3D-Druck
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Bildquelle: Piqsels.com

3D-Druck: Modelle als neue Sparte für Warez-Foren?

Bei myGully gibt es einen Thread für Premium STL-Dateien, die man mit einem 3D-Drucker zu Objekten ausdrucken kann. P2P kann das schon lange.

3D-Drucker sind längst keine unbezahlbaren Geräte mehr, die man ausschließlich in der Fabrik einsetzt. Ab ca. 270 Euro kann man sich online seinen eigenen 3D-Drucker bestellen. Etwas bessere Modelle kosten etwas mehr.

Für die Erstellung eigener 3D-Modelle gibt es mittlerweile leicht bedienbare CAD-Programme wie SketchUp, die derartige Datensätze erstellen können. Die Pro-Version kann man beim Hersteller für fast 1.000 Euro kaufen oder zeitlich begrenzt mieten. Wer mit der simplen Version zufrieden ist, kann die Modellierungssoftware nach erfolgter Anmeldung kostenlos online benutzen.

3D-Druck vs. Marken-, Patent- und Urheberrecht

Beim rein privaten Druck wird man im Gegensatz zum gewerblichen Sektor nicht sonderlich durch das Patent- oder Markenrecht eingeschränkt. Doch an das Urheberrecht muss man sich auch in den eigenen vier Wänden halten. Wer STL-Dateien via P2P verbreitet, muss mit Abmahnungen rechnen. Das Internet ist voller Warnmeldungen verschiedener Anwälte, die die Empfänger solcher Schreiben erhalten haben.

Den privaten Bereich verlässt man auch, sobald man eigene Modelle öffentlich zur Verfügung stellt, die markenrechtlich geschützt sind. Lieber die eigene Phantasie spielen lassen, statt von Marvel & Co. abzukupfern, ist die Devise. Man darf zudem nicht einfach ohne vorherige Erlaubnis die Herstellerlogos oder Markennamen in das eigene Objekt integrieren. Natürlich sieht eine Figur authentischer aus, wenn Disney drauf steht. Doch wer die fertige Figur oder das Modell Dritten anbietet, benötigt zuvor die Genehmigung des Markeninhabers.

Trotz dieser juristischen Hürden, findet die Thematik rund um den 3D-Druck immer mehr Einzug in unser Alltagsgeschehen. Somit ist es wenig verwunderlich, wenn die Zugriffszahlen bei Seiten wie Myminifactory.com, Cults3d.com u.v.m. kontinuierlich steigen. Doch die Betreiber wollen Geld mit der Vermarktung ihrer angebotenen 3D-Modelle verdienen.

3D-Modelle via P2P & Sharehoster

Im P2P-Bereich ist das Thema STL-Dateien & Co. schon vor über zehn Jahren angekommen, als The Pirate Bay dafür die eigene Kategorie Physibles unter https://thepiratebay.org/search.php?q=category:605 eingerichtet hat. Seit Januar diesen Jahres hat das Warez-Forum myGully mit einem Sammelthread nachgezogen. Dort bieten mehrere User kommerziell vermarktete Vorlagen für FDM- und Harz-Drucker zum Download an. Der 3D-Druck scheint übrigens eine Männerdomäne zu sein. Zumindest sind zahlreiche Motive erotischer Natur.

Bei myGully wurde in den letzten Monaten auch der Wunsch auch immer lauter, für derartige Dateien eine gesonderte Kategorie zu eröffnen. Bei anderen Foren wie Boerse.cx gibt es bisher keine Möglichkeit, die eigenen STL-Dateien hochzuladen.

Gegen einen eigenen Bereich würde eigentlich nichts sprechen, denn die Größe der Files ist für die Szenehoster geradezu ideal. Die einfachsten Modelle fangen bei etwas unter 200 MB an. Aufwändig gestaltete Modelle können bis zu 800 MB und mehr groß sein. Nutzer eines Premium-Accounts haben mit solchen Größen kein Problem. Die meisten Filmmitschnitte sind weitaus umfangreicher.

Und während die P2P-Nutzer ohne Einsatz von einem VPN Abmahnungen befürchten müssen, erste Berichte dazu sind längst aufgetaucht, bewegt man sich bei den Sharehostern auf sicherem Terrain. Das macht den Download zwar weniger gefährlich. Legal wird er davon natürlich nicht.

mygully

Die Fangemeinde des Themas 3D-Druck wird immer größer. Man wird sehen, wie sich das Ganze auf den deutschsprachigen Warez-Foren weiter entwickelt.

Bei dem seit vielen Monaten langsam zunehmenden Interesse wird man diesen Bereich langfristig nicht ignorieren können. Das gilt auch dann, wenn es noch lange dauern dürfte, bis für den 3D-Druck die ersten Modelle für ganze Wohnhäuser illegal auftauchen werden.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.