Fernsehpiraterie als Gewohnheit: 1,9 Mio. Deutsche konsumieren illegale Fernsehinhalte. Sie verursachen 700 Millionen Euro Schaden jährlich.
Die Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia hat im Auftrag des Verbands Privater Medien (Vaunet) eine Studie durchgeführt zu den Konsumgewohnheiten der Deutschen. In einem wissenschaftlichen Gutachten, das dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, veröffentlichten sie aktuell, dass 1,9 Millionen Deutsche regelmäßig illegale Live-TV-Signale nutzen. Diese würden mit der Fernsehpiraterie einen jährlichen Wirtschaftsschaden von 700 Millionen Euro verursachen.
Fernsehpiraterie in Deutschland auf dem Vormarsch
So ziehen die Deutschen beispielsweise Samstags, wenn die Fußball-Bundesliga live übertragen wird, kostenlose, illegale Angebote denen der offiziellen Pay-TV-Sender vor. Neben Sport liegen aber auch Filme und Serien voll im Trend. Demnach interessieren sich 43 Prozent für Fußball, 33 Prozent sehen lieber Filme und Serien. Genutzt dafür werden meistens PC oder Laptop, aber zu 48 Prozent auch das Smartphone. Pro Session schaut man im Durchschnitt 79 Minuten zu. In Anspruch genommen werden dabei Streamingdienste, installierte Mediaplayer („Kodi“) mit Piraten-Add-ons oder „simulierte“ Smartcards.
Die meisten Piraten sind männlich
81 Prozent der Fernsehpiraten sind Männer. Aber auch 29 Prozent der 18- bis 23-Jährigen sowie 270.000 Kinder nutzen diese illegalen Angebote. Als ungesetzlich empfindet das Verhalten kaum einer. Für 25 Prozent ist es sogar „vollkommen in Ordnung“, fast jeder zweite erkennt eine „rechtliche Grauzone“ an. Als Hauptgründe der Nutzung von Piratenangeboten werden Nullpreis und Bequemlichkeit angeführt. Gemäß der Studie ist die Fernsehpiraterie längst zu einer Konsumgewohnheit geworden. Immerhin wären 36 Prozent der Piratenseher auch bereit, im Durchschnitt 18 Euro pro Monat für ein entsprechendes legales Angebot zu zahlen.
Jährlicher Gesamtschaden in Höhe von 700 Millionen Euro
Der durch Fernsehpiraterie entstandene wirtschaftliche jährliche Gesamtschaden von 700 Millionen Euro errechnet sich laut Handelsblatt: „aus den Umsatzverlusten, die bei den offiziellen Bewegtbild-Anbietern wie Sky entstehen (430 Millionen Euro). Hinzu kommen entgangene Steuern und Sozialabgaben (100 Millionen) sowie Umsatzeinbußen in vor- und nachgelagerten Märkten, zum Beispiel bei Mediatheken oder in der Gastronomie und Sportbars (170 Millionen).“
Fernsehpiraterie, ein Massenphänomen, nicht nur in Deutschland
Für Professor Klaus Goldhammer, Goldmedia-Geschäftsführer, sind diese Ergebnisse eindeutig und die kriminelle Nutzung dieser alternativen illegalen Angebote wäre „ein Massenphänomen mit gravierenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen“. Frank Giersberg aus der Geschäftsführung des Verbands Privater Medien (Vaunet) spricht sogar von einer „Enteignung“ privater Medienanbieter. Hinsichtlich der Studie sieht der Privatsenderverband den Schutz der „Signalintegrität“ als voranging an. Harald Flemming, Vaunet-Geschäftsführer, weist darauf hin, wolle man Negativfolgen für den Produktionsstandort und die Medienvielfalt in Deutschland eindämmen, müsse die Rechtsdurchsetzung „eine Priorität der Medien- und Wirtschaftspolitik sein.“
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