Bei Archetyp fällt auf, dass man alles mit Liebe und sehr aufwändig produziert hat. Archetyp soll einer der größten Shops im Darknet werden.
Bei Archetyp fällt sofort ins Auge, dass alles eigenhändig, durchdacht und somit sehr aufwändig produziert wurde. Das fängt schon bei der Captcha-Abfrage beim Betreten des Shops an. Dieser neue Dark Commerce Handelsplatz hat kürzlich nach umfangreichen Vorbereitungen seine Pforten geöffnet. Doch jegliche Interessenten werden dort nur Drogen und keine Daten finden, was kein Zufall ist. Wir haben uns vor kurzem ausführlich mit dem Programmierer und Gründer dieses Projekts unterhalten.
Archetyp soll auf lange Sicht zum Vorbild aller Marktplätze werden.
Archetyp arbeitet mit einem eigenen Nachrichtensystem, doch der meiste Austausch dürfte in einem separaten Bereich beim Untergrund-Forum dread stattfinden. Das Tor-Forum dread ist nach längerer Zeit wieder erreichbar.
Die Vorgaben des Online-Shops sind klar: Auslieferung der Waren nur innerhalb der EU, Bezahlung ausschließlich via Monero (XMR). Außerdem hat man grundsätzlich nur Drogen im Angebot. Für Anbieter gehackter oder gephishter Daten, Kreditkarten etc. ist dort kein Platz!
Im Gespräch mit dem Erschaffer des Projekts stellt sich schnell heraus, dass er einiges von Interesse zu erzählen hat. Das Ziel am Ende der Fahnenstange? Archetyp soll langfristig zum Archetyp aller Marktplätze werden. Der jetzige Shop unter der Adresse 4pt4axjgzmm4ibmxplfiuvopxzf775e5bqseyllafcecryfthdupjwyd.onion stellt also nur den Anfang dar.
Entstehungsgeschichte von Archetyp
Wie kam es eigentlich dazu, Archetyp zu gründen?
Ich komme aus finanziell schlechten Verhältnissen und bin nicht unbedingt im besten Stadtteil aufgewachsen. Ich bin schon sehr früh in den Kontakt mit Drogen gekommen und habe sehr viel Erfahrung sammeln können, schlechte Erfahrungen, aber auch gute. Als ich jünger war, habe ich mich für unbesiegbar gehalten. Ich dachte, ich bin klüger als alle anderen, daher habe ich gekonnt jede Warnung ignoriert und täglich gemacht, worauf ich grade Bock hatte.
Seit ich im Teenageralter war, habe ich verschiedene Drogen ausprobiert. Ich muss aber sagen, dass Alkohol für mich die schlimmste Droge war. Das liegt wahrscheinlich aber auch stark am Umfeld und den Gegebenheiten.
Im Freundeskreis sind wir oft wie Dummköpfe durch die Straßen gezogen und waren drauf aus, Scheiße zu bauen. Das war, glaube ich, so eine Art „Ritual der Männlichkeit“. Dabei waren wir meistens ziemlich betrunken, um die Hemmschwelle zu senken. Man traut sich dann einfach mehr, das kennt ja jeder. Im Rückblick ist mir vieles unangenehm. Ich bin aber dankbar, dass ich bei dem was ich bisher erlebt habe, mit einem ‚blauen Auge‘ davon gekommen bin. Ich glaube, in einer Gruppe verliert man leichter die Kontrolle. Es ist wohl so, dass man sich oft seinen Handlungen nicht ganz bewusst ist, wenn man in einer Gruppe agiert.
Mit 20 Jahren plötzlich geläutert
Als ich etwa 20 Jahre alt war, habe ich das erste Mal LSD konsumiert und es fühlte sich so an, als ob mir grade jemand die Gabe des ‚kritischen‘ Denken geschenkt hat. Ich habe angefangen vieles zu hinterfragen, zuerst warum ich eigentlich fast jeden Tag besoffen bin. Ich habe gemerkt, dass ich sehr weit weg bin, von dem was ich mir für meine Zukunft vorgestellt habe, als ich noch ein Kind war. Als Kind wollte ich eigentlich immer einen sozialen Beruf ausüben und etwas Gutes für die Welt und für meine Mitmenschen tun, zu dem Zeitpunkt habe ich aber eigentlich genau das Gegenteil getan: Ein asoziales Verhalten an den Tag gelegt und bin so gut es geht, jeder Person auf den Sack gegangen.
Das war glaube ich auch mein ‚Ego Tod‘, ich habe extrem viel realisiert und wahrgenommen, was ich vorher nicht wahrgenommen habe, ich bin sehr froh über dieses Erlebnis mit LSD. Nach meinem ersten Trip, wollte ich auch unbedingt schnell nochmal LSD konsumieren und habe innerhalb weniger Monate, vier Trips durchgeführt. Nach dem vierten Trip hatte ich ein neues Selbstbild und gar kein Verlangen mehr Alkohol zu trinken. Ich habe dann auch von heute auf morgen aufgehört Alkohol zu trinken, für ein Jahr lang.
Ich habe angefangen, mich auf die Ziele meiner Kindheit zu fokussieren. Und ich habe mir natürlich auch ein paar neue Ziele gesetzt. Ich habe angefangen mit MMA,
Bücher zu lesen und mich weiterzubilden. Ich wollte die beste Version meiner selbst erschaffen, meinen Archetyp. (Anmerkung: MMA steht für Mixed Martial Arts, eine eigenständige Art des Vollkontaktwettkampfes.)
Das Silk Road Forum als Orientierungshilfe
Was mir sehr geholfen hat, den Blick auf die richtigen Dinge im Leben zu lenken, war das Silk Road Forum, dort war es irgendwie magisch. Es gab schon ein paar Dummköpfe, aber größtenteils war das Forum in meiner Erinnerung von Respekt und Toleranz geprägt. Dort bin ich auch das erste Mal im Leben mit Philosophie und Ethik in Kontakt gekommen, die Zeit die ich dort verbracht habe, ist eine sehr prägende Zeit gewesen.
Seit Silk Road ist viel passiert. Es gab unzählige Marktplätze, aber nur wenige welche sich auf die Werte, welche ich nun selber in mir trage, verstehen. Ich möchte dazu beitragen eine gesunde und lebendige Drogenszene in Europa aufzubauen, in der Werte wichtiger sind, als Profitmaximierung.
Archetyp bedeutet in etwa „ein idealtypischer Vertreter einer Idee“ – und damit möchte ich ausdrücken, dass ich die humanistisch-liberale Idee von Silk Road aufgegriffen habe, aber diese anders ausleben möchte als Ross Ulbricht damals. Ich möchte mich klar distanzieren von den Taten Ross Ulbrichts (Mordaufträge). Ich idealisiere nicht Silk Road oder Ross Ulbricht, aber die dahinterstehende Idee.
„Wer mir ernsthaft erzählen will, dass Fraud etwas Gutes ist, betreibt Gedankengymnastik auf höchsten Level.“
Gegründet habe ich Archetyp auch aus diesem Grunde, heutzutage geht es scheinbar nur noch um Profitmaximierung. Alles wird angeboten, solange man mit dem Angebotenen noch auf Dread oder Dark.Fail gelisted werden kann. Diese Marktadmins, welche ich hier anspreche, sind meiner Meinung nach noch Kinder im Kopf, – ‚denn sie wissen nicht, was sie tun‘. Wer mir ernsthaft erzählen will, dass Fraud etwas Gutes ist, betreibt Gedankengymnastik auf höchsten Level. Ich werde mich einsetzen, die Szene zu spalten, denn krimineller Abschaum gehört nicht in die Drogenszene. Drogen gehören legalisiert.
Kurz gesagt: Ich vermisse den Austausch auf Augenhöhe, bei dem es darum geht gemeinsam zu wachsen. Deswegen greife ich nun mit Archetyp die humanistisch-liberale Idee, welche damals hinter Silk Road stand auf und versuche Werte zurück in die Szene bringen. Zusammen können wir uns für die Dekriminalisierung und Legalisierung einsetzen.
Es geht schließlich nicht nur um den nächsten Rausch im Leben. Archetyp, soll der Archetyp eines Marktplatzes werden.
Archetyp: Umsetzung für das I2P-Netzwerk geplant
Warum nur im Tor-Netzwerk, ist Dir alles andere zu gefährlich?
Ja, die Server können nur als Tor Hidden Service sicher betrieben werden, daher ist die Wahl aufs Tor-Netzwerk gefallen, in der Zukunft kann ich mir vorstellen, auch einen Mirror über I2P bereitzustellen, sollte genügend Interesse innerhalb der Szene vorhanden sein.
Warum ist Alkohol, die Volksdroge Nummer 1, legal?
Momentan seid ihr im Tor-Netzwerk unter 4pt4axjgzmm4ibmxplfiuvopxzf775e5bqseyllafcecryfthdupjwyd.onion erreichbar. Es sind dort nur verschiedene Drogen im Angebot, wie kam es dazu?
Drogen schaden nur der konsumierenden Person, sonst niemanden. Das größte Problem beim Konsum von Drogen ist heutzutage, dass es keine Möglichkeit gibt, sich vernünftig Hilfe zu suchen. Da es keine staatliche Regulierung gibt, kann man auch nicht immer sicher wissen, wie gut die Qualität der Ware ist. Oder ob die Ware gestreckt ist und es gibt keine Vergleichswerte oder Empfehlungen. Man kann sicher auch argumentieren, dass die Familien von Abhängigen unter der Sucht ebenfalls leiden, oder das Abhängige zu Straftaten neigen, jedoch kann man beide Argumente auch gut auf die legale Droge Alkohol anwenden.
Würde es eine staatliche Regulierung geben und vielleicht auch einen ‚Drogenführerschein‘, welchen man haben muss, bevor man Drogen legal in erwerben kann, könnte man viele Probleme lösen, direkt vermeiden und nach Bedarf Hilfe anbieten.
25 Vendoren gibt es bei euch derzeit, sind viele Händler auf der Suche nach seriösen Portalen?
Definitiv! Jedes Portal erhöht die Reichweite eines Händlers und somit den potenziellen Umsatz, was das Hauptziel der meisten Händler ist.
Durchdachtes Frontend mit vielen kleinen Gimmicks
Was unterscheidet euch von der Konkurrenz? Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal?
Archetyp hat das meiner Meinung nach schönste Frontend: Ein sehr sauberes User-Interface, mit durchdachten Funktionen, welches durch viele einzigartige Merkmale auch eine noch nie dagewesene User-Erfahrung bietet. Archetyp hat die mit Abstand beste Suchfunktion, da man zu 100% genaue Suchanfragen durchführen kann.
So kann man z.B. genau nach 10g Cannabis suchen, welches aus einem Land innerhalb von Europa nach Deutschland versendet wird und dabei nach: Preis, Beliebtheit, Bewertung und Preis-Leistungsverhältnis filtern. Es ist also möglich, den günstigsten Preis zu finden. Andere Märkte können hier einfach nicht mit uns mithalten.
Es gibt auch viele kleine Gimmicks, welche das Leben einfacher machen, z.B. kann man Bilder ausschalten, was Requests einspart und die Performance erhöht, viele weitere solcher Ideen wurden umgesetzt.
Archetyp – security through obscurity
Die Bezahlung läuft nur via Monero ab. Was sonst habt ihr zur Absicherung der Privatsphäre eurer Nutzer unternommen?
Obwohl oft argumentiert wird, dass ‚Security by obfuscurity‘ nicht sinnvoll ist, setzen wir als eine von vielen Maßnahmen darauf und können keine genaue Aussage treffen, außer das wir wissen was wir machen.
Mein Know-How im Sicherheitsbereich habe ich auch bereits mehrfach zur Schau gestellt, z.B. als ich im Frühjahr 2020 den konkurrierenden Markt: ‚Pax Romana‘ gehackt habe und die komplette Kontrolle über die Server erlangt habe. Datenbank, Wallets, Sourcecode und Admin PGP Private Keys. Kunden des betroffenen Hacks, habe ich daraufhin einen vollständigen Refund der Beute angeboten. Den Markt gibt es mittlerweile nicht mehr, auf DiDW oder Dread kann man aber noch darüber lesen.
Des weiteren arbeite ich gelegentlich als Pentester für bestehende Märkte oder entwickle Softwarelösungen für Kunden im Darknet, dies ist tatsächlich auch ein großer Vorteil, da Archetyp keinerlei Papertrails (Dokumente, Unterlagen) hat. Die gesamte Infrastruktur ist durch Geld, welches nicht mit mir in Verbindung gebracht werden kann, finanziert. Ich habe noch nie eine Cryptowährung ausgezahlt und dies wird auch noch lange mein Schutzschild sein.
Ja, bei darknetstats.com steht auch, dass Pax Romana gehackt wurde. Laufen die Verkäufe per Treuhandsystem ab? Oder wie gewährt ihr den Kunden, dass sie nicht abgezockt werden?
Es gibt aktuell zwei verschiedene Zahlungsarten: Treuhand und sofortige Bezahlung der Waren, dabei müssen Händler zum Start beweisen, dass Sie gute Absichten pflegen. Mit der Zeit dürfen diese aber auch sofortige Bezahlung der Waren verlangen.
Noch ein Forum mehr ist nicht erforderlich
Wieso ein Portal und kein Forum?
Es gibt bereits sehr gute Foren, mein Favorit ist DiDW, dicht gefolgt von Dread. Außerdem hat es den Vorteil, falls es im Zweifelsfall zu einer Beschlagnahmung von Archetyp-Servern kommt, sind die Diskussionen nicht verloren, weil diese bei DiDW oder Dread stattgefunden haben.
Wie kam es zur Anbindung bei Dread? Das Forum war ja längere Zeit down.
Da ich schon seit langer Zeit ein User bei Dread bin, fiel es mir leicht dort ein eigenes Unterforum (dreadytofatroptsdj6io7l3xptbet6onoyno2yv7jicoxknyazubrad.onion/d/Archetyp) für meinen Marktplatz zu erstellen. Das Forum besteht nun seit bereits über 10 Monaten.
“Revolutions are effected in two ways, by force and by fraud.” – Aristoteles
Was sagst Du zu den honeypot-Gerüchten von Dread? Angeblich soll eine europäische Polizeibehörde dort längst das Steuer übernommen haben.
Dazu kann ich mich nicht fundiert äußern, da mein Wissen nicht ausreicht. Von den Gerüchten habe ich jedoch schon gehört, diese sind meines Kenntnisstandes nach aber von einem zu der Zeit konkurrierenden Forum gestreut worden.
Grundsätzlich sollte man jederzeit so datensparsam agieren, dass auch falls Dread unter der Kontrolle einer Polizeibehörde steht, keine Rückschlüsse auf die eigene Person getroffen werden können.
„Der Krieg gegen die Drogen ist falsch und gescheitert.“
Was sagt Dein Gewissen dazu, dass Du Dritten beim Erwerb von Drogen hilfst und Du davon finanziell profitierst?
Ich fühle mich gut dabei, da ich an die liberal-humanistische Idee hinter Archetyp glaube.
Der Krieg gegen die Drogen ist falsch und gescheitert. Ich finde, Deutschland sollte es Portugal gleichtun, im Bezug auf Drogen:
Dekriminalisierung und oder Legalisierung, möglicherweise in Kombination eines Drogenführerscheins, welcher Wissen zur Risikominimierung und ähnlichem vermittelt.
Betreiber von Archetyp respektiert die Vertreter der Gegenseite
So manche Foren oder auch Dark Commerce Handelsplätze wurden hochgenommen. Hast Du keine Angst vor einem Bust?
Nein, ich habe keinerlei Angst vor einem Bust. Ich habe großen Respekt vor den Polizeibehörden und unterschätze diese nicht. Mir ist klar, worauf meine Sicherheit basiert und dass ich diese Grundlage unbedingt erhalten muss.
Ich denke was viele auch vergessen, nur weil Monero aktuell als ‚untraceable‘ gilt, heißt es nicht, dass es in Zukunft noch genauso annonym und privat ist. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass es Unternehmen gibt, welche aktiv daran forschen auch Monerozahlungen verfolgbar zu machen. Die größten Fehler meiner Vorgänger, waren letztlich doch fast immer Papertrails (= verräterische Dokumente, die man bei der Durchsuchung gefunden hat).
Mit steigender Rechenleistung sollte es auch immer leichter werden, Monerozahlungen verfolgen zu können. Wenn ich also heute eine Zahlung sende, welche ich als ’sicher, annonym & privat‘ ansehe, könnte es sein, dass diese in 5 Jahren zurückverfolgt werden kann. Und ich glaube, bis dahin sind meine ‚Verbrechen‘, nicht verjährt. Nichts ist für immer sicher und ich plane jeden Schritt so, dass meine Anonymität nicht nur heute, sondern auch noch in 10 Jahren besteht.
„Nichts ist für immer sicher“
Was machst Du in fünf oder zehn Jahren? Und wie sieht dann das Internet aus?
In fünf Jahren ist Archetyp der dominante europäische Marktplatz für Drogen, und ich werde weiter fleißig an neuen Funktionen arbeiten, um den Usern das beste Erlebnis zu bieten. Den Markt werden wir solange betreiben, bis wir Dream vom Thron gestoßen haben (Laufzeit des Marktes), danach können wir es Agora und Dream gleichtun und den Ruhestand langsam anpeilen und den Weg für den nächsten Marktplatz frei machen.
In zehn Jahren lese ich dann voller Stolz, in den dann aktuellen Szeneforen, wie Nutzer Agora, Dream und Archetyp im selben Satz erwähnen. Wie jeder Ex-Marktadmin, werde auch ich dann in Belize leben. ;)
Das Internet der Zukunft kann ich mir nicht gut vorstellen. Wahrscheinlich ist es ähnlich wie heute, etwas zensierter und mit noch mehr Werbung.
Tarnkappe.info