Wegen des Verstoßes gegen Gefängnisvorschriften wird WikiLeaks-Informantin Chelsea Manning bestraft. Sie muss aber nicht in Einzelhaft.
WikiLeaks-Informantin Chelsea Manning hat Ärger im Militärgefängnis von Fort Leavenworth (Kansas, USA), wo sie derzeit ihre aufgrund der Leaks verhängte 35-jährige Haftstrafe verbüßt. Sie wurde für schuldig befunden, gegen Gefängnisvorschriften verstoßen zu haben, und muss dafür nun Sanktionen hinnehmen. Die zeitweise befürchtete Einzelhaft bleibt Manning aber erspart.
Schuldspruch für Chelsea Manning
Wie die US-Bürgerrechtsorganisation ACLU mitteilte, wurde Chelsea Manning am gestrigen Dienstag für schuldig befunden, gegen Gefängnisvorschriften verstoßen zu haben. Sie darf zur Strafe nun für drei Wochen die Freizeiteinrichtungen des Gefängnisses nicht nutzen.
Obwohl dies eine mildere Strafe ist, als zeitweise befürchtet – Manning drohte sogar Einzelhaft als Konsequenz ihrer Verstöße – zeigte sich Mannings Anwältin Nancy Hollander verärgert über das Verhalten der Gefängnisleitung. „Chelseas lächerliche Verurteilung heute wird sie nicht zum Schweigen bringen,“ sagte sie gestern in einer Stellungnahme, „Und wir werden in ihrer Berufung nur noch härter dafür kämpfen, all ihre Verurteilungen aufzuheben.“
Verbotene Bücher und angebliche Respektlosigkeit
Die Vorwürfe gegen Manning sind eher von der unspektakulären Sorte. Die Whistleblowerin wird beschuldigt, während des Umschlusses „versuchte Respektlosigkeit“ gegenüber dem Gefängnispersonal begangen zu haben. Zudem soll sie verbotene Bücher und Zeitschriften besessen haben. Zudem wird ihr Missbrauch von Medikamenten vorgeworfen, weil sie Zahnpasta mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum besaß. Angeblich hat sie außerdem Essen auf den Boden geworfen. Das legt man ihr von der Gefängnisleitung als Ruhestörung aus.
Chelsea Manning hat man in allen Punkten für schuldig befunden. Sie darf nun 21 Tage lang die Freizeiteinrichtungen des Gefängnisses, darunter Fitnessraum, Bücherei und Außenbereich, nicht nutzen. Im Höchstfall hätte ihr sogar eine zeitlich unbefristete Unterbringung in Einzelhaft gedroht.
Unter den bei Chelsea Manning beschlagnahmten Zeitschriften war eine Ausgabe des Magazins „Vanity Fair“, auf deren Cover die Prominente Caitlyn Jenner – die früher unter dem Namen Bruce Jenner Olympia-Erfolge feierte und kürzlich bekannt gab, dass sie wie Manning transsexuell ist – abgebildet ist. Auch unter dem beanstandeten Büchern sollen laut Mannings Anwältin Nancy Hollander Romane und Sachbücher über Homo- und Transsexualität gewesen sein. Zudem soll Manning, wie ihre Unterstützer auf Facebook berichten, auch den „Senate Torture Report“, einen Untersuchungsbericht über durch die US-Regierung autorisierte Folter mutmaßlicher Terroristen, besessen haben.
100.000 Unterschriften für Chelsea Manning
Mannings Unterstützer reagierten solidarisch auf die erneuten Probleme der Whistleblowerin. Am Dienstag wurde bei Armee-Offiziellen in Washington eine von über 100.000 Menschen unterschriebene Petition abgegeben. Diese beschuldigt die US-Offiziellen, Manning zum Schweigen bringen zu wollen, und sie auffordert, die Anklagen gegen sie fallen zu lassen.
Die US-Armee kommentierte die Vorgänge bislang nicht.
Quelle: Reuters