Wer seinen mitunter fragwürdigen Ansichten treu bleibt, zeigt unser Monatsrückblick vom April 2018. Annika wird euch erhellen.
So wechselhaft wie das sprichwörtliche Aprilwetter ist auch das Verhalten mancher Politiker und Würdenträger. Wer in diese Kategorie fällt und wer seinen (wenn auch mitunter fragwürdigen) Ansichten treu bleibt, zeigt unser Monatsrückblick.
Bedpix statt Netflix?
Traditionell eher mit dem Mai als mit dem April in Verbindung gebracht, aber dennoch gerade aktuell, sind die sogenannten Frühlingsgefühle. Aktuell viel im Gespräch ist nämlich das Phänomen der sogenannten „Sextortion“ (vom englischen „sex“ für „Dinge, die Menschen tun, die kein Netflix haben“ und „extortion“ für „Dinge, die Menschen tun, die kein Geld und keine Moral haben“). Dabei werden Männer von vermeintlich attraktiven Frauen angeschrieben – die, wie im Internet nicht ganz selten, nicht unbedingt welche sind – und überredet, Nacktbilder oder Fotos von, nun, nicht ganz jugendfreien Handlungen zu schicken. Mit diesen Bildern werden die Opfer anschließend erpresst.
Was lernen wir daraus? Manche Leute haben clevere Erpressungs-Ideen und manche anderen Leute denken nur mit dem, na ja, dem, was man eben so benutzt, wenn man kein Netflix hat. Diese Erkenntnisse sind wohl beide so alt wie die Menschheit und trösten uns daher mit ihrer Zeitlosigkeit über den allzu launischen April hinweg.
Hochstapelei in Gondor
Mit zeitlosen Themen befasst sich auch JRR Tolkiens Epos „Der Herr der Ringe“. Das sollte allerdings nicht dazu verleiten, zu glauben, dass ein Name aus diesem Werk allein schon ein vertrauenswürdiges Produkt macht. Nehmen wir die US-Firma „Palantir“ (benannt nach etwas, das Menschen kennen, die Netflix, Prime, DVDs, Bücher oder die letzten zwanzig Jahre nicht unter einem Stein verbracht haben).
Monatsrückblick April
Man sollte meinen, deren Elaborate wären etwas Mächtiges, Beeindruckendes. In Wirklichkeit sind die Spezialität der Firma Dossiers und Tools für Regierungen, die Ergebnisse liefern, die auch ein durchschnittlich begabter Student mit einer Stunde Google und der Nutzung von drei frei verfügbaren Linux-Programmen hätte erreichen können, garniert mit etwas Spekulation und viel Hollywood-Hacker-Ästhetik. Die Tatsache, dass Palantir mit diesem Angebot viel Geld verdient, zeugt allerdings schon von einiger Cleverness.
Umso bitterer, dass die hessische Polizei für eine Analysesoftware von Palantir kürzlich anscheinend tief in die Tasche gegriffen hat. Solltet ihr euch fragen, wieso ihr so viele Steuern zahlt, bedenkt diese Tatsache gebührend. Allerdings ist die Entscheidung aus Sicht der Hessener Cops verständlich, liegen doch die IT-Skills der deutschen Behörden irgendwo im Niemandsland zwischen „Scriptkiddie“ und „Nutella-Toast“.
Monatsrückblick: amerikanische Logik…
Schlechte Nachrichten für extremistische Cybers: Twitter löschte kürzlich 270.000 Accounts, die im Verdacht standen, Terrorpropaganda zu verbreiten. Das geschah allem Anschein nach auf Druck der US-Regierung. Nach deren Ansicht sind ja ohnehin alle Terroristen außer Mami – und außer Donald Trump, der auf Twitter bekanntlich gerne Leute beleidigt, mit Krieg droht und ganz allgemein den Hardliner gibt. Wo da die Logik ist, kann ich euch auch nicht sagen.
…und russische Traditionen
Was ist den meisten Thrillern aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gemeinsam? Richtig, die bösen Russen sind schuld. Diese alte Tradition lassen die USA und Großbritannien jetzt wieder aufleben. Cyber-Angriff? Die bösen Russen waren es. Pommes nicht knusprig genug? Bestimmt auch irgendwie verursacht durch Herrn Putin. Kurwa!
Fliegende tote Pferde? Fragt doch die Glosse!
Keineswegs launisch, sondern im Gegenteil geradezu pathologisch Dickköpfig zeigt sich die deutsche Politik beim Thema Vorratsdatenspeicherung. In dieser Beziehung wurde, trotz nachgewiesener Sinnlosigkeit und Verfassungsfeindlichkeit, das tote Pferd so lange weiter geritten, bis sich selbst hartgesottene Nekromanten mit Grausen abwendeten.
Es steht zu befürchten, dass auch das jüngste Urteil des VG Köln an dieser Tatsache wenig ändern wird. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass die Vorratsdatenspeicherung unvereinbar mit EU-Recht ist und deutsche Provider daher nicht zur Umsetzung dieser Maßnahme verpflichtet sind.
Krasses (totes?) Pferd. Am Ende will man uns als Nächstes noch erzählen, dass April-Regen nass ist und Schweine nicht fliegen können. Ich hätte noch anführen können „…dass die Erde keine Scheibe ist“, aber das ist ja im Jahr 2018 durchaus nicht mehr selbstverständlich… Dann hätten wir wenigstens was für den nächsten Monatsrückblick.
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
Mit dem Wissen, dass manche Dinge bei allen Veränderungen gleich bleiben, entlasse ich euch in den Wonnemonat Mai. Macht es gut, bleibt uns treu und solltet ihr einen Studentenjob suchen, wisst ihr ja, was ihr zu tun habt…
Bis zum nächsten Monatsrückblick!
Eure Annika Kremer!
Tarnkappe.info