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Apple: Werden ältere Handys heimlich gedrosselt?

Apple wird erneut verdächtigt, gezielt ältere iPhones und andere Geräte zu drosseln, um Kunden zum Kauf von neueren Modellen zu bewegen.

Apple wird erneut verdächtigt, gezielt ältere iPhones und andere Geräte zu drosseln, um Kunden zum Kauf von neueren Modellen zu bewegen. Mittlerweile versuchen 60 Sammelklagen, den Technologieriesen genau deswegen zu verklagen.

Die Apple Polemik

Die Geschichte beginnt bereits im Dezember 2017. Apple bestätigte damals, dass eine Softwarefunktion, die schon vor iOS 10.2.1 veröffentlicht wurde, dazu führt, dass ihre Telefone absichtlich langsamer arbeiten. Betroffen waren zu der Zeit das iPhone 6 und 6 Plus, 6S, 6S Plus, SE nebst dem iPhone 7 und dem 7 Plus. Eingeführt wurde dieses neue „Software Feature“ laut Apple, um Probleme mit den alternden Lithium-Ionen-Batterien zu bekämpfen. Man wollte damals unter anderem verhindern, dass sich die Telefone unerwartet abschalten.

jailbreak apple

Das Unternehmen aus Cupertino hat die Vorwürfe bereits im Dezember 2017 direkt anerkannt und mit einer Erklärung reagiert:

In erster Linie haben wir nie etwas getan – und würden es auch nie tun, um die Lebensdauer eines Apple-Produkts absichtlich zu verkürzen, oder die Benutzerfreundlichkeit zu verschlechtern, um Kunden-Upgrades zu ermöglichen. Unser Ziel war es schon immer, Produkte zu entwickeln, die unsere Kunden lieben. Die Lebensdauer von iPhones so lange wie möglich zu verlängern, ist ein wichtiger Teil davon.

Der größte Verbraucher-Betrug der Geschichte?

Das Unternehmen senkte 2018 die Kosten für den Ersatz einer iPhone-Batterie und berechnete nur noch 29 $ statt 79 $ für einen Ersatzakku. Es ersetzte rund 11 Millionen Batterien im Rahmen des Programms. Ein gigantischer Unterschied zu den sonst typischen ein bis zwei Millionen Akkus, die die Hersteller ersetzen müssen.

Die jüngste Sammelklage stellt nun erneut die Behauptung auf, die Vorgehensweise sei „einer der größten Verbraucher-Betrügereien in der Geschichte“. Man beschuldigt Apple, ein geplantes Obsoleszenz-Programm (Obsoleszenz = künstliche Alterung von Produkten durch den Hersteller) zu betreiben, um so mehr Geld mit den eigenen Geräten zu verdienen. In der Klage wird auch ausgesagt, dass Apples Maßnahmen zum Verlangsamen seiner Geräte gegen den Computer Fraud and Abuse Act (kurz CFAA) verstoßen. Apple soll Kunden gezielt dazu veranlassen, iOS-Updates auf ihre Geräte herunterzuladen und zu installieren. Dabei würde man sie vorher nicht darüber informieren, dass diese Updates einen Quellcode enthalten, der ihre Geräte regelrecht ausbremst.

Apple und Samsung schon einmal verurteilt

Apple, iPhone X

iPhone-Nutzer beklagen sich schon seit langem darüber, dass sich ihre Geräte zu verlangsamen scheinen, wenn neue Modelle auf den Markt kommen. Apple wird zwar nicht müde, diese Behauptung immer wieder abzustreiten, Licht ins Dunkel wird aber wohl erst die Gerichtsverhandlung bringen.

Es wäre allerdings auch nicht das erste Urteil dieser Art. Bereits im Jahr 2018 mussten Apple und auch Samsung wegen gezielter Drosselung der Leistungsfähigkeit älterer Geräte Strafe zahlen. Apple wurde ebenfalls im Vorjahr von der Kartellbehörde in Rom zu zehn Millionen Euro Strafe verurteilt. Samsung hingegen kam mit nur rund fünf Millionen Euro noch vergleichsweise glimpflich davon.

Warum wir nicht einfach bessere Akkus bekommen können

Envia Systems, ein modernes Batterie-Startup in Kalifornien, hat schon vor einigen Jahren Nachforschungen angestellt und kam zu einem interessanten Ergebnis. Es hat mehr als ein Jahrzehnt gedauert (1995 bis 2007), bis man es geschafft hat, die Batterieleistung zu verdoppeln. Seither ist die Akku-Leistung um kaum mehr als 30 Prozent gestiegen.

Wir dürfen also gespannt sein, wann Apple seinen Geräten endlich bessere Akkus spendiert. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken möchte, könnte es allerdings schon dieses Jahr soweit sein. Laut dem Apple-Analysten Ming Chi Kuo, will Apple seinen iPhones noch 2019 eine Zwei-Wege „wireless charging“ Option spendieren. Auch soll Apple nächstes Jahr die Größe des Akkus in den iPhones erhöhen. Ob das dann aber auch zu der schon lange ersehnten längeren Akkulaufzeit führt, bleibt abzuwarten. Schön wäre es natürlich auch, wenn Apple und andere Hersteller endlich darauf verzichten würden, ältere Geräte künstlich langsamer laufen zu lassen, nachdem man die neueste OS-Version installiert hat.

Beitragsbild Medhat Dawoud, thx! (unsplash licence)

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Sunny

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Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.