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Interview: EbookSpender.me führt nach Diebstahl Blockade ein

Keine Gnade für Trittbrettfahrer. Das Forum EbookSpender.me führt ab 1. Oktober eine vierwöchige Schonfrist für Neuerscheinungen ein.

Zugegeben. Es ist schon ein wenig ironisch, wenn sich Piraten darüber beschweren, dass sie von der eigenen Konkurrenz beklaut werden. In der Webwarez-Szene mehren sich die Hinweise, dass diverse Untergrund-Portale regelmäßig E-Books bei EbookSpender.me beziehen. Dort wird von den Nutzern gemeinsam das Geld für den Erwerb neuer Werke gesammelt, die dann beim Wettbewerb entweder kostenlos oder sogar gegen Bezahlung weiterverbreitet werden. Derzeit wird darüber abgestimmt, ob bei Neuerscheinungen künftig eine vierwöchige Sperre eingeführt werden soll, um die Verluste der Verlage und Autoren zu reduzieren. Manche User verlangen weit längere Sperren. Wir haben diesbezüglich Larissa befragt. Sie ist eine der Moderatorinnen des Forums EbookSpender.

Wie kam es zur Blockade von EbookSpender.me

Lars Sobiraj: Welchen Hintergrund hat die geplante vierwöchige Schonfrist?

Larissa: Fakt ist nunmal, wenn zu Beginn der Buchmesse die Amazon-Flat bekanntgegeben wird, gibt es nicht mehr sehr viel Spielraum für die Verlage. Ihre teueren, aber auch qualitativ sehr guten Angebote stehen nun dieser Flatrate gegenüber und gleichzeitig dazu unserem völlig kostenlosem Angebot. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Verbraucher diesen Varianten den Vorzug geben werden. Nur um es nochmals besonders hervorzuheben: Wird ein Titel 50.000 Mal am Tag des Erscheinens heruntergeladen, dann ist der Verlag pleite. Die sind nicht Hollywood.

Nun ist es aber nicht das erklärte Ziel von uns Buchpiraten, die Verlage zu zerstören. Wir würden uns damit der Grundlage dessen berauben, was uns verbindet und was wir lieben, unser gemeinsames Hobby, das Lesen. Es wäre wie den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen. Was also lag da näher, als uns zusammen kurzzuschließen und über Veränderungen nachzudenken. Auch wenn die Umfrage noch bis nächsten Samstag läuft, deutet sich ja schon jetzt an, die große Mehrheit steht eben doch auf Verlagsseite.

Die Regelung wird ab 01.10. in Kraft treten und für alle Genre verbindlich sein. Dann wird es erstmal für einen Monat überhaupt keine Neuerscheinungen bei uns geben. Das sollte jedem klar sein. Zugegeben, ganz neu ist die Idee mit der 4-wöchigen Schonfrist nicht, andere Boards praktizieren sie schon länger. Aber für uns stellt sie gerade jetzt vor dem Weihnachtsgeschäft einen akzeptablen Weg dar, den Verlagen die Atempause zu verschaffen, die sie brauchen, um Gewinn zu erzielen.

Selbst Sumselbär von Lesen.to hat sich auf unserer Pinnwand dazu geäußert. Er schreibt, dass auch er für die Schonfrist bei uns, bei ebookspender.me, gestimmt hat. Er wird es in Zukunft bei seiner Seite genauso umsetzten.

„Die Verlage sind nicht Hollywood“

Lars Sobiraj: Welche Portale haben sich denn bei Euch bedient?

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Foto Aitor Calero (CC BY 2.0)

Larissa von ebookspender.me: Ich habe das so konkret nicht verfolgt. Mir ist nur, wie auch so vielen anderen aufgefallen, dass genau unsere gerade eingestellten Titel schon wenige Minuten später bei L**.to erschienen sind. Die verkaufen sie allerdings mit Gewinnerzielungsabsicht und bereichern sich so mit unseren Büchern. So etwas können wir nicht gutheißen. Und es ist ein willkommener Nebeneffekt unserer Maßnahme, dass auch dieses Portal dann nicht mehr unfreiwillig von uns rechtzeitig beliefert wird.

Nehmen wir nur mal ein Beispiel, der neue Stephen King von heute kam von L**.to und nicht von uns!

Auch in vielen anderen Boards erscheinen unsere Bücher, allerdings werden diese eingestellt durch einzelne Personen und die Einnahmen für den Einzelnen sind sicher nicht so groß wie die bei L**.to.

Lars Sobiraj: Manche Nutzer haben gefordert die Sperre auf drei Monate auszuweiten, was hälst Du davon?

Larissa: Wir geben den Verlagen einen Monat Vorsprung. Der sollte unserer Meinung nach ausreichen. Die Verlage haben gewöhnlich in dieser Zeit schon ihre Spitzentitel bei den Bestsellern platziert und für unsere User ist das auch eine akzeptable Wartezeit. Wir versuchen damit, es allen recht zu machen…

Mit Einführung der Amazon-Flat sinkt für die Verlage jeglicher Spielraum.

Lars Sobiraj: Spiegelbest wird sich auch beim Ebookspender Forum zurückziehen. Welche Auswirkungen wird dies haben? Wer wird seine Tätigkeit übernehmen? Wie groß ist eigentlich das aktive Team eures Forums, was ist deren Aufgabe?

Larissa von ebookspender.me: Ja, Spiegelbest hat sich bereits von uns verabschiedet. Er hat uns seinen Entschluss schon eher mitgeteilt, so dass wir seine Aufgaben rechtzeitig umverteilen konnten auf andere Personen. Wie die Verteilung aussieht, ist absolut boardintern geregelt worden.

Das aktive Team bei uns besteht aus den Moderatoren der einzelnen Genres. Jeder ist dabei für seinen eigenen Spendenkreis zuständig und jeder Moderator hat auch die Freiheit, die Gestaltung seines Forums so umzusetzen, wie er es für richtig hält. Es gibt da durchaus Unterschiede. Was allerdings allen Genres gemeinsam ist, ist das demokratische Abstimmen der User über den Kauf einzelner Titel. Das Konzept kommt bisher sehr gut an bei allen und daran wird sich deshalb auch in Zukunft nichts ändern.

BücherregalLars Sobiraj: Welche Zukunftspläne gibt es darüber hinaus für das Ebookspender Forum?

Larissa: Bereits noch von Spiegelbest haben wir eine Aktion ins Leben gerufen, die wir für sehr gut halten. Demnach können Personen, die sich für unser Forum interessieren, einen kostenlosen Probeaccount bei uns erhalten. So haben sie die Möglichkeit, sich unser Angebot anzuschauen und zu testen. Sind die Bedingungen akzeptabel für sie, können sie sich nach dieser Zeit entscheiden zu spenden, oder sie werden wieder deaktiviert. Diese Aktion ist sehr gut angelaufen und wir werden das auch in Zukunft so fortführen.

Lars Sobiraj: Gibt es sonst eine Möglichkeit, die Verbreitung der E-Books zu verhindern, die ihr kauft?

Larissa: Leider wüsste ich da keine einzige Möglichkeit. Wir standen schon immer vor dieser Frage und hatten nie eine Lösung dafür.

Es gibt keine Möglicheit, die illegale Verbreitung von E-Books zu verhindern.

Lars Sobiraj: Habt ihr diese mit einem Wasserzeichen versehen oder anderweitig markiert? Woher wisst ihr, dass es „eure“ Bücher waren, die von Lul.to & Co. verbreitet wurden?

Larissa: Nein, in unseren Büchern ist absolut nichts dergleichen. Wir (ebookspender.me) befreien die Bücher ja von allem und das soll auch so bleiben ;-).

ebookspender.meNatürlich lässt es sich demnach nicht mit Bestimmtheit sagen, dass bei L**.to genau unsere Bücher kommen. Es ist nur auffällig und es liegt daher die Vermutung sehr nahe, da die Bücher erst dort erscheinen, nachdem sie bei uns eingestellt sind. Sie haben bisher sehr viel Geld gespart. Das ist jetzt wohl vorbei.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.