CD32
CD32
Bildquelle: Bilby (CC BY 3.0)

Neues CD32 aus China

Dieser Bericht handelt vom Import einer Amiga CD32 Spielekonsole aus China. Das Original von Commodore erschien viele Jahre zuvor.

Neues CD32 aus China
Torsten Teich / Amiga Enthusiasts

Dieser Bericht handelt vom Import einer Amiga CD32 Spielekonsole aus China, und wie er sich schlussendlich zu einer wundervollen Reise in die Vergangenheit entwickelte …

Mit dem CD32 eine Reise in die Vergangenheit unternommen …

Ich stamme aus Ostdeutschland und muss zugeben, die guten alten Amiga-Zeiten verpasst zu haben. Als 1989 die Mauer in Berlin fiel, habe ich bereits studiert. Das Rechenzentrum der Universität, das bis zur Wende mit Hochtechnologie aus der Sowjetunion und DDR bestückt war, wurde sehr zügig auf westliche Computer umgerüstet, sodass uns Rechnerlabore für Macintosh, IBM-PCs, RISC Station 6000, und Windows32-Workstations zur Verfügung standen.

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Direktimport aus China: Der Amiga CD32.

Meine Freunde, Verwandte und Bekannte haben zur selben Zeit C64 und Amiga-Computer gekauft, aber die PCs im Rechenzentrum waren gut genug für Games, sodass ich nie den Bedarf hatte, auch einen Amiga besitzen zu müssen.

Mittlerweile sind 15 Jahre ins Land gegangen, und das Lesen der unzähligen Newsgroups, die sich heute mit Retro-Computing beschäftigen, haben mein Interesse an den Technologien aus der Anfangszeit der „Heimcomputer“ geweckt. Und so kam in mir das Gefühl auf, doch etwas zu vermissen. Dank eBay kann man ja heute nach Herzenslust im Gebrauchtmarkt stöbern, und so habe ich mich auf die Suche begeben. Innerhalb kurzer Zeit gelang es mir, einen Commodore C128, einen Amiga CDTV, einen Amiga 4000T, Acorn Archimedes, Atari Falcon, und einige andere Maschinen zu erwerben.

Die Amiga-Zeit verpasst

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der Karton

Das ist eine ganz ordentliche Sammlung aus der Technikgeschichte, aber hin und wieder schaue ich doch noch bei eBay und diversen Online-Geschäften vorbei, immer auf der Suche nach interessanten Zeugnissen aus der Ära der Heimcomputer.

So bin ich vor kurzem auf neue Amiga CD32-Konsolen gestoßen, die ein Verkäufer aus China in größerer Stückzahl angeboten hat. Eine CD32 fehlte mir noch in meiner Sammlung, und so habe ich den Kauf eines solchen „neuen“ Gerätes der Alternative, über eBay eine gebrauchte zu ersteigern, entgegengesetzt. Gebrauchtgeräte sind ja günstig zu erwerben, aber meist muss der Controller ersetzt werden, wenn die Konsole oft benutzt wurde, von Kratzern auf dem Gerät mal ganz abzusehen. Die Idee, 10 Jahre nach Auslaufen der Produktion doch noch einmal einen Amiga NEU zu erstehen, fand ich spannend, und so habe mir so eine CD32 bestellt.

CD32 – Gebrauchtware aus China

Ein solches Gerät nach den vielen Jahren noch neu zu bekommen ist eigentlich unmöglich; es ist eigentlich ein Wunder. Ganz ohne Risiko ist so ein Kauf zwar nicht, besonders, wenn der Verkäufer nur in gebrochenem Englisch kommuniziert. Aber der Verkäufer hatte durchweg gute Bewertungen bekommen, und mit PayPal bekommt man ja sein Geld zurück, wenn etwas nicht ankommt. Ein Rückgaberecht von 7 Tagen hat der Anbieter auch eingeräumt, und so konnte eigentlich nichts schief gehen. Eine knappe Woche nach dem Kauf war die Sendung dann bei mir daheim.

Was soll ich sagen. Ich war begeistert, denn das Gerät war frisch verpackt, lediglich der Karton hatte leichte Spuren, die vermutlich von Lagerung und Transport stammen. Das Gerät roch neuwertig, und ein bisschen nach Lagerhalle.

CD32 in Einzelteilen

Es handelte sich um die US-Version, also NTSC, und wurde mit einem US-Netzteil, und mit einem Antennenadapter ausgeliefert. Für das deutsche Stromnetz benötigt man also einen 220V-110V Stepdown-Konverter, oder gleich ein deutsches Amiga CD32-Netzteil. Die NTSC-TV-Norm dürfte manch anderen Fan schon vor größere Probleme stellen, wenn der häusliche Fernseher die US-TV-Norm nicht unterstützt. Prinzipiell kann man wohl das CD32 auf die PAL-Norm umrüsten, sinnvoll ist eine solche Operation aus finanzieller Sicht aber nicht.

An Zubehör ist alles dabei (also Gamepad, zwei Manuals, Netzteil, Antennenkabel, Audiokabel). Lediglich die Spiele-CD, die wohl ursprünglich dem CD32 beilag, als es frisch auf den Markt kam, fehlte im Paket.

Käufer übermäßig happy mit dem Produkt

Dafür waren aber zwei chinesische Pop-CDs von zweifelhaftem künstlerischem Wert dabei (Musikalben eines echten chinesischen Sängers, also keine Raubpressungen).

Gleich nach dem Auspacken habe ich die Konsole auf Herz- und Nieren geprüft. Dafür habe ich Audio-CDs und CDTV-Software ausprobiert, was ohne Probleme funktionierte. Etwas neugierig war ich dann aber doch auf die elektronischen Innereien des Gerätes. Man kann ja nie ausschließen, ob nicht doch ein billiges PC-Board mit einer Amiga-Emulation eingebaut ist. Denn das originale silberne Commodore-Siegel fehlte am Gehäuse. Stattdessen befand sich an der Stelle ein eckiges Siegel mit lustigen chinesischen Schriftzeichen. Deshalb habe ich das Gerät geöffnet.

Innen sieht alles in der Tat wie eine originale CD32-Platine aus, mit dem Schriftzug „Copyright 1983“, etc. Auf dem Typenschild ist Baujahr 1994 vermerkt. Dazu passt, dass auch der Commodore-Schriftzug auf der Oberseite der Konsole nicht embossed, sondern aufgedruckt ist, wie bei CD32 aus späten Produktionsjahren üblich. Also ist es wohl wirklich ein Gerät aus originaler Commodore-Produktion aus dem Jahr 1994.

Inzwischen findet man bei verschiedenen Amiga-Händlern ähnliche Angebote, die wahrscheinlich aus derselben Quelle stammen.

Auf welchem Weg die CD32-Geräte nach China gelangt sind, und wie sie jetzt „wieder entdeckt“ wurden, lässt sich sicher nicht mehr ermitteln. Wer auch immer dieses Wunder ermöglichte, der hat vielen Amiga-Fans ein schönes Stück Geschichte gesichert. Mir persönlich hat er meinen Traum erfüllt, einmal einen Amiga-Computer neu zu erwerben…

Torsten E. Teich, Amiga Enthusiast.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.