Bei der Entwicklung des "Software Defined Vehicle" rücken Renault und Google noch näher zusammen, um Datenschützern Kopfschmerzen zu bereiten.
Die Renault-Gruppe und Google bauen ihre Zusammenarbeit aus und rufen das „Software Defined Vehicle“ ins Leben. Dabei nimmt die Cloud eine zentrale Rolle ein, um mitunter massenhaft Daten zu sammeln. Natürlich alles unter Einhaltung geltender Datenschutznormen – klar. Über die zu erwartenden Software-Updates werden sich Fahrzeughalter sicherlich ebenso freuen. Verwirrung während der Fahrt inklusive.
Renault flirtet mit Googles Cloud
Die Renault-Gruppe und Google wollen ihre seit 2018 bestehende Partnerschaft weiter ausbauen. Gemeinsam möchten die beiden Konzerne das Beste aus der Automobilindustrie und der digitalen Welt vereinen. Dies soll mitunter durch kontinuierliche Upgrades für Fahrzeuge auf Basis des Android Automotive Operating Systems unter Einbindung von Googles Cloud-Technologie gelingen.
Ziel der beiden Konzerne ist laut einem Bericht von PR Newswire die Entwicklung einer digitalen Architektur für das „Software Defined Vehicle“ (SDV). Im Rahmen einer Initiative unter dem Namen „Move to Cloud“ möchte Renault die Digitalisierung seines Unternehmens vorantreiben. Dafür zielt die Gruppe darauf ab, „ihr gesamtes Betriebsmodell in die Cloud zu verlagern, um mehr Agilität, bessere Leistung und höhere Rentabilität zu erreichen.„
Zwei CEOs zeigen sich erfreut
Laut Luca de Meo, dem CEO der Renault-Gruppe, wächst die „Komplexität der elektronischen Architektur von Fahrzeugen“ exponentiell an. Der in Zusammenarbeit mit Google entwickelte SDV-Ansatz ermögliche es dem Unternehmen schließlich, „die Bedürfnisse künftiger Kunden zu erfüllen„. Was den Ertrag dieser Kooperation betrifft, zeigt sich der Renault-CEO zuversichtlich. „Ein Software-Champion und ein Mobilitäts-Champion tun sich zusammen, um bahnbrechende Technologien zu entwickeln.„
Und auch Googles CEO, Sundar Pichai, zeigt sich erfreut über die Ambitionen seines Konzerns, durch die Zusammenarbeit mit Renault „die Sicherheit und die Konnektivität im Straßenverkehr“ zu verbessern.
„Die heutige Ankündigung wird dazu beitragen, die digitale Transformation der Renault-Gruppe zu beschleunigen, indem wir unsere Expertise in den Bereichen Cloud, KI und Android zusammenbringen, um ein sicheres, hochgradig personalisiertes Erlebnis zu bieten, das die sich entwickelnden Erwartungen der Kunden erfüllt.“
Sundar Pichai
Renault will Wert für Fahrzeughalter per Software steigern
Die Kooperation der beiden Konzerne umfasst neben Software im Fahrzeug, um die SDV-Plattform zu ermöglichen, ebenfalls Cloud-Software, die für die Entstehung eines „digitalen Zwillings“ sorgen soll. Das soll der Renault-Gruppe dabei helfen, Kosten zu senken sowie die Effizienz, Flexibilität und Geschwindigkeit der Fahrzeugentwicklung zu optimieren.
Dank „kontinuierlicher Software-Innovationen“ soll ferner auch der Wert für die Endbenutzer steigen. Klar, welcher Anwender ist heutzutage nicht darüber erfreut, endlich mal wieder ein Update installieren zu können, nach dem anschließend plötzlich „alles anders“ ist. Insbesondere im Hinblick auf die Tatsache, dass auch Personen Kraftfahrzeuge kaufen, die technisch nicht allzu geschickt sind.
Es dürfte daher spannend bleiben, ob nicht das ein oder andere „Update“ schlussendlich in einem Aufschrei zahlreicher Renault-Kunden mündet. Sich mitten im Straßenverkehr durch neue Funktionen und Menüs kämpfen zu müssen, ist für die persönliche Unfallstatistik des Fahrers sicher nicht förderlich. Und dass so manch eine Aktualisierung zu ernsthaften Sicherheitsproblemen führen kann, hat der Konkurrent Tesla bereits eindrucksvoll demonstriert.
Versicherungsmodelle auf Basis des Fahrverhaltens – Datenschutz am Limit
Doch die beiden Unternehmen setzen noch einen drauf. So möchte die Renault-Gruppe „ihre Nutzung der Google Cloud-Technologie für das SDV ausweiten, um die Datenerfassung und -analyse sowie die Softwareentwicklung für das Fahrzeug besser, sicher und vertraulich zu verwalten.„
Das soll nicht nur dabei helfen, Wartungen besser zu planen und Fehler „in nahezu Echtzeit“ zu beheben. Auch „Versicherungsmodelle auf der Grundlage der tatsächlichen Nutzung und des Fahrverhaltens“ sollen ermöglicht werden. Ob das aber im Rahmen der DSGVO auf europäischem Boden so umsetzbar ist, sei mal dahingestellt.
Weiterhin dürften die Pläne der Renault-Gruppe, „die Fahrzeugnutzung zu überwachen und zu analysieren, um die Bedürfnisse und das Verhalten der Kunden besser zu verstehen und bessere und personalisierte Dienstleistungen entsprechend ihren Erwartungen zu bieten“ so manch einem Datenschützer Kopfschmerzen bereiten. Auch wenn der Konzern beteuert, dabei die „geltenden Sicherheits- und Datenschutznormen“ einzuhalten.