cyberbunker 2.0 screenshot
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Cyberbunker: Hauptangeklagter zu 69 Monaten Haft verurteilt

Das Landgericht Trier wirft den acht Beschuldigten vor, das Datencenter Cyberbunker im Auftrag ihrer kriminellen Kunden betrieben zu haben.

Das Landgericht Trier sprach heute die Urteile im Verfahren rund um den Cyberbunker. Den Angeklagten wirft man vor, dass diese im rheinland-pfälzischen Traben-Trabach extra ein Datencenter eingerichtet haben, um Kriminellen ihre Machenschaften zu ermöglichen.

227 Folgeverfahren gegen die kriminellen Kunden des Rechenzentrums laufen bereits. Der Hauptangeklagte aus den Niederlanden, muss laut dem heutigen Urteil für fünf Jahre und neun Monate ins Gefängnis.

Cyberbunker als kugelsicheres Versteck für Kriminelle?

Im Cyberbunker wurden nach Auffassung der Anklage unter anderem Online-Drogenshops, Webstresser, Hacker-Foren wie Fraudsters und weitere Marktplätze für Falschgeldgeschäfte abgewickelt. Weitere sechs Angeklagte verurteilte man zu Haftstrafen zwischen zwei Jahren und vier Monaten sowie vier Jahren und drei Monaten. Den achten Beschuldigten verurteilten die Trierer Richter zu einer Haftstrafe von einem Jahr, die man zur Bewährung ausgesetzt hat. Alle Angeklagten bildeten nach Auffassung des Gerichts eine kriminelle Vereinigung, um gemeinschaftlich ihre Ziele zu erreichen.

Mittäter CB3ROB nicht dingfest gemacht

Cyberbunker
Sven Olaf Von K. vor dem alten Cyberbunker. Quelle, thx!

Heute nicht verurteilt hat man Sven Olav von K. aka CB3ROB, der seit der Durchsuchung mutmaßlich in Spanien untergetaucht ist.

In einem früheren Statement zur Razzia des Cyberbunkers teilte er uns mit, die Durchsuchung sei reinste staatliche Zensur. Außerdem habe man dabei im September 2019 seine Grundrecht verletzt. Man könne keinen Betreiber eines Rechenzentrums haftbar für die Taten ihrer Kunden machen. Außerdem sei im Cyberbunker im Vorfeld keine Einstweilige Verfügung zur Feststellung der Identität ihrer Kunden angekommen.

Von K. glaubt, seine und die Firmen des Hauptangeklagten hätten sich stets als Carrier-Dienstleister an das Telemediengesetz gehalten. Für ihn war der Einsatz derart vieler Polizeibeamter zudem nicht nachvollziehbar. Das Gelände haben damals 650 Polizisten nebst einer Einheit der GSG9 gestürmt. Diese verschafften sich mit Gewalt Zugang zu den fünf Etagen, auf denen die Server betrieben wurden.

CB3ROB trat beim Cyberbunker als technischer Dienstleister auf. Er half gegen Bezahlung beim Aufbau und Betrieb des Rechenzentrums. Neuerdings ist seine Facebook-Seite nicht mehr verfügbar. Wir hätten ihn gerne um einen Kommentar zur Verurteilung seines Geschäftspartners gebeten.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.