Beim Bezirksgericht in San Jose legten vier Personen Klage ein. Jede Stunde tauschen die Android Smartphones ungefragt Daten mit Google aus.
Vergangenen Donnerstag legten vier Personen Klage beim Bezirksgericht in San Jose gegen Google ein. Man wirft dem Android-Hersteller vor, dass ihre Geräte pro Monat heimlich etwa 260 Megabyte an ihre eigenen Server übertragen. Außerdem würde Google teilweise Werbung abrechnen, die die Nutzer gar nicht zu Gesicht bekommen. Die Kläger argumentieren, somit entstehe eine Wettbewerbsverzerrung im Werbemarkt. Außerdem müssten die Android User für Daten-Transfers bezahlen, die sie nicht verursacht oder bestätigt hätten. Den Android Nutzern entstehen Kosten, weil Google darauf besteht, dass ihre Server ständig mit den Smartphones im Kontakt stehen.
Android: Datenübertragung findet im Hintergrund statt
In San Jose entsteht ein neuer Rechtsstreit um eine einfache Frage. Warum tauschen Android-Smartphones auf mysteriöse Weise 260 MB Daten monatlich mit Google aus, selbst wenn sie gar nicht in Gebrauch sind? Die vier Kläger aus Illinois, Iowa und Wisconsin hoffen, dass der Richter das Verfahren als eine Sammelklage bestätigen wird.
In der Klage macht man geltend, dass Google die begrenzten Mobilfunkdaten von Android-Nutzern ohne Erlaubnis verwendet, um Informationen über diese Personen zu übermitteln, die in keinem Zusammenhang mit ihrer Nutzung der Google-Dienste stehen. Man will nachweisen, dass die Smartphones ohne jede Bedienung der Geräte Daten an Google-Server übertragen. Die zusätzliche finanzielle Belastung der Android User geschieht dabei ohne jede Einverständniserklärung oder Information an die Nutzer. Laut Klage stimmt man dieser Datenübertragung in keiner der vier Nutzungsvereinbarungen zu, die man vor Anwendung des Gerätes bestätigen muss.
Pro Tag fast 9 MB heimlich Daten übertragen
Zur Untermauerung der Vorwürfe testete der Anwalt des Klägers ein neues Samsung Galaxy S7-Smartphone mit Android, mit einem angemeldeten Google-Konto und Standardeinstellungen. Er stellte fest, dass das Gerät im Leerlauf, ohne Wi-Fi-Verbindung, „8,88 MB/Tag an Daten sendet und empfängt, wobei 94 Prozent dieser Kommunikation zwischen Google und dem Gerät stattfinden“. Vergleichbare Tests haben in der Vergangenheit laut The Register ähnliche Datenmengen ergeben, die die Geräte übertragen haben.
Das Smartphone, auf dem man absichtlich alle Apps geschlossen hatte, kommunizierte etwa 16 Mal pro Stunde mit den Google-Servern. Oder anders ausgedrückt, innerhalb von 24 Stunden etwa 389 Mal. Geht man davon aus, dass auch nur die Hälfte dieser Daten ausgehen, würde Google auf diese Weise pro Gerät unter den gleichen Testbedingungen etwa 4,4 MB pro Tag oder 130 MB pro Monat an Daten erhalten. Ein iPhone mit Apples Safari-Browser, der im Hintergrund geöffnet ist, überträgt nur etwa ein Zehntel dieser Menge an Daten, so die Beschwerde vor Gericht.
Was liegt abseits des mangelnden Datenschutzes vor: Betrug? Wettbewerbsverzerrung? Oder einfach nur Kosten, die die Android Nutzer bezahlen müssen!?
Den Klägern geht es nicht primär um den Datenschutz, den Google damit umgeht. Es geht um die zusätzlichen Kosten, die die verdeckten Transfers erzeugen, sobald das Gerät in keinem WLAN-Netzwerk eingebucht ist. Statt die Daten ständig zu übertragen, hätte Google die Transfers bis zum nächsten WLAN aussetzen können. In der Klage wirft man dem Hersteller zudem vor, dass Google Werbeanzeigen vorbereitet und damit Einnahmen generiert, obwohl zahlreiche Online-Werbeanzeigen den Nutzern gar nicht angezeigt werden. Einerseits verzerrt dies laut den Klägern den Wettbewerb. Andererseits müssen die Android Nutzer den Download der nicht angezeigten Online-Anzeigen trotzdem bezahlen.
Die Kollegen vom IT-Newsportal The Register forderten Google auf, die Vorwürfe der Klage in einer Stellungnahme zu beantworten. Google lehnte dies ab.
Tarnkappe.info