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Die neue Amiga 1000 Phoenix Story

Die neue Amiga 1000 Phoenix Story. Wie soll man eine Story niederschreiben, ohne dass der Leser nach dem ersten Satz gleich einschläft?

The NEW Phoenix Story

von aPex/A1K.org

Wie soll man zwischen WM-Partys, hübschen Frauen und einem der besten Sommer aller Zeiten so eine Story niederschreiben, ohne dass der Leser nach dem ersten Satz gleich einschläft?

Wie wurde mein Interesse am Amiga Phoenix erweckt?

Fangen wir mal mit ein paar Worten über mich an: Mein Nickname ist aPEX. Ich habe vor kurzem unbeschadet die 30 erreicht und bin seit ca. 1988 Amigafan. Habe also alle Höhen und Tiefen von Commodore und was danach kam miterlebt. Bis zum Niedergang der Stuttgarter Amiga – Mailboxszene um 1996 war ich auch aktiv als Trader unterwegs. Ich konnte aber die meisten meiner Kontakte nicht in die Internetzeit retten.

Andrew J. Wilsons

Als normaler User versuchte ich es mit einer eigenen Sharewarefirma (ADSG – Amiga Developer Support Group). Dort wickelten wir die Registrierungen für Amiga-Autoren über ein eigens entwickeltes Tool und Website ab. Der Erfolg blieb aber leider aus. 1998 holte ich mir dann direkt auf der Messe eine CyberstormPPC mit CybervisionPPC. Aber die Stimmung und der Ton in der Community wurden immer schlimmer. Die User wurden immer weniger und die Probleme mit meinem A4000T immer mehr. Also machte ich Ende 2000 einen BREAK und verkaufte ALLES!

Die Phoenix – Story beginnt dann 4 Jahre später nach einem Jobwechsel und Umzug in den tiefen Süden des Schwabenlandes. Die Wohnung war eingerichtet, es war Juli mitten im Sommer 2004 und mir war langweilig. Auf dem Streifzug durch meinen neuen Keller fielen mir einige Amiga-Joker Hefte in die Hand und ich verbrachte fast den halben Tag damit gespannt lesend im Keller zu sitzen. Das Amiga-Fieber hatte mich wieder und irgendwo lag da noch dieser dunkelblaue Amiga 500 rum. Es gab ein Netzteil, Competition Pro Joysticks und viele Disketten mit Demos, Spielen und Utilities. Also alles gleich angeschlossen, ein wenig herumprobiert und eine ganze Nacht damit verbracht, eine Transferdisk für Daten vom PC zum Amiga zu erstellen.

Als nächstes entdeckte ich die faszinierende Shoppingwelt für Amiga Hard- und Software auf Ebay.de, um mir Jugendträume zu erfüllen. Ich legte mir einen Account bei ANews zu, wo ich auch gleich fatale Diskussionen zum Thema „Neuauflage alter Hardware“ startete.. Da ich einen besonderen Amiga zum Zocken der alten Klassiker wie North&South, Speedball 2 und Turrican wollte, galt mein größtes Interesse dem legendären PHOENIX Replacement – Motherboard (Amiga 1000 Klon aus dem Jahr 90/91), welches durch einen Zusammenschluss von Studenten und Amigafreaks durch reengeniering des original Amiga 1000 Motherboards entstand. Schon damals wurde das Motherboard nur in einer Auflage von ca. 500 Stück produziert, bis die Firma Phoenix Microtechnologies aus Australien schließlich Konkurs ging. Die genauen Hintergründe sind nicht bekannt.

Soldering Gunman Pyng serving the crazy germans.

Im Internet fanden sich leider nicht viele Informationen, die Suche nach einem Original war sinnlos und Threads zu dem Thema auf ANews fruchtlos. Es folgten Leute die plötzlich über 10 dieser besagten Boards zu verkaufen hatten (sehr suspekt!) und dann dieser eine User, der uns einen Link zu Andrew J. Wilsons (Hauptentwickler des Phoenix) privater Homepage gab.

Dort stand was von einem Phoenix – Entwicklerboard für 20 Australische Dollar!!! Andrew bekam plötzlich viele, viele E-Mails aus Deutschland, vor allem von mir.

12 Jahre alte Hardware beinhaltet ihre Tücken

Dies war evt. auch der Grund, warum ich von Andrew als Sprecher für die ein Board haben wollten gewählt wurde. Nach der Schließung von Phoenix Microtechnologies hat Andrew glücklicherweise alle Teile des Phoenix (Bauteile, Platinen, Disketten, Pläne) über 12 Jahre in seiner Garage in Australien eingelagert. Er begann im Januar 2005 mit der Sichtung des Materials für die „crazy Germans“. Den Titel bekamen wir, nachdem Andrew in seinem Stammpub über das Projekt erzählt hat. Ich will gar nicht wissen, was sich die Leute sonst noch gedacht haben.

Ich kümmerte mich hier in Deutschland um die Kalkulation, was ein Board mit Steuern, Versicherung und Versandkosten aus Australien kosten würde. Dann startete ich auf ANews einen Thread dazu, dass ich eine Sammelbestellung für die Neuauflage des Phoenix Boards durchführen würde. Niemals hätte ich mit so einem überwältigen Feedback gerechnet. Plötzlich kamen hier bis zu 40 Mails täglich mit Fragen, Glückwünschen und auch Bestellungen aus der ganzen Welt ein.

Phoenix – ein Mammut-Projekt

Während Andrew die ersten 5 Boards (geplant waren maximal 25) anfing zu bestücken und zu testen, regelte ich auf ANews alle Details zur Bestellung, Lieferung, Abwicklung und Erfassung der Käufer. Jeder Käufer musste sich mit persönlichen Daten registrieren und eine Anzahlung leisten, nur so konnten wir sichergehen, dass auch alles klappt. Was von meiner Seite eigentlich eine kurze Sache werden sollte, entwickelte sich schnell zu einem Mammut-Community Projekt auf ANews. Nachdem nämlich die ersten 5 neu produzierten Motherboards ausgeliefert wurden, nahmen die Bestellungen und Anfragen dermaßen zu, dass wir erst 30, dann 40 und schließlich 50 Bestellungen akzeptierten. Noch heute stehen ca. 10 Leute auf einer Art Warteliste und Anfragen kommen noch immer rein.

Phoenix, board
The Pheonix board

Die User mussten viel Vertrauen und eine Menge Geduld mitbringen. Warum? Weil die letzten Motherboards letztendlich im Mai 2006 zu ihren Käufern gefunden haben. Dies lag hauptsächlich an technischen Problemen die Boards nach ca. 14 Jahren Schlaf wieder zu erwecken, an Bauteilmangel der leicht bei so alter Hardware auftreten kann und natürlich auch an privaten/gesundheitlichen Problemen. So kamen immer wieder Fragen zur Konfiguration auf, es wurde viel über angebliche Fehler diskutiert (der Phoenix hat ein Zorro-II wie im A2000-A), viele Telefonate mit Australien und nächtelanges Chatten aufgrund der Zeitverschiebung… Der Aufwand der hinter diesem Projekt steckte, wurde von Andrew und mir einfach unterschätzt.

Großer Andrang

Den größten Produktionsrun gab es im Spätsommer 2005, wo Andrew aus seiner Uni den Elektrotechnik-Studenten Pyng als Löt- und Testhilfe hatte und somit überhaupt erst über 40 Boards möglich wurden. Während in Australien nun die Boards Step-by-Step produziert wurden, um in kleinen Chargen nach Deutschland zur weiteren Auslieferung (Deutschland, Schweiz, Belgien, Tschechei) zu kommen, plagten uns schon wieder neue Sorgen. Woher einen BIG-AGNUS 8372B (weltweit ausverkauft) und den passenden Speicher für 2MB Chipram nehmen?

Alle Anfragen in Deutschland blieben ohne Antwort, oder waren definitiv zu teuer! Immerhin wollten wir 300 Stück dieser Bausteine mit einer Größe von 512kb im DIP-Gehäuse. Liefern konnte diese letztendlich ein Chipbroker aus den USA mit dem Namen USBid.com, wo wir bei der Menge auch einen fairen Preis bekamen. Der gute Preis kam wohl auch zustande, weil mein Kontakt bei USBid total von dem Projekt so begeistert war, das er uns auf schnellstem weg 300 original verpackte TOSHIBA Chips besorgte. Leider sah dies die Firma Fedex nicht so, die den Speicher nervenaufreibend 1 Monat lang quer durch die Welt transportierte. Dann machte sich der deutsche Zoll dann auch nochmal eine Woche dran zu schaffen.

Im Laufe des Projektes fanden sich sogar noch begeisterte Entwickler die den Phoenix mit neuer Hardware versorgten! So wurden von George mehrere Turbokarten produziert (das erste Model gab/gibt es als Kleinserie zu kaufen), ein IDE-Kontroller, eine 8MB Speichererweiterung und ein FliFi/Scandoubler. Alle Erweiterungen sind mit Georgs Hilfe jederzeit produzierbar, Pläne usw. gibt es auf seiner Homepage. Jens Schoenfeld, der sich ebenfalls einen Phoenix gönnte, passte seinen Buddha-IDE-Kontroller für den Frontslot des Phoenix an. Eins der ersten Modelle konnte ich gleich auf der Breakpoint 2006 mitnehmen!

Daraus entstand ein eigenes Forum

Alles in allem kann ich sagen, ich hatte über 1 Jahr eine Menge Stress mit dem Projekt, aber auch sehr viel Spaß. Ich konnte viele interessante Leute und neue Freunde kennen lernen und aus dem Projekt ist auf www.a1k.org eine super Amiga-Community entstanden, die versucht, den alten Amigageist von Freundschaft und Hilfsbereitschaft weiter zu leben.

Der Amiga ist ein ganz besonderer Computer. Er wird immer ein besonderer Computer bleiben und wir freuen uns über alle User die gerne zu seinem Erhalt beitragen wollen! Schaut doch einfach mal bei uns rein. Da die meisten bei uns auch Englisch sprechen, freuen wir uns über jeden internationalen Besucher!

cU aPEX / a1k.org

Amiga
an old Amiga advert

http://www.a1k.org – Amiga Community mit zusätzlichen Bereichen für Sammler und die Demoscene!

Offizielle Phoenix-Seite (wird noch weiter augebaut)

Beitrag auf amiga-news.de zum Start des Projektes aus Dezember 2004.

Thread mit 44 Seiten über den die Bestellung organisiert wurde.

Und noch ein paar Links mit Bildern:

a1k Forum zum Thema Phoenix.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.