieser abgeschotteten deutschsprachigen P2P-Community weniger als 10.000 Personen beteiligt, alle anderen Interessenten blieben außen vor. Für eine gewisse Zeit lang wurden sogar Personen verbannt, wenn Nutzer in dessen Invite Kette sich einen Regelbruch zuschulden kommen ließen. Sie waren also für das Fehlverhalten ihrer Kontakte haftbar. Deswegen hat jeder Nutzer sehr gut aufgepasst, wen er dort einschleust (invited) und wen nicht. Erst wenige Monate vor dem Aus wurde diese speziell strenge Regel abgeschafft, weil die Anzahl der Teilnehmer dadurch zu drastisch dezimiert wurde.
Torrentsyndrom flog weit unter dem Radar der Ermittler
Hätte die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) dort einsteigen wollen, hätte sie es in erster Instanz Geld gekostet. Doch selbst dann wären die privaten Ermittler wohl mangels Fachkenntnis binnen weniger Stunden wieder rausgeflogen. Obwohl der Release Speed unmittelbar der ftp-0day-Scene nachzog, dürfte das Interesse der GVU an einer solchen Community recht gering gewesen sein. Die MPA-Tochter will entweder die Quelle der Cracks (release scene) oder die großen Anbieter (KinoX, Bitreactor, Torrent.to etc.) vom Netz nehmen. Ihre einzige Chance wäre es gewesen, sich Informationen von einem Insider verkaufen zu lassen. Torrentsyndrom wäre auch für die Kanzlei Rasch beziehungsweise deren Auftraggeber aus der Unterhaltungsindustrie viel zu klein gewesen.
Tarnkappe.info