Gestern wurde der Admin von Fraudsters festgenommen. Zudem wurden zwei Wohnungen in Schleswig-Holstein und eine in Sachsen-Anhalt durchsucht.
Gestern wurde der Administrator des Untergrund-Forum Fraudsters festgenommen. Zudem wurden zwei Wohnungen in Schleswig-Holstein und eine in Sachsen-Anhalt durchsucht und zahlreiche Gegenstände beschlagnahmt. Ein weiterer Verdächtiger lebt in Maastricht, Niederlande.
Im Ermittlungsverfahren gegen vier Verdächtige wurden gestern auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz zwei Wohnungen durchsucht und die Computer bzw. Smartphones beschlagnahmt. Die Festplatte eines Notebooks hat man an Ort und Stelle auf einen USB-Stick kopiert. Zwar hatte der Eigentümer die Festplatte verschlüsselt, doch das Gerät war zum Zeitpunkt der Razzia geöffnet.
Fraudsters: Razzia betraf Ebola, b0ris, Rediz & Daago
Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz, die Landeszentralstelle Cybercrime (LZC) und das Dezernat Cybercrime des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz führen seit Ende des Jahres 2017 umfangreiche Ermittlungen gegen die Verantwortlichen des Forums Fraudsters durch. Den insgesamt vier Verdächtigen wirft man vor, eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben. Gemeint sind die Nicknames Ebola, b0ris, Rediz und Daago, die gemeinsam für den Betrieb von Fraudsters.se (später Fraudsters.to) verantwortlich gewesen sein sollen. Einem Durchsuchten wird vorgeworfen, permanent gebannt worden zu sein, weil er das Team um Treuhand-Gelder betrogen haben soll.
Aufsteiger zur Kasse gebeten
Das Team verdiente nach Ansicht der Ermittler an den Transaktionsgebühren von Fraudsters. Das Forum war laut dem Erkenntnisstand der Ermittler streng hierarchisch aufgebaut. So gab es Pre-Member, Member, 1st Level und 2nd Level Members, Vendoren (Händler) und Trial-Mods. Wer in der Hierarchie aufsteigen wollte, musste in das gemeinsam genutzte Depot-Wallet einen Betrag von 5.000 bis 10.000 EUR hinterlegen. Den Verdächtigen wird zudem Beihilfe zum gewerbsmäßigen unerlaubten Handel mit Betäubungsmitteln und falschen Pässen und Ausweisen vorgeworfen. Weitere Vorwürfe sind Beihilfe zur Datenhehlerei und der Verkauf von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.
TKÜ im Vorfeld
Der Tatverdacht soll sich aus den bisherigen Ermittlungen, insbesondere einer Zeugenaussage und der Telekommunikationsüberwachung der Festnetz- und Mobilfunkanschlüsse der Verdächtigen ergeben haben. Einem Beschuldigten wird zudem der Upload von urheberrechtlich geschützten Werken bei myGully.com und Boerse.sx im November und Dezember 2017, bzw. im Januar und Februar 2018 vorgeworfen. Der vierte Verdächtige hält sich in den Niederlanden auf. Ob auch der mutmaßliche Mitbetreiber gestern in Maastricht Besuch von der dortigen Polizei erhalten hat, geht aus der Pressemitteilung des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz leider nicht hervor.
Fraudsters – Routine ist in diesem Geschäft der Todfeind
Im Interview von vor zwei Jahren schrieben uns führende Mitglieder von Fraudsters, es sei „gut und richtig“ eine gewisse Angst vor einem Bust zu haben. „Diese Angst ist es, die uns schützt. Ohne Angst wird man leichtsinnig und man macht Fehler. Angst bewahrt einen davor.“ Wer auch immer behauptet, keine Angst zu haben, würde früher oder später vor einem Richter sitzen. „In unserem Geschäftsbereich ist Routine der Todfeind. Ein gewisses Maß an Angst schützt davor, dass Routine entsteht.“
Am Ende war die Angst bzw. Umsicht der Betreiber offenbar doch nicht ausreichend, um sich vor einer Aufdeckung zu schützen.
Tarnkappe.info