Traben-Trarbach will die Besitzverhältnisse des ehemaligen Cyberbunkers klären. Sollten die Pumpen versagen, wären die Folgen wahrlich enorm.
Die zum Rechenzentrum umfunktionierte Bundeswehranlage bleibt in Traben-Trarbach weiterhin ein Politikum. Diesmal handelt es sich aber nicht um illegale Machenschaften aus dem Darknet. Vielmehr stellt der stillgelegte Cyberbunker 2.0 jetzt eine potenzielle Gefahr für die Umwelt dar. Das berichtete die Tageszeitung Trierischer Volksfreund hinter einer Paywall.
Cyberbunker 2.0: Wem gehört die Anlage?
Der Cyberbunker 2.0 bereitet der Stadtverwaltung von Traben-Trarbach weiterhin Kopfschmerzen. Nachdem das SEK das Darknet-Rechenzentrum gegen Ende des vergangenen Jahres auf spektakuläre Weise aushob, ist die ehemalige Bundeswehranlage verwaist. Jetzt will der Bürgermeister der Gemeinde, Patrice Langer (SPD), endlich Klarheit, wer für das Anwesen zuständig ist. Gegen den früheren Betreiber, Sven Olaf Von K., läuft aktuell noch ein Ermittlungsverfahren. Das Landeskriminalamt habe derweil seine Arbeit vor Ort beendet.
Abschalten käme einer Katastrophe gleich
Die Zukunft des ursprünglich in den 70er Jahren erbauten Bunkers ist hingegen noch ungewiss. Besonders vor dem Hintergrund, dass es sich dabei um eine sehr spezielle Konstruktion handelt. Das macht der Stadtverwaltung schwer zu schaffen, wie aus dem Bericht hervorgeht: “Das ist ein komplexes System, in dem immer Pumpen laufen müssen, um das Grundwasser abzupumpen”, warnt Stadtbürgermeister Patrice Langer gegenüber dem Volksfreund. “Wenn dort der Strom abgeschaltet wird, dann läuft der Bunker mit Grundwasser voll.”
Die Anwohner, so Langer, seien längst besorgt und hätten ihre Bedenken kundgetan. Beim ehemaligen Cyberbunker alle Stecker zu ziehen, sei deshalb keine Option: “Das wäre ein umweltmäßiger Super-GAU“, sagte der Rathaus-Chef ohne auf die Gefahren näher einzugehen. Trotz der sehr speziellen Vergangenheit des Cyberbunkers sei man sich bewusst über den Wert der Immobilie, und überhaupt sei die Anlage ja „erhaltenswert“. Langer: „Es ist für uns existenziell wichtig zu wissen, wem er gehört und was da passiert.“
Land Rheinland-Pfalz will Eigentümer vom Cyberbunker werden
Der Volksfreund recherchierte deshalb weiter und fand heraus, dass der Cyberbunker als Tatmittel eingestuft werden soll. Das wäre für die Zukunft richtungsweisend: „Dann wäre das Land Rheinland-Pfalz der Eigentümer der Anlage“, gab Oberstaatsanwalt Dr. Jörg Angerer von der Landeszentralstelle Cybercrime (LZC) Rheinland-Pfalz bekannt. Jedoch hänge das von der Entscheidung des zuständigen Gerichts ab. Sollte das gelingen, wäre das Landesfinanzamt für den Verkauf der Immobilie verantwortlich.
Der Unterhalt der Anlage ist aber derweil gesichert. Bis alles Weitere geklärt ist, kümmern sich die Behörden um die Instandhaltung und dass die Pumpen weiter arbeiten.
Update: Sorgen wegen Verschmutzung des Grundwassers
Aus der regionalen Berichterstattung ging nicht hervor, worin konkret die Gefahren für die Umwelt liegen. Auf unsere Anfrage erklärte Bürgermeister Patrice Langer nun, dass dies mit der komplexen technischen Infrastruktur des alten NATO-Bunkers zusammenhänge. Langer selbst arbeitete einst vor Ort als Techniker: „Wenn die Pumpen nicht weiterarbeiten, läuft der Bunker voll und das Grundwasser würde unter anderem auf eine große Batterie-Anlage, einen Öltank und Dieselaggregat treffen.“ Das könne im schlimmsten Fall zu einer Verschmutzung des Grundwassers führen.
Beitragsbild: Ausschnitt eines Screenshots der ehemaligen Webseite vom Cyberbunker.
Tarnkappe.info