Dokumente, die dem Forbes Magazin vorliegen, belegen, wie Apple E-Mails seiner Nutzer systematisch auf illegale Inhalte überprüft.
Dokumente, die dem Forbes Magazin vorliegen, belegen, wie Apple nachweislich die E-Mails seiner Nutzer systematisch auf illegale Inhalte überprüft. Ein aktueller Haftbefehl gegen einen mutmaßichen Versender von kinderpornografischen Werken belegt, dass das Technologieunternehmen sehr wohl eng mit den US-amerikanischen Ermittlungsbehörden zusammenarbeitet.
Engere Zusammenarbeit mit Behörden als Facebook, Twitter oder Google
Wenn es um die Entschlüsselung ihrer Hardware geht, wehrt sich Apple dagegen, Backdoors auf Wunsch von US-Behörden in ihre Systeme zu integrieren. Egal, ob bei Mord oder Drogenhandel, Apple bleibt zumindest nach außen hin standhaft. Der Inhalt eines iPhones z.B. bleibt, wenn man dem Konzern glauben darf, ein wohlbehütetes Geheimnis. Immerhin geht es, um Appels Image, nicht zu eng mit den Behörden zu kooperieren.
Geht es allerdings um Kinder und deren Schutz, versteht der Technologie-Riese aus Cupertino anscheinend keinen Spaß. Aus dem Haftbefehl, der Forbes vorliegt, geht hervor, dass das Unternehmen E-Mails von Benutzern scannt und auf illegale Inhalte überprüft. Apple betont, dass bei derartigen Untersuchungen die Aufklärung von sexuellem Missbrauch von Kindern im Vordergrund stehen soll. Im O.-Ton heißt es bei Apple.com:
Zann – Screenshot vom US-amerikanischen Apple App Store
„Apple hat es sich zum Ziel gesetzt, Kinder überall in unserem Ökosystem zu schützen, wo auch immer unsere Produkte zum Einsatz kommen, und wir unterstützen weiterhin Innovationen in diesem Bereich. Wir haben robuste Schutzmaßnahmen auf allen Ebenen unserer Softwareplattform und in unserer gesamten Lieferkette entwickelt. Im Rahmen dieser Verpflichtung verwendet Apple eine Image-Matching-Technologie, um die Ausbeutung von Kindern zu ermitteln und zu melden. Ähnlich wie Spam-Filter in E-Mails verwenden unsere Systeme elektronische Signaturen, um mutmaßliche Ausbeutung von Kindern zu ermitteln. Wir validieren jedes Spiel mit einer individuellen Bewertung. Konten mit Inhalten zur Ausbeutung von Kindern verstoßen gegen unsere Nutzungsbedingungen. Alle Konten, die wir mit diesem Material finden, werden deaktiviert.“ (apple.com/legal)
Verdächtige E-Mails werden von Apples-System markiert
Die Systeme von Apple verwenden Hashes, um Fotos und Videos in Nachrichten zu identifizieren, die möglicherweise illegale Inhalte enthalten. Verdächtige E-Mails werden dann vom System markiert, um sie manuell von einem Apple-Mitarbeiter untersuchen zu lassen.
Nach dem bisherigen Kenntnisstand scannen Facebook, Twitter oder Google die Bilder und Videos ihrer Nutzer zwar auch. Sie leiten die E-Mails aber in der Regel trotzdem an den jeweiligen Empfänger weiter. Apple macht das anscheinend nicht. Das zumindest geht laut Forbes aus Kommentaren der Apple-Mitarbeiter im Haftbefehl hervor.
„Wenn wir eine E-Mail mit verdächtigen Bildern abfangen, wird sie nicht an den vorgesehenen Empfänger weitergeleitet“ (Magazin Forbes)
Die Vorgehensweise von Apple ist intransparent
Wie genau Apple die Nachrichten nach verdächtigen Inhalten überprüft, ist nicht transparent nachvollziehbar. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass das Unternehmen dieselbe oder zumindest eine ähnliche Technologie nutzt wie auch Microsoft. Der Windows-Hersteller hat hierfür eigens eine Softwarelösung namens PhotoDNA entwickelt. Diese Technologie wird auch von anderen Internet-Unternehmen wie z.B. Facebook und Google seit geraumer Zeit erfolgreich eingesetzt.
Es ist allerdings auch möglich, dass der iPhone-Hersteller bereits seit einiger Zeit nicht nur E-Mails, sondern auch ganz allgemein alle User-Uploads scannt. Apple schreibt dazu in seiner Datenschutzrichtlinie.
„Wir können Ihre personenbezogenen Daten auch für Zwecke der Account- und Netzwerksicherheit verwenden, in dem wir zum Wohle all unserer Nutzer unsere Dienstleistungen durch die Vorabprüfung und das Vorabscannen von hochgeladenen Inhalten auf potenziell illegales Material, wie etwa vor Inhalten im Zusammenhang mit der sexuellen Ausbeutung von Kindern, schützen.“ (apple.com/legal/privacy/)
Bereits auf der Elektronikmesse CES hat Apples Datenschutzchefin Jane Horvath hervorgehoben, „solche Probleme“ löse man nicht durch Ausheben der Verschlüsselung. Vielmehr nutze Apple „bestimmte Techniken“ zum Aufspüren solchen Materials. Horvath ist diesbezüglich nicht weiter ins Detail gegangen.
Kommentar von Sunny:
Fakt ist, sobald es um Datenschutz oder Privatsphäre geht, ist für uns oftmals nicht mehr nachvollziehbar, ob die Grenzen zur Überwachung nicht überschritten werden. Egal ob bei Facebook, Twitter, Google oder Apple.
Sie alle haben sich (zum Glück) mittlerweile den Schutz von Kindern groß auf ihre Fahnen geschrieben. Das ist ein Riesenschritt in die richtige Richtung. Denn der Missbrauch von Kindern ist mit das Schlimmste, was uns im Netz begegnen kann.
Nur darf diese „Macht“, Nutzer zu überwachen und Inhalte von Usern zu scannen, nicht leichtfertig missbraucht werden. Sich das Vertrauen seiner User zu erarbeiten und zu erhalten, ist schwierig. Gerade in der heutigen Zeit. Wann, wie und zu welchem Zeitpunkt Apple die übertragenen Daten seine Anwender, insbesondere deren E-Mails, scannt, erläuterte weder Jane Horvath noch die Webseite des Herstellers. Derartige Maßnahmen dürften zumindest bei diversen US-Behörden große Begehrlichkeiten wecken. In dem Zusammenhang wäre zudem interessant zu erfahren, egal ob schuldig oder nicht, ob eine richterliche Anordnung weiterhin eine zwingende Voraussetzung für die Preisgabe von Daten darstellt.
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