Der Fall KinoX lässt viele Fragen offen – Kommentar von Mysterion

KinoX - was war, was wird und die offenen Fragen. Prüft man die Fakten durch, ergeben sich beim Artikel von Spiegel Online mehrere berechtigte Zweifel.

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Kinox.to. Was war. Was wird. Und viele offene Fragen. Wie der Spiegel gestern Abend berichtete, soll es eine Razzia gegen die Betreiber von KinoX gegeben haben. Prüft man die Fakten durch, ergeben sich gleich mehrere berechtigte Zweifel. Manche Informationen sind schlichtweg veraltet.

Kinox.to hochgenommen

Nehmen wir mal die Fakten:

  1. Woher bezieht Spiegel Online seine Informationen?
  2. Warum bezieht sich der Artikel auf die GVU und die Staatsanwaltschaft Dresden?
  3. Warum sind alle Webseiten noch online?

gvu-vap-safeFangen wir mit den ersten beiden Punkten an. Der Spiegel.de-Artikel wirft einige Fragen auf. Denn weder auf der Webseite der GVU oder der Staatsanwaltschaft Dresden steht eine Meldung über die Durchsuchungen. Woher hat der Redakteur vom Spiegel seine Informationen? Zum Teil können diese durchaus stimmen. Andere Informationen sind überholt oder falsch. Hat sich in Hamburg etwa jemand mit der Redaktion einen Scherz erlaubt?

Hat man Jugendliche als Stohmänner missbraucht?

Die Hauptverdächtigen sollen den Informationen zufolge 21 und 25 Jahre alt sein. Doch aus Insiderkreisen ist bekannt, dass der bzw. die Admins deutlich älter sind. Es wird wie vor mehreren Jahren bei Kino.to sein, wo jemand Geld dafür bekam, sich als Betreiber der illegalen Webseite auszugeben.

Um wilde Verschwörungstheorien soll es hier gar nicht gehen. Doch jeder mit einem klaren Verstand weiß, dass auch Dirk B. damals nur ein Laufbursche der wahren Hintermänner aus Österreich war. Warum sonst standen die Nachfolgeseiten so schnell wieder online?

kinox.to LogoKommen wir mal zum anderen Teil, der stimmen könnte. Das betrifft die Aussage, dass Geld beschlagnahmt wurde. Wie mehrere Medien unter anderen auch Welt.de damals berichteten, lief der Geldfluss von Bitshare/Freakshare damals über die Micropayment AG in Berlin. Auch ich habe damals den Artikel gelesen und bin eher durch Zufall darauf gestoßen, dass die Premiumaccounts von Bitshare und Freakshare nicht nur auf das gleiche Konto bei der Micropayment AG  gingen, sondern auch die Gelder von Uploaded.net und diversen anderen Filehostern. Diese Konten werden Sammelkonten der Micropayment AG  gewesen sein. Von dort wurde das Geld an die jeweiligen Betreiber der Hoster weitergezahlt. Denn kurz nach der Bekanntmachung des Aufbaus zahlreicher Sharehoster, wurden die Konten allesamt bei der Micropayment AG entfernt. Bei Bitshare war dann nur noch die Zahlung per Kreditkarte möglich. Und der Geldtransfer bei den anderen Sharehostern wurde mittels anderer Zahlungsdienstleister abgewickelt.

Da kommt der Knackpunkt, wenn man den Geldfluss der Auszahlungen der Micropayment AG an die jeweiligen Konten der Filehoster-Betreiber nachverfolgen kann. Wurde dort nur ein einziger Fehler begangen und die Betreiber ihre Konten nicht anonym, unter falschem Namen oder offshore geführt haben, würde man sehr schnell an sie herankommen. Dann wäre es wirklich gefährlich. Denn dann droht der Megabust.

Ungereimtheiten

gvu-kreativwirtschaft-cybercrimeAllerdings passt dazu, dass mehrere Streaminghoster unter anderen viele von KinoX seit ein bis zwei Monaten faktisch keine Auszahlungen mehr getätigt haben. Zum Beispiel haben mir mehere Uploader berichtet, dass die Auszahlungen bei Shared.sx zwar seit 2-3 Wochen auf PAID stehen, aber bei den Personen kein Geld angekommen ist. Dasselbe ist auch bei Nowvideo der Fall, wo Auszahlungen seit ein bis zwei Monaten den Status „ausgezahlt“ tragen. Allerdings wurde nichts transferiert. Auch bei Bitshare hat sich der Auszahlungs-Rhythmus stark verzögert. Es darf bezweifelt werden, dass dies etwas mit der Micropayment AG zu tun hat. Schon seit einigen Monaten wird dieser Anbieter nicht mehr von Streaming- oder Sharehostern genutzt. In diesem Punkt bezieht sich der Spiegel-Artikel auf uralte Informationen, die so nicht stimmen können.

Kommen wir zum letzten Punkt. Warum sind alle Webseiten noch online? Wen oder was die Staatsanwaltschaft nach der Strafanzeige der GVU dort gefasst hat, es waren mit Sicherheit keine Admins. Wahrscheinlich waren es lediglich Laufburschen, die schon länger aus Deutschland verschwunden sind, um einem Zugriff zu entgehen. Auch die Theorie, mehrere Foren bzw. Sharehoster und Streaming-Seien werden als Honeypot betrieben, klingt unwahrscheinlich. Einerseits waren die Behörden nie hinter den regulären Nutzern her. Andererseits ist eine derartige Falle in Deutschland mit Sicherheit verboten. Jeder muss selber wissen, ob er diese Seiten in Zukunft noch nutzt.

Was kommt, wird die Zukunft zeigen. Aber ich persönlich denke, dass alle genannten Sites wie Kinox, movie4k, mygully und boerse noch lange online bleiben werden. Zumal sich im internen Bereich der Webseiten die Teammitglieder und Admins gerade wegen der kostenlosen Werbung von Spiegel Online totlachen.

Haben Minderjährige Geld gewaschen?

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Foto Direitos Urbanos, thx! (CC BY 2.0)

Ich will mich auch nochmals auf die Meinung von Watchdog beziehen. Bezüge zur Organisierten Kriminalität sind unübersehbar. Allerdings um Geld zu waschen, braucht man heutzutage kaum noch richtige Kontakte, sondern nur genügend Startkapital und windige Banken auf irgendwelchen Tropeninseln, die mitspielen ohne Fragen zu stellen. Aber dass den Enttarnten räuberische Erpressung und Brandstiftung vorgeworfen wird, kann stimmen. Denn dies haben mir auch Insider, die mit KinoX-Teamies/Uploadern in Kontakt stehen, bestätigt. Jeder der dort nicht mitspielt oder gegen das Team war und dessen Reallifedaten bekannt sind, wurde massiv bedroht. Möglicherweise wurden die beiden Brüder von ganz oben fallen gelassen, weil sie eventuell aussteigen wollten. Aber das ist nur eine Vermutung.

Update: Laut Medienangaben haben die Beschuldigten „massiv versucht„, ihre Mitbewerber aus dem Markt zu drängen. Dabei hat man auch mit massiven Drohungen gearbeitet. Sofern diese nicht gefruchtet haben, sei nach Angaben des Behördensprechers Wolfgang Klein „auch schon mal ein Auto in Flammen aufgegangen.

Tarnkappe.info