Die LKAs ziehen Bilanz über den am 23. Juni durchgeführten Action Day gegen die Nutzer von Crimenetwork.co. 1.400 Beamte waren im Einsatz.
Action Day: Einige Landeskriminalämter zogen erste Bilanz ihrer länderübergreifenden Razzien gegen die Nutzer von Crimenetwork.co. Mindestens 1.400 Polizeikräfte waren im Einsatz, um im Rahmen von 328 Ermittlungsverfahren 232 Objekte zu durchsuchen und 11 Haftbefehle zu vollstrecken. Insgesamt hat man 32 Personen vorläufig festgenommen.
Crimenetwork.co – Plattform für umfangreiche illegale Aktivitäten
Crimenetwork.co trat die Nachfolge des im Mai 2016 abgeschalteten Forums crimenetwork.biz an. Die illegale Plattform diente sowohl dem Handel und Austausch von Informationen, Daten, Werkzeugen und Waren, fungierte aber auch als Verkaufsportal für Betäubungsmittel, Hacker-Tools, Botnetze, Falschgeld, illegal beschaffte Konten- und Kreditkartendaten sowie Hieb- und Stichwaffen.
Die Vertriebsprodukte stammten entweder aus Straftaten oder dienten der Begehung von weiteren geplanten Straftaten, wie Online-Warenbestellungen unter Nutzung fremder Zahlungsdaten oder der Erlangung von Geldüberweisungen unwissender Geschädigter.
Am 23. Juni 2020 koordinierte die Zentralstelle Cybercrime Bayern und das Landeskriminalamt Brandenburg den Action Day. Gemeint sind Durchsuchungen gegen die Nutzer dieses illegalen Marktplatzes. Dieser ist weiterhin über das Clearnet und das Tor-Netzwerk erreichbar.
Bereits am 28.05.2019 nahmen Beamte des BKA den damals 26-jährigen deutschen Administrator „sicario“ des Underground-Economy-Forums bei seiner Einreise nach Deutschland fest. Er befindet sich derzeit in U-Haft. Zeitgleich brachte das LKA Brandenburg das Forum unter polizeiliche Kontrolle. Die so erhobenen Daten wurden ausgewertet. Die im Anschluss aufgenommenen aufwändigen Ermittlungen der Cybercrime-Experten aus Bamberg zusammen mit einer länderübergreifenden Ermittlungsgruppe des polizeilichen Nordverbundes Cybercrime (Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) und dem Bundeskriminalamt konzentrierten sich auf die User der Plattform. Von diesen wollte man die Klarnamen bestimmen und sie zur Verantwortung ziehen.
Action Day – die Auswertung läuft
Gemäß Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg resultierten aus ca. 100 Hausdurchsuchungen die Sicherstellung von Betäubungsmittel, Datenträgern mit einem Datenvolumen von mehr als 300 Terabyte, über 700 elektronische Geräte, wie Laptops und Mobilfunktelefone, Bargeld im mittleren fünfstelligen Bereich, diverse Waffen, digitale Währungen sowie Unterlagen von mutmaßlichen Cyberkriminellen. Aber auch die LKAs zogen Bilanz über den Action Day.
Wie das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein mitteilt, haben 61 eingesetzte Beamte hier die Wohnungen von insgesamt 13 Beschuldigten durchsucht. 61 Beamte stellten über als 7 Terabyte an Daten, 21 Smartphones und Tablets, 11 Notebooks und Rechner sowie weitere Hardware sicher. Darüber hinaus beschlagnahmten sie ca. zwei Kilo Marihuana. Außerdem zwei Cannabis-Plantagen, geringe Mengen weiterer Betäubungsmittel, Dopingmittel und verschreibungspflichtige Arzneimittel sowie vier Hieb- und Stichwaffen.
Action Day in Niedersachsen
Niedersachen informiert, im Rahmen des Action Day mit 151 Einsatzkräften, darunter auch Beamte des mobilen Einsatzkommandos und Polizeihundeführer, 22 Objekte durchsucht zu haben. Bei den 20 Beschuldigten im Alter zwischen 18 und 47 Jahren stellte man auch hier umfangreiches Beweismaterial sicher. Zur weiteren Auswertung konfiszierten die Beamten Drogen, Bargeld und Bitcoins sowie zahlreiche Datenträger, PCs, Laptops, Handys und verschiedene Unterlagen. Zu Festnahmen ist es hier nicht gekommen. Die Beschudigten sehen sich aber mit Vorwürfen, über die Handelsplattform illegale Waren und Dienstleistungen vertrieben zu haben, konfrontiert. In Folge müssen sie sich wegen Betrugs, Datenhehlerei, Geldwäsche, Urkundenfälschung sowie illegalen Handels mit Drogen und Medikamenten und Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten.
User-Identifizierung erfolgte durch IP-Adressen-Ermittlung
Auch Sachsen war in die Maßnahmen involviert. An den Maßnahmen beteiligten sich die Generalstaatsanwaltschaft Dresden, Zentralstelle Cybercrime Sachsen (ZCS) und das Landeskriminalamt Sachsen, Cybercrime Competence Center (SN4C). Hier gibt man bekannt:
„In Sachsen werden insgesamt elf Ermittlungsverfahren gegen Nutzer der Plattform »crimenetwork.co« geführt. […] Bei den in Sachsen geführten Ermittlungsverfahren richtet sich der Verdacht gegen insgesamt 13 Beschuldigte ( – ein Ermittlungsverfahren richtet sich gegen drei Beschuldigte – ).
Ihnen wird vorgeworfen, sich insbesondere wegen Datenhehlerei, Urkundenfälschung, Fälschung beweiserheblicher Daten, Betrugs und wegen unerlaubten Erwerbs bzw. unerlaubten Besitzes von Betäubungsmitteln strafbar gemacht zu haben. Die Identifizierung der Beschuldigten erfolgte mit Hilfe der von ihnen verwendeten IP-Adressen.
In sieben der Ermittlungsverfahren fanden am 23. Juni 2020 im Rahmen des bundesweiten Action Days folgende polizeiliche Maßnahmen statt:
In sechs Ermittlungsverfahren erfolgten bei insgesamt acht Beschuldigten ( – ein Ermittlungsverfahren richtet sich gegen drei Beschuldigte – ) Durchsuchungen an den Wohnorten in Dresden, Leipzig und in den Landkreisen Meißen sowie Mittelsachsen.
Neben der verwendeten Computertechnik wurden insbesondere Mobiltelefone, Betäubungsmittel (Marihuana, Amphetamine, Ecstasy-Tabletten), drei Hieb-/ Stichwaffen sowie zwei Schlagringe und Bargeld in Höhe von über 3.000 EUR sichergestellt. Es waren (am aAction Day) insgesamt 81 sächsische Polizeibeamte – hauptsächlich des Landeskriminalamts Sachsen – im Einsatz.
Weiterhin waren in zwei der Ermittlungsverfahren Beschuldigtenvernehmungen geplant, wobei nur eine umgesetzt werden konnte. In zwei weiteren Ermittlungsverfahren wurden im Rahmen des bundesweiten Actiondays keine weiteren Maßnahmen ergriffen. Einer der Beschuldigten ist unbekannten Aufenthalts und bei einem Beschuldigten erfolgte bereits kurz vor dem 23. Juni 2020 in einem anderen Ermittlungsverfahren wegen Computerkriminalität eine Wohnungsdurchsuchung.“
Berliner Hauptbeschuldigter befindet sich in U-Haft
Wie die lokale Newsplattform Niederlausitz-aktuell bekannt gibt, richtete sich der Einsatz im Land Brandenburg gegen zehn Beschuldigte aus den Landkreisen Dahme-Spreewald, Havelland, Märkisch-Oderland und Uckermark sowie den Städten Brandenburg an der Havel, Cottbus und Potsdam. 78 Beamten von Landeskriminalamt, Bereitschaftspolizei, sowie Spezialeinsatzkräfte waren am Action Day im Einsatz.
Einen der Hauptbeschuldigten nahmen Ermittlungsbeamte bereits am 22. Juni 2020 fest. Ihm werden über 1.500 Straftaten vorgeworfen. In seinem Büro in Berlin Mitte konnte hochwertige PC-Technik vorgefunden und zur weiteren Auswertung sichergestellt werden. Der Beschuldigte befindet sich seit dem 23. Juni 2020 in Untersuchungshaft in die JVA Cottbus.
CNW trotz Action Day weiterhin online
MeisterEde, der Technik-Admin von Crimenetwork.co, schrieb heute früh, man teste intern bereits einige neue Prozesse, um die Ermittlungsansätze der Behörden betreffend des eigenen Teams zu erschweren. Die Infrastruktur des CNW sei weiterhin „nicht kompromittiert“.
Auch die Services wie das TH Modul seien ohne Einschränkung „einsatzbereit“. Trotz der nicht näher erläuterten Sicherheitsmaßnahmen, die man zum eigenen Schutz ergriffen hat, glaubt das Team offenbar, dass man trotz der vielen Busts weitermachen könne, wie bisher. „Die größte Welle scheint überstanden, nun folgen die Nachwehen“, schloss MeisterEde sein Posting im Bereich Foruminfos ab.
Unser Interview mit den Machern vom CNW: Fraud as Fraud can.
Tarnkappe.info