Spiegelbest versucht, seine wechselnde Rolle zwischen den Autoren & den Buchpiraten zu erklären. Wer war das? Welche Rolle spielte er?
Auf der diesjährigen Electric Book Fair hat ‚Spiegelbest‘ wieder eine kleine Rolle spielen dürfen – jedenfalls in der Nachbesprechung. Nicht wie in alten Zeiten, aber immerhin so weit, dass ich mich gefragt habe, was nun eigentlich ‚Spiegelbest‘ ausgemacht hat. Irgendwie habe ich seit längerem das Gefühl, dass alles gesagt ist. Jedenfalls denen gesagt, die bereit sind zuzuhören. Aus diesem Grund habe ich auch kürzlich einen eigenen Blog aufgegeben.
Was also macht ‚Spiegelbest‘ aus?
Für viele Autoren und Verlage ist dieser Nick zum Inbegriff des deutschen Buchpiraten geworden. Darin liegt ein gründliches Missverständnis. Ich habe die Buchpiraterei nicht erfunden und nicht geprägt, sondern nur – einzig und allein – öffentlich gemacht. Der auf Tarnkappe bald interviewte Sumselbär ist mit Sicherheit mehr Buchpirat als ich. Der Unterschied zwischen uns dürfte nicht schwer heraus zu lesen sein.
Bekannt geworden bin ich jedenfalls erst, als ich einen eigenen Blog angefangen habe – vor Jahren auf dem berüchtigten Heihachi.net. Über die Beachtung in der Szene ist der Blog damals nicht hinausgekommen, hat aber für heftige interne Diskussionen gesorgt und meinen Nick szeneweit bekannt gemacht. Es herrschte die einhellige Meinung, dass Buchpiraten sich schwächen, wenn sie sich öffentlich machen. Ich wurde durchaus als Verräter angesehen.
Buchpiraterie legal?
Dazu muss ich sagen, dass ich nicht in der Szene groß geworden bin, sondern von außen hinzu gestoßen bin. Ich habe mich damals an Legenden wie Lüdegast von der Boerse.bz orientiert, blieb aber immer Einzelgänger. Ich war eigentlich nie bereit, die Buchpiraterie als etwas Verbotenes zu begreifen und danach zu handeln.
Jetzt mag manchem der Atem stocken. Aber, Leute, fragt mal einen Steuerhinterzieher, einen Schwarzarbeiter, einen leistungsscheuen Beamten, einen korrupten Landrat, ob er sich als grundsätzlich kriminell begreift. Sie werden einhellig sagen: ‚Wir reden nicht darüber, aber jeder weiß doch, wie es läuft.‚ So denken auch Buchpiraten!
Und genau dies macht den Unterschied aus: Ich rede darüber, obwohl alle Beteiligten tunlichst den Mund halten! Insofern bin ich ein echter Glücksfall für die Autoren und die Verlage! (Dies meine ich ehrlich und ohne jede Ironie.) Was wüssten denn die Beteiligten von der Buchpiraterie, wenn ich in Blogs und Interviews nicht darüber geschrieben hätte!?
Es war einmal…
Ich darf mal daran erinnern, dass das damalige Torboox keinerlei Angaben zu den Nutzerzahlen gemacht hat. Wir haben schön Statistik geführt, aber nur für den internen Gebrauch. Es war meine Idee, die Statistik öffentlich zu machen. Wir haben uns darauf geeinigt, nur die Downloadzahlen publik zu machen, diese aber dauerhaft und damit aussagekräftig.
Ich sehe tatsächlich niemanden bei uns Buchpiraten, dem die Bekanntgabe unserer Zahlen genutzt hat. Die Zahlen waren ein Geschenk an unsere Gegner. Von mir. Der Gegner sollte in die Lage versetzt werden, die Wirklichkeit bei den Ebooks zu begreifen. Natürlich war es eine Provokation und ein Schock. Ebenso aber war es eine gut gemeinte Warnung und eine Aufforderung, sich endlich Gedanken zu machen.
Ich habe ihnen gesagt: ‚Stellt euch einen Moment lang vor, die Buchpiraterie wäre legal! Denkt einen winzigen Moment lang nach, wie ihr euch dann aufstellen müsstet!‘
Eine Sache kann endlos lang und ohne Einschränkung existieren, obwohl sie verboten ist. Zweierlei kann am Ende geschehen: Die Existenz entfällt, weil das Verbot durchgesetzt wird. Oder das Verbot entfällt. Es gibt zwei Möglichkeiten, nicht eine.
Den Autoren und Verlagen jedenfalls machen die Ebooks gutbegründet Angst. Ich war der Bote des Unheils und werde deshalb gehasst. Das muss ich wohl akzeptieren …
Wir haben Jahre später mit diesem E-Book ein „Best of Spiegelbest“ herausgegeben.
Tarnkappe.info