ProxTube: nützliches Add-on spioniert seine Nutzer aus?

ProxTube: nützliches Add-on spioniert seine Nutzer aus?

Nach Informationen des Journalisten Dirk von Gehlen soll das Browser-Add-on ProxTube seine Nutzer ausspionieren. Alle besuchten URLS werden übertragen.

Nach Informationen des SZ-Journalisten Dirk von Gehlen soll auch das Browser-Add-on ProxTube seine Nutzer ausspionieren. Damit würde sich die Erweiterung zum Add-on „Web of Trust“ (WOT) gesellen, über das der NDR kürzlich berichtet hat. Die vom NDR angekauften WOT-Daten konnten problemlos einzelnen Personen zugeordnet werden.

Hat ProxTube seine Nutzer belauscht?

Der Journalist der Süddeutschen Zeitung, Dirk von Gehlen, hat die Browser-Erweiterung ProxTube in Verdacht, für die Weiterleitung seiner angesurften URLs an Datenhändler verantwortlich zu sein. Der NDR berichtete kürzlich, dass WOT die Surf-Historien seiner Nutzer ausgeplaudert hat. Dirk von Gehlen erläutert, warum diese Daten für die Werbewirtschaft so viel interessanter als alles andere sind: „Denn anders als beim Tracking über Pixel oder Cookies ist ein vollständiger Browserverlauf für Datenhändler natürlich viel spannender. Ihr Kalkül: Niemand, der Cookies löscht und keine Leerstellen auf Seiten, die man nicht tracken kann. Die Browser-Erweiterung liefert – vergleichbar einem Keylogger – vollständigen Einblick in das Verhalten des Nutzers: Welche Seiten besuchte er vor, welche nach dieser einen Website?

Der Entwickler Malte hat ProxTube ursprünglich programmiert, weil er von den Sperrtafeln von YouTube genervt war. Den Trafic lenkt man über mehrere Proxy-Server. Man gaukelt der Videoplattform vor, man sei kein deutscher Surfer, der sich die Musikvideos anschauen möchte. Neben dem Einsatz eines VPN war dies lange Zeit eine der wenigen Möglichkeiten, um den Konsequenzen des Streits zwischen der Google-Tochter und der GEMA aus dem Weg zu gehen. Viele Nutzer haben sich diese Software installiert, weil dessen Gebrauch vom Hersteller als kostenlos und völlig legal angepriesen wird.

proxtube logo bei Facebook

 

Verschiedene Versionen mit unterschiedlichen Nebenwirkungen…

Der Techblogger von Cachys Blog warnte bereits im November 2012 vor einer Installation. Die Nutzer von ProxTube beschwerten sich in Massen, weil der Installer neben dem Add-on auch eine Toolbar installieren sollte. Außerdem hat das Tool damals beim Schweizer Betreiber nach der Installation das Surfverhalten an Dritte übertragen. Auch bei Reddit wurde vor drei Jahren vor der Übertragung der angesurften URLs an Dritte gewarnt. Der Techniker Mike Kuketz hat die heutige Version von ProxTube in einem Kurztest untersucht, die derzeit allerdings keine Daten ausspähen soll. Kuketz fasst seinen Test mit den Worten zusammen: „In der Standardkonfiguration und einem Schnelltest konnte ich nicht feststellen, dass ProxTube die besuchten URLs überträgt. Aktiviert der Nutzer hingegen die Option »ProxTube erlauben einen Preisvergleich anzuzeigen« werden auf diversen Shopping-Seiten die URLs vom Browser übermittelt.

Der Test von Mike Kuketz beurteilt nur die Version, die man aktuell zum Download angebietet. Sie bezieht sich nicht auf frühere Versionen. In diesem Zusammenhang muss man auch bedenken, dass in den letzten Jahren mehrfach die Betreibergesellschaft gewechselt hat. Derzeitiger Betreiber ist laut Impressum die „Proxy Unlimited Ltd.“ in Malta.

Fazit

Das beste Add-on ist keines. Oder aber man hat alle Erweiterungen eigenhändig auf schadhafte Bestandteile untersucht, sofern man dazu überhaupt in der Lage ist. Wer sich nicht belauschen lassen will, sollte lieber so wenig Add-ons wie möglich installieren.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.