Siebeneinhalb Jahre nach der Spiegelbest-Razzia erzielte man nun eine außergerichtliche Einigung. Ein E-Book-Pirat bezahlt 8.000 Euro.
Im Dezember 2014 fand an 35 Orten zeitgleich die deutschlandweite Spiegelbest-Razzia rund um den ehemaligen Sprecher des illegalen Download-Portals Torbox statt. Die Polizei durchsuchte mehrere Mitglieder des Forums Ebookspender.me, die nach dem Aus von Torboox für die illegale Verbreitung unzähliger E-Books verantwortlich waren.
In so genannten Spenderkreisen teilte man sich die Anschaffungskosten für zuvor unveröffentlichte E-Books, um sie den Mitgliedern zugänglich zu machen. Später verbreitete Spiegelbest die Werke im gesamten Internet. Und genau um das zu verhindern, wurde die Polizei im Dezember 2014 aktiv. Betroffen von der Razzia war auch Tarnkappe.info, weil wir es Spiegelbest erlaubt hatten, bei uns Blogbeiträge zu verfassen.
Spiegelbest wurde nie gefasst
Die Corona-Pandemie hat offenkundig bei mehreren Tatverdächtigen, die lange auf den Ausgang ihrer Verfahren gewartet haben, für eine enorme Verzögerung der Anklage gesorgt. Daneben hatten es die Strafverfolgungsbehörden sowieso nicht sonderlich eilig. Es bestand keine Fluchtgefahr. Die meisten Durchsuchten waren geständig und hatten ihre Hardware nicht verschlüsselt.
Die lange Verfahrenszeit sei grundsätzlich ein gutes Zeichen, gab der Anwalt des E-Book-Piraten immer wieder zu verstehen. Nun schlug man der Person aus dem Umfeld von Spiegelbest vor, das strafrechtliche Verfahren gegen Zahlung von 8.000 Euro einzustellen. Ansonsten hätte man das Gerichtsverfahren eröffnet, in dessen Folge dem Tatverdächtigen wahrscheinlich eine weitaus höhere Strafe gedroht hätte.
Allerdings steht zu befürchten, dass sich jetzt, nach Abschluss des Strafverfahrens, möglicherweise die zivilrechtlichen Ansprüche mehrerer Verlage anschließen. Der Pirat muss mit weiteren hohen Schadenersatzforderungen rechnen, weil er seine Urheberrechtsverletzungen durch die Zahlung der Strafe zugegeben hat.
Deutschlandweite Razzia musste verschoben werden
Spiegelbest hingegen, der wahrscheinlich im Verlagsumfeld oder bei einem Buchhandel tätig war oder ist, konnte man bis heute nicht dingfest machen. Er hat sich stets überaus vorsichtig gezeigt, nutzte anonyme Mailer und war nie ohne VPN unterwegs. Auch hat er niemandem gegenüber irgendwelche Informationen über seine Person geäußert. Auch die beiden anderen Mitbetreiber von Torboox sind straffrei ausgegangen, ihre Identität konnte nicht ermittelt werden.
Die Spiegelbest- bzw. Ebookspender-Razzia musste damals kurzfristig verschoben werden, weil der Durchsuchungsbeschluss gegen Lars Sobiraj aufgrund seines Umzugs nicht mehr gültig war. Die Polizei befürchtete, wir könnten die Moderatoren aufgrund der ungültigen Durchsuchung warnen. Somit musste man die koordinierte Aktion zur Beschlagnahmung bei 35 Räumlichkeiten erneut planen. Die Aktion musste zeitgleich bei allen Tatverdächtigen stattfinden, weil klar war, dass die Moderatoren im engen Kontakt miteinander standen und man sich sonst gegenseitig gewarnt hätte.