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Tor-Projekt tauscht nach Appelbaum-Affäre den Aufsichtsrat aus

Das Anonymisierungs-Netzwerk Tor stellt seinen neuen Aufsichtsrat vor. Diesem gehören hochkarätige IT-Sicherheits-Experten an.

Das Anonymisierungs-Projekt Tor hat im Zuge der Vorwürfe gegen seinen prominenten Mitarbeiter Jacob Appelbaum seinen kompletten Aufsichtsrat ausgetauscht. Unter den neuen Aufsichtsrats-Mitgliedern befinden sich auch einige große Namen der Szene.

Neuer Aufsichtsrat für Tor im Umfeld der Appelbaum-Affäre

Das Tor-Netzwerk hat das Ziel, anonymes Surfen im Internet zu ermöglichen. Zu diesem Zweck werden Datenpakete über ein Netzwerk von Servern so lange umgeleitet, bis sie sich nicht mehr zurückverfolgen lassen. Unter Datenschützern genießt Tor einen ausgezeichneten Ruf.

Kürzlich machte das Projekt jedoch Negativ-Schlagzeilen: der WikiLeaks-Aktivist und langjährige Tor-Mitarbeiter Jacob Appelbaum sah sich mit öffentlichen Vorwürfen konfrontiert, er habe Kollegen und Mit-Aktivisten gedemütigt, manipuliert und sexuell belästigt. Appelbaum bestreitet diese Vorwürfe, trat jedoch von allen Posten beim Tor-Projekt zurück.

Nun hat die Appelbaum-Affäre weitere personelle Konsequenzen bei dem Anonymisierungsdienst. Der bisherige Aufsichtsrat einschließlich der vorsitzenden Shari Steele trat geschlossen – und, wie aus dem offiziellen Blog-Posting hervorgeht, freiwillig – zurück. Diese Entscheidung sei „sehr mutig“, „das Beste für die Gesundheit der Organisation“ und werde Tor erlauben, sein volles Potential zu erreichen, heißt es im offiziellen Blog.

Ein neuer Aufsichtsrat voller Expertise

Neben Matt Blaze, Cindy Cohn, Gabriella Coleman, Linus Nordberg und Megan Price, die alle beeindruckende Erfolge im Bereich der IT-Sicherheit vorzuweisen haben, wird dem neuen Tor-Aufsichtsrat auch der Kryptographie-Experte Bruce Schneier angehören. Dieser ist nicht nur Mit-Entwickler mehrerer Verschlüsselungs-Algorithmen, sondern Szene-Kennern auch aufgrund seiner Bücher über Sicherheitsthemen bekannt. In diesen greift Schneier Sicherheitsprobleme in auch für Laien verständlicher Art auf und erklärt ihre gesellschaftlichen Auswirkungen. Schneier äußert sich häufig kritisch über ausufernde Überwachungsprogramme. Er prägte den Begriff „Sicherheitstheater“ für Maßnahmen, die den Anschein von Sicherheit erwecken sollen, in der Praxis aber unnütz oder sogar schädlich sind.

Auch unter dem neuen Aufsichtsrat werden die Tor-Urgesteine Roger Dingledine und Nick Mathewson weiterhin mit von der Partie sein. Sie werden sich um Forschung und Entwicklung kümmern.

Tarnkappe.info