Jacob Appelbaum
Jacob Appelbaum auf der re:publica. Foto: Lars Sobiraj.

Jacob Appelbaum: Journalisten zweifeln Vorwürfe an

Journalisten der Zeitung "Die Zeit" zweifeln Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Aktivisten Jacob Appelbaum an. Auch Appelbaum selbst bestreitet diese.

Dem Datenschutz-Aktivisten Jacob Appelbaum werden Vergewaltigung, sexuelle Belästigung sowie unkollegiales und egoistisches Verhalten vorgeworfen. Nun melden Journalisten der Wochenzeitung „Die Zeit“ jedoch Zweifel an zumindest einem Teil der Vorwürfe an.

Massive Vorwürfe gegen Jacob Appelbaum

Jacob Appelbaum ist Datenschutz-Aktivist, WikiLeaks-Unterstützer und arbeitete lange Jahre für das unter Datenschützern sehr geschätzte Anonymisierungs-Netzwerk Tor. Vor einiger Zeit wurden jedoch massive Vorwürfe gegen Appelbaum laut: er solle mehrere Tor-Angestellte beiderlei Geschlechts sowie Angehörige der aktivisten Szene sexuell belästigt, eine junge Frau sogar vergewaltigt haben. Zudem habe er sich unkollegial verhalten, seine Mitmenschen manipuliert, rücksichtslos seine Meinung durchgesetzt, sich in den Vordergrund gespielt und Kolleginnen und Kollegen gedemütigt. Schnell sammelten sich im Internet – größtenteils anonyme – Vorwürfe gegen Appelbaum, der daraufhin von seinem Pressesprecher-Posten beim Tor-Projekt zurücktrat.

Tor selbst reagierte umgehend auf die Vorwürfe gegen seinen prominenten (Ex-)Mitarbeiter. Es wurde eine interne Untersuchung eingeleitet, die die Vorwürfe gegen Appelbaum künftig für bestätigt erklärte. Zudem tauschte das Projekt im Umfeld der Vorwürfe seinen gesamten Aufsichtsrat aus.

Zweifel am Vergewaltigungsvorwurf

Nun meldet die Wochenzeitung „Die Zeit“ jedoch Zweifel zumindest am Vergewaltigungs-Vorwurf an. Auf einer anonymen Website habe eine junge Frau, die unter dem Pseudonym „River“ auftritt, behauptet, Appelbaum habe im Januar 2016 nicht einvernehmlichen Sex mit ihr gehabt, während sie bewusstlos gewesen sei. Mehrere von den Journalisten der „Zeit“ befragte Zeuginnen und Zeugen können die Vorwürfe jedoch nicht bestätigen. Sie können sich dem Artikel zufolge weder daran erinnern, dass „River“ betäubt oder bewusstlos gewesen sei, noch dass Appelbaum dann Sex mit ihr gehabt habe.

Die Zeitung führte daraufhin mit Appelbaum ein Interview durch. Es ist das erste Mal, dass sich der Aktivist zu den Vorwürfen äußert. Im Gespräch mit den Journalisten räumt Appelbaum zwar gravierende Fehler ein. Er habe „als Führungspersönlichkeit versagt, viele Fehler begangen und Menschen verletzt“, sagte der Aktivist im Interview. „Rivers“ Anschuldigungen bestreitet er jedoch.  „Zu keinem Zeitpunkt hatte ich Sex mit jemandem, der bewusstlos war,“ betont er. Das potentielle Opfer hat sich bislang nicht zur Aussage Appelbaums geäußert.

Manipulierte Aussagen

In mindestens einem anderen Fall, so die Zeit weiter, hätten Dritte die Vorwürfe gegen Appelbaum manipuliert. Ein zeitweise im Internet aufgeführtes angebliches Opfer Appelbaums bestreitet gegenüber der Zeit, dass Appelbaum ihr Unrecht angetan habe. Ihre Erlebnisse mit dem kontroversen Aktivisten seien von Dritten gegen ihren Willen und in stark veränderter Form ins Netz gestellt worden. Mittlerweile hat sie deren Löschung erwirkt.