Am 29. Oktober fand eine Razzia bei den E-Book Uploadern wettex und echnaton statt. Sie sollen mehrere Tausend Euro monatlich verdient haben.
In Österreich und Deutschland fanden kürzlich Hausdurchsuchungen gegen die E-Book Uploader wettex und echnaton statt. Ihnen wird vorgeworfen, unzählige urheberrechtlich geschützte E-Books illegal verbreitet zu haben. Die Schwarzkopien standen bei Uploaded, RapidGator und bis vor kurzem bei Share-Online.biz zur Verfügung.
E-Book Uploader gingen nicht gerade leer aus
Die zwei Tatverdächtigen sollen mit den Partnerprogrammen der Filehoster Einnahmen in Höhe von mehreren Tausend Euro monatlich erzielt haben. wettex, ein 53-jähriger Wiener, wirft man vor, über 18.000 Werke widerrechtlich verbreitet zu haben. Neuerscheinungen von belletristischen Werken haben die Verdächtigen schon wenige Stunden nach der Veröffentlichung illegal in Umlauf gebracht.
Die Ermittlungen gegen wettex nahmen ihren Lauf, nachdem die Firma CounterFights Anti-Piracy eine Strafanzeige gegen ihn gestellt hatte. Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen ermittelte in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Erfurt.
wettex erstellte fast 18.000 Beiträge bei myGully.com
Erst viele Monate später gelang es dem LKA, den Mann zu identifizieren. Beim Warez-Forum myGully.com hat wettex über 17.900 Beiträge erstellt. Zahlreiche Postings sind Verlinkungen zu illegalen Kopien von kommerziellen E-Books. Nach Einstellung des Verfahrens in Deutschland wurde in Österreich von den Verlagen dp Digital Publishers GmbH und Written Dreams Verlag eine Privatklage in Zusammenarbeit mit dem Selfpublisher Verband eingereicht. Manche Autoren des Selfpublisher Verlags waren auch unter den Opfern.
Der Uploader soll seine Werke bei einem bekannten Online-Shop (wahrscheinlich von Amazon) bezogen haben. Der E-Commerce Anbieter ignorierte allerdings das Hilfegesuchen der Behörden, was die Identifizierung des Täters erschwert hat. Die Ermittler konzentrieren sich jetzt darauf zu klären, ob die beschlagnahmten Datenträger genügend Hinweise darauf geben, dass man den Shopbetreiber möglicherweise wegen Beihilfe zu gewerblichen Urheberrechtsverletzungen verklagen kann.
Betreiber des Onlineshops soll angeklagt werden
„Den Kunden dieses Onlineshops ist jahrelang ein wirtschaftlicher Schaden durch den Beschuldigten entstanden. Wenn dann jedoch der Kundenschutz zum Täterschutz umfunktioniert wird und die widerrechtlichen Handlungen des Beschuldigten trotz Kenntnis auch nicht unterbunden wurden, sollte das nach meiner Ansicht auch rechtliche Konsequenzen für den Betreiber dieses Onlineshops haben“, kommentiert Andreas Kaspar den Sachverhalt. Er ist der Gründer und Inhaber von CounterFights Anti-Piracy. Kaspar war auch an den Ermittlungen gegen Spiegelbest beteiligt, den man bis heute nicht erwischt hat. Auch Spiegelbest fing als E-Book Uploader an.
echnaton – technisch versiert und 72 Jahre jung
Eine weitere Tatverdächtige namens echnaton agierte beispielsweise bei ebook-land.cc und war dort für ihre zeitnahen Re-Uploads bekannt. In der Pressemitteilung der Firma wird ein namentlich nicht genanntes Forum für E-Books und Hörbücher mit über 100.000 Mitgliedern genannt. Als Supermoderatorin soll echnaton dort für etwa zwei Drittel aller Uploads verantwortlich sein, das waren zirka 10.000 Titel, die verlinkt und bei Filehostern hochgeladen wurden. Die Frau wird von den Piratenjägern im Alter von 72 Jahren als technisch versiert bezeichnet. Sie organisierte die Verfügbarkeit der E-Books der jeweils aktuellen SPIEGEL Bestsellerliste und beantwortete die Suchanfragen der Forenmitglieder nach weiteren E-Books.
E-Book Uploader identifiziert
CounterFights Anti-Piracy hatte im Jahr 2018 mit den eigenen Recherchen begonnen. Diese gaben Hinweise auf die Identität der beschuldigten Rentnerin. Daraufhin stellten über 40 betroffene Rechteinhaber Strafanzeige gegen die Frau. Das Verfahren hat anschließend die Staatsanwaltschaft Göttingen bearbeitet. Das Fachkommissariat Cybercrime der Polizeiinspektion Salzgitter, Peine und Wolfenbüttel führte im Juli 2019 eine Hausdurchsuchung im Haus der Familie der Beschuldigten durch. Dort will man die Rentnerin angeblich „in flagranti“ bei der Durchführung neuer Rechtsverletzungen erwischt haben.
RoadWarrior zwischenzeitlich rechtskräftig verurteilt
Bereits im Vorjahr konnte von der Anti-Piraterie-Firma der Uploader RoadWarrior identifiziert werden. Der Beschuldigte im Alter von 58 Jahren war ein großer Fan von Science Fiction Romanen. Er hatte in einem großen Warez-Forum Download-Links zu tausenden SF-Heftromanen veröffentlicht. Zudem stellte der Mann Neuerscheinungen aktueller Bände am Tag der Veröffentlichung für die Forum-Mitglieder zur Verfügung. Der von der Staatsanwaltschaft Hanau beantragte Strafbefehl ist inzwischen rechtsgültig. RoadWarrior wurde zur Zahlung einer vierstelligen Geldstrafe verurteilt, dies entsprach 200 Tagessätzen. Da man bislang gegen die Untergrund-Foren selbst nichts ausrichten kann, probiert man es halt über die E-Book Uploader.