Pegatron, China Labour Watch
Pegatron, China Labour Watch

Pegatron: Apple-Zulieferer bezahlt Zeitarbeiter einfach nicht

Auf dem Fabrikgelände der Firma Pegatron in Kunshan kam es erneut zu Protesten. Den dortigen Leiharbeitern will man die Boni nicht auszahlen.

China Labor Watch berichtet erneut über Proteste in einer Fabrik in der chinesischen Stadt Kunshan. Den dortigen Leiharbeitern hatten Mitarbeiter der Firma Pegatron Boni versprochen und will sie nun ohne Angabe von Gründen nicht auszahlen. In der betreffenden Fabrik stellt man u.a. Geräte der Marke Apple her.

Zeitarbeitsfirmen lockten Arbeiter mit falschen Versprechen

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Am gestrigen Donnerstag um 9:00 Uhr Pekinger Zeit versammelten sich Hunderte Dispatch-Arbeiter (Zeitarbeiter) aus der Pegatron-Fabrik in Kunshan vor dem Rekrutierungszentrum der Fabrik. Sie protestierten dagegen, dass ihre versprochenen Boni ohne Grund vom Lohn abgezogen wurden. Pegatron Kunshan kündigte kürzlich eine Kürzung von 10 % der versprochenen Boni für alle Dispatch-Arbeiter an, die im September mit der Produktion von iPhones in der Fabrik begonnen hatten. Man zwang diese Arbeiter, zu den in der Fabrik ansässigen Zeitarbeitsfirmen zu gehen, um Dokumente zu unterschreiben. Mit ihrer Unterschrift sollten sie auf ihre Ansprüche „freiwillig“ verzichten.
Pegatron Kunshan respektiert seit Anfang September laut der NGO China Labor Watch die Menschenrechte der neu eingestellten Mitarbeiter nicht. Ein kurzes Video ging in den chinesischen sozialen Medien viral. In diesem ist zu sehen, wie die Rekrutierungsmanager von Pegatron die Ausweise der neuen Arbeiter absichtlich auf den Boden warfen. Sie wollten damit erwirken, damit die Arbeiter sie aufheben mussten, um sie zu erniedrigen.

Zahlreiche Kündigungen sorgten für viele Zeitarbeiter bei Pegatron

Nach der Aufdeckung des Vorfalls kündigte eine große Anzahl von Arbeitern ihre Stelle. In der Folge konnten die Aufträge von Apple nicht termingerecht fertiggestellt werden. Mitte September wurden in der Hochphase der Produktion von Apples iPhones Tausende von Zeitarbeitern angeworben, um die Lücke zu schließen. Diesen Arbeitern hat Pegatron versprochen, dass sie nach 55 Arbeitstagen einen Bonus von mehr als 10.000 Yuan erhalten können. Das sind umgerechnet rund 1257,62 Euro.
Nachdem die Arbeiter jedoch 55 Tage in der Fabrik gearbeitet hatten, hat man ihnen das Geld immer noch nicht ausgezahlt. Mitte Dezember teilte man den Arbeitern mit, es käme zu keiner Auszahlung. Die in der Fabrik von Pegatron ansässigen Arbeitsvermittlungsfirmen begannen, die Arbeiter aus verschiedenen Gründen einzuschüchtern und zu bedrohen, indem sie die versprochenen Prämien böswillig herabsetzten und nicht zahlten. Daher organisierten die Arbeiter einen Protest in der Hoffnung, Pegatron durch groß angelegte kollektive Aktionen unter Druck zu setzen. Sie wollen ihre Rechte verteidigen und sich weigern, Dokumente zu unterschreiben, die einer Kürzung ihrer Löhne zustimmen.

Arbeiter sollen Verträge unterschreiben, in denen sie auf ihren Boni verzichten

Apple Center Beijing, China
Am 19. Dezember protestierten fast 1.000 Arbeiter in der Fabrik von Pegatron in Shanghai wegen des gleichen Problems. Dutzende von Pegatron-Arbeitern hat die örtliche Polizei festgenommen und in Haft gesetzt. Im November gab es auch einen Massenprotest von Tausenden von Arbeitern von Foxconn Chengdu, einer Fabrik, die iPad und iWatch für Apple produziert, um ausstehende Löhne zu fordern. Gestern gegen 10:00 Uhr Pekinger Zeit begannen Hunderte von Demonstranten in Richtung der Volksregierung von Lujia Town, Kunshan City zu marschieren. Immer mehr Arbeiter schlossen sich auf der Straße weiter an. Die Gruppe erreichte bald fast tausend Demonstranten. Wütende Arbeiter riefen „Verweigert die Lohnkürzung, gebt uns unseren Lohn zurück“ und marschierten weiter vorwärts. Mehrere Autos der Bereitschaftspolizei fuhren langsam neben den marschierenden Arbeitern her. Es gab auch viele Bereitschaftspolizisten mit kugelsicheren Westen, die auf dem Bürgersteig standen. Kurz nachdem der Marsch begonnen hatte, schlug die Bereitschaftspolizei mindestens sechs Arbeiter und Arbeiterinnen nieder und nahm sie mit. China Labor Watch hat mehrere Videos bei sich auf der Seite eingebunden. Sie zeigen, wie Arbeiter von den Polizeieinheiten während der Proteste inhaftiert wurden.

Apple gibt bekannt, dass alles bei Pegatron normal laufen würde

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China Labor Watch ist der Meinung, dass das Vorenthalten von Löhnen, um Arbeiter zur Arbeit in Fabriken zu zwingen, eine Form von Zwangsarbeit ist. Da Pegatron nicht bereit ist, den Arbeitern langfristige, stabile Arbeitsverträge zu geben, wird in der Hochsaison eine große Anzahl von Zeitarbeitern von Arbeitsvermittlungsfirmen rekrutiert, die oft mehr als 40 % der Gesamtzahl der Arbeiter bei Pegatron ausmachen. Dies ist auch ein schwerwiegender Verstoß gegen das chinesische Arbeitsrecht, das den Anteil der Zeitarbeiter an der Gesamtzahl der Beschäftigten auf unter 10 % begrenzt. Das Problem ist aber die Rechtsdurchsetzung solcher staatlicher Vorgaben, weil dies für Hersteller den Standort China weit weniger attraktiv gestalten würde. Li Qiang, geschäftsführender Direktor von China Labor Watch, schrieb am 8. September 2020 an Apple-CEO Tim Cook, um seine Aufmerksamkeit auf die Lohnprobleme der Entsendungsarbeiter zu lenken. Aber Apple antwortete, dass sie überprüft und festgestellt hätten, dass es keine Probleme mit der fehlenden Auszahlungen von Löhnen gäbe.

Überprüfungen von Apple überprüfen wohl nichts

Laut der NGO haben die häufigen groß angelegten Proteste in den Zulieferbetrieben von Apple wegen nicht gezahlter Löhne in China das Versagen von Apples Auditsystem zum Schutz der Arbeitnehmerrechte offenbart. Diese sind dem Management sowieso schon schon lange bekannt. Doch die Vorkommnisse bei Foxconn und Pegatron sind nur zwei Beispiele von vielen. Erst vorgestern haben wir über den Einsatz von Zwangsarbeitern bei Lens Technology berichtet, die ebenfalls im Auftrag von Apple tätig sind. Tarnkappe.info
Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.