Schreibegeld oder Der feindliche Leser - Kommentar von Kaspar Dornfeld

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Kommentar von Blackcrack:
»Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich irgend etwas ändert.« (Albert Einstein)

wie wahr ! Doch, Wenn einem immer gesagt wird, wir haben nun dieses oder jenes System, wie willst Du dann das ändern … Wenn Du immer beschossen wirst ? Ich hatte bei einem anderen Blog nochmals einen Text geschrieben, der eben „leider Gottes“ nochmal ein „Ordering System“ ansprach das für uns alle gut ist, weil es eben ehrlichst ist, war aber nur ein kleiner teil zum ganzen um auf zu zeigen warum es wichtig ist… Und lars hatte es einfach gelöscht … weil zwei drei leute meinten, die eventuell bei einem anderen Hersteller Ihr Geld bekommen und sicherlich auch Lars öfters anschieben und dadurch auch Ihn zum Gegner forcierten !

»Müssen Sie halt was anständiges bieten, dann bleiben wir auch« (zorniger Zuschauer beim Verlassen des Saales, Landestheater Tübingen, 1996)

Tja… wird man was anständiges angeboten, dann kann es sein, daß es nicht mal von Korrektesten gesehen wird… Da es eben doch nicht in das leben passen könnte wie es scheint, aber genau das ist, was zur „Heilung“ beiträgt.

schönen Tag noch…
Blacky

Kommentar von Fritz Iversen:
Es läuft auf die gute, alte und sinnreiche Unterscheidung zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation hinaus: Warum schreibt einer, was er schreibt? Und: Muss man eine solche erfüllende Nebenbeschäftigung wie das Schreiben gleich zum Beruf machen, wenn man doch das Existenzielle mit einem Gang zum Amt wenigstens notdürftig erledigen kann? Kann man fragen und wem wären die abgezockten Berufsautoren nicht zuwider, die das Neuronenfutter für Bastei Lübbe etc. lieblos herunterspulen?
Die Frage nach der Motivation kannst du aber auch an die Leser richten: Ist es euch wichtig, was ihr da herunterladet … oder lest ihr es nur, weil ihr es gerade gratis abgreifen könnt? Und lest ihr es überhaupt oder seit ihr manische Textdateisammler oder … was ist eure Motivation??? Wenn dann jemand sagt: Ich kann mir nicht mal die 2,99 leisten, würde ich sagen: Gut, ist okay. Das wäre ja auch keine Efindung des Internets, die Sozialstationen für weniger begüterte Leser hat es ja immer gegeben und sie wurden als öffentliche Aufgabe angesehen, und diese Leser waren oft die Besten, die man als Schriftsteller haben konnte, die Bibliotheksjunkies, die sich jede Woche 2 oder 3 Bücher holten, manchmal ersehnte Bücher, auf die man erst einmal warten musste. Diese Sozial-Funktion des kostenlosen Buchvertriebs gibt es übrigens auch bei Amazon genug, praktisch alles, was Rang und Namen hat und schon ein bisschen tot ist, kann man sich da für 0,00 Euro ziehen. Das ist aber nur die eine Geschichte - was für eine Lesekultur kriegst du, wenn du dich selbst so mit Gratis-Downloads zuscheißt, dass du dich am Ende mit nichts mehr wirklich beschäftigst, sondern alles nur noch in Hastigkeit und Wurschtigkeit anliest?
Die andere Geschichte ist die Ökonomie, und Ökonomie ist immer um mehrere Potenzen verwickelter und unübersichtlicher, als es auf den ersten Blick aussieht. Durch Gratis-Plattformen treten Veränderungen im Geldfluss auf. In der Musikbranche hat das zu seltsamen Erscheinungen geführt. Die Topstars sind heute quasi im Musical- und Radio-Lizenz-Geschäft tätig - allein mit Plattenverkäufen wird da keiner mehr reich, der Rubel läuft dagegen bei Wandervorstellungen von High-End-Produktionen. Das ist das neue „Geschäftsmodell“ der Branche - der Prominenz-Faktor ist noch wertvoller geworden. Das Geld strömt daher nicht nur wie immer schon aufwärts zu den 0,01% der „Superstars“, immer häufiger auch zu alten Säcken, die das nostalgische Milieu der U50 bedienen … der Mittel- und Unterbau besteht dagegen immer mehr aus Leuten, die zum Amt gehen und ansonsten ihr Hobby pflegen. Es ist wirklich erstaunlich, dass selbst beinahe berühmte Bands heute von der Hand in den Mund leben müssen … „Erfolg ist, wenn du weiter machen kannst“ hat Keith Richards mal gesagt - diese Bands werden irgendwann nicht mehr weitermachen, weil das bisschen Erfolg fehlt, um auch mal eine Pause machen zu können, an was Neuem zu arbeiten, nachzudenken, andere Projekte auszuprobieren, zu experimenteiren etc.
Ich würde vorschlagen, die Debatte der Gratis-Downloads einfach nur ökonomisch zu untersuchen - wie würden sich die Strukturen der Buchproduktion ändern, wenn z.B. jedes Buch jederzeit für jeden gratis erreichbar wäre? Dass es keine aufwändigen Übersetzungs- und Editionsvorhaben mehr gäbe, ist klar (es sei denn solche, die vom Amt, also aus öffentlichen Töpfen, finanziert werden). Dass wir die Qualitätssicherungen einbüßen (lektorieren, korrigieren, Text gestalten), wäre eine weitere Folge. Dass überhaupt sämtliche professionellen Prozesse rund um Buchentstehung nur noch sehr wenigen Promi-Autoren (bekannt aus Film, TV und Funk) zur Verfügung stehen, könnte sich als Trend ebenfalls ergeben. Außerdem würden wohl neue Vermarktungsstrategien entstehen (sieht man ja schon), bei denen der „Content“ eher wie eine aufwendige Filmproduktion designt wird und dann verschiedene Bezahl-Kanäle gejagt wird. Um was Positives zu vermuten: Die Vorherrschaft des Produktmanagements („Rechtverwertung“) könnte schrumpfen, das wäre nicht das Schlechteste und unterhalb der Umsatzmaschinerien würde sich vermutlich - wie in der Musik - eine vielfältige Insider-Szene bilden, wo zwar keiner was verdient, alle dafür aber mehr Spaß an der Sache haben. Man könnte sagen: Die Zukunft des Romanschreibers ist das, was die Lyriker heute schon erleben - ein allmählich anschwellendes Desinteresse der Vielen, schreiben im ökonomisches Nichts, was der Qualität kein Abbruch tun muss. Aber wo sind da nur die Leser hin? Die Lyriker würden ja jedem intrinsisch motivierten Leser alles schenken, was sie haben …
Vielleicht bekommen wir sowieso ein Leseumfeld, in der die weniger trivialen Bücher, insbesondern die Armen der Ärmsten, die sogenannten „schwierigen“ Bücher, immer weniger Leser finden. Die für Bücher zur Verfügung stehenden Zeitbudgets scheinen von diversen anderen Unterhaltungsangeboten aufgezehrt zu werden - das Buchstabenzeitalter ist z.B. parallel auch ein Zeitalter der Bildkommunikation (was nicht schlecht sein muss). Ich glaube, verabschieden aus den Querfinanzierungen der Verlage werden sich aber eher die „intrinsischen“ Geschichten. Zumindest im Übergang wird es ein gewaltiges Aufbäumen des Geschäftsmodells „Rechteverwertung“ geben …

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
Zunächst erst einmal vielen Dank für diesen umfangreichen Kommentar.

Ich weiß nicht, ob sich das „Wegleseverhalten“ tatsächlich in erster Linie aus der freien Verfügbarkeit ergibt, sondern vielleicht eher aus der Einteilung in immer kleinere Genreunterscheidungen. Unter Marktgesichtspunkten macht das sogar Sinn. Ich finde als Leser quasi garantiert ein eigenes Genre, dass passgenau zu meinem Wesen ist. Und damit immer auch andere Menschen, zu denen ich mich zugehörig fühlen kann. Alles verständliche Vorgänge. Allerdings hat das zu präzise Unterteilen auch einen entscheidenden Nachteil: Wenn ich die Genres so genau unterteile, kommt mehr oder weniger immer die selbe Geschichte heraus. Soviel Varianten gibt es dann ja doch nicht. Und das führt natürlich auch dazu, dass innerhalb dieser Grenzen immer wieder die selbe Geschichte verlangt und geliefert wird. Und von dieser Geschichte werden auch keine Haken erwartet, die es womöglich interessant machen könnten, sie ein zweites mal zur Hand zu nehmen. Kommt ja schon bald die nächste mit neuen Figuren, oder bei Serien sogar den gleichen und nur so wenig Variation, dass ich den Thrill vom letzten mal möglichst unverändert wiederholen kann. Und das führt nach meinem Dafürhalten am ehesten zu Generationen von „Weglesern“, denen es fast egal ist, ob sie nun diesen „Häkelkrimi“ lesen oder einen anderen, der das gleiche erfüllt. Und dieses Problem gab es schon lange vor der eBook-Welle (siehe die auf Jahre zurückreichenden Diskussionen über sogenannte Regionalkrimis…)

Ich halte es außerdem für gefährlich, auch die Gratis-eBook-Debatte nur unter ökonomischen Gesichtspunkten zu führen, genau aus dem selben Grund, aus dem heraus ich diesen Blogtext überhaupt geschrieben habe: Das zu starke Festhalten an rein ökonomischen Gesichtspunkten führt zwangsläufig in eine immer ökonomischere Kunst und das ist nicht gut, oder sagen wir: Es führt immer mehr zu einer zu einfachen Antwort auf die Frage, wieviel Ökonomie beim kritischen Rezipieren von Kunst legitim ist. Wenn es wirklich so weit reicht, sagen zu können: „Das ist nicht erfolgreich, also ist es nicht gut“, dann erst, aber dann wirklich ist die Kultur im Niedergang begriffen. (Entschuldige die etwas kitschige Höhe der letzten Bemerkung)

Kommentar von Michael Blume:
Vielen Dank für die Blogpost, dem ich - als Autor sowohl von Taschenbüchern bei diversen Verlagen wie von eBooks - weitgehend zustimmen kann. Schreiben ist auch schon immer eine Belohnung „an sich“, was kein Grund ist, jemanden um die Früchte seiner Arbeit zu bringen - aber ein guter Grund ist, nicht erst dann anzufangen, wenn die Kasse stimmt.

Kommentar von Lars Gunmann:
In diesem Sinne sind Videospiele manchmal interessanter und abwechslungsreicher als manche Genre-Romane. Eigentlich erstaunlicherweise, denn es heißt ja immer: Zocken macht blöd. Oder: Ach ja, die Generation Playstation, die faulen Säcke, die nicht mal mehr richtiges Deutsch können. Dabei sind manche Thriller und ChickLits inhaltsloser als ein Call of Duty.

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
Ich bin selbst kein Spieleexperte, aber ich bin mir sehr sicher, dass es Spiele gibt, die vielschichtiger sind, als manches Buch. Das steht wohl außer Zweifel.

Kommentar von Stefan Herwig:
„Ich halte es außerdem für gefährlich, auch die Gratis-eBook-Debatte nur unter ökonomischen Gesichtspunkten zu führen, genau aus dem selben Grund, aus dem heraus ich diesen Blogtext überhaupt geschrieben habe: Das zu starke Festhalten an rein ökonomischen Gesichtspunkten führt zwangsläufig in eine immer ökonomischere Kunst und das ist nicht gut, oder sagen wir: Es führt immer mehr zu einer zu einfachen Antwort auf die Frage, wieviel Ökonomie beim kritischen Rezipieren von Kunst legitim ist.“

Lieber Herr Dornfeld,

ich glaube ihr letztes Post ist ein gutes Beispiel dafür, wie man reagiert, wenn man als Autor selbst fast bis auf die Unterhosen widerlegt wurde: man such sich schnell ein anderes Schlachtfeld, Erst einmal herzlichen Dank an Herrn Iversen, der sich die Mühe zu seinem äußerst reflektierenden Post gemacht hat, und richtigerweise herausgestellt hat, dass die ökonomische und die kulturelle Dimension von Kulturschaffen unterschiedliche Ebenen des gleichen Prozesses sind, die manchmal miteinander zwingend, manchmal optional und manchmal gar nicht miteinander zusammengehen. Manche Werke könnten von manchen Autoren faktisch ohne ökonomische Unterstützung nicht geschaffen werden, manche Werke - sagen mir mal Postkartenprosa (nicht despektierlich gemeint), aber durchaus.

Und manche Werke werden einfach nur geschaffen, weil es Geld UND ein Publikum dazu gibt. Das ganze erzeugt in seiner Addition etwas, das wir „kulturelle Vielfalt“ nennen, und von deren intellektueller Spannweite Gesellschaften insgesamt maßgeblich profitieren.

Diese Diskussion nun eindimensional auf den ökonomischen Aspekt runter zu brechen, mag vielleicht einen sozial ausreichend abgesicherten Verleger, oder einem Hobbyisten mit Beamtenanstellung hinreichend das Ego streicheln, wenn er zwischen „Gut und schlecht“ entscheiden darf ist aber dermaßen respektlos allen Anderen Gegenüber, die das Grundprinzip einer Wirtschaftsgesellschaft „Geld gegen Leistung“ auch für Kulturgüter zu recht einfordern. Man könnte auch sagen, es sei das literarische Equivalent zum Autoaufkleber „Eure Armut Kotzt mich an“ auf einer Mercedes S-klasse.

Und wenn Leser eines Häkelkrimis nach dem fünften mal weglesen, keine erbauendere Literatur finden, dann liegt das vielleicht daran, dass die den Markt ordnenden und abbildenden Instanzen, Verlage, Rezensenten, Kritiker, Buchhandel schon längst die Grätsche gemacht haben, oder gerade dabei sind, das zu tun. Hier hat die Buchpiraterie unstreitig der fortschreitenden Erosion des Buchmarktes große dienste erwiesen.

Stellen wir uns vor jemand schreibt gerade an einer selbstverlegten gtrandiosen Fortsetzung vom Herrn Der Ringe von JRR Tolkien, und NIEMAND bekommt es mit, um das Buch zu lesen - ist das noch Kultur?

Nein, denn Kultur skaliert den qualitativen Aspekt von Literatur, Ökonomie aber nicht nur den monetären, sondern fast immer auch die Relevanz von Werken. Großartiges entsteht zumeist dann wenn Relevanz und Qualität zusammenfallen und Synergien bilden. Die ökonomische Relevanz und Abhängigkeit von Kulturgütern und -schaffen in Frage zu stellen ist somit nur eines: Schlicht kleingeistig.

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
Ich war mir bisher nicht bewusst, mich auf einem Schlachtfeld zu befinden und gehe auch weiterhein davon aus, das nicht zu sein. Daher bitte ich um etwas Entspannung bei der Wortwahl.

Nach meinem Dafürhalten sind die, wie Sie es nennen, „ökonomische und die kulturelle Dimension von Kulturschaffen“ eben nicht unterschiedliche Ebenen des gleichen Prozesses, sondern, zumindest im Fall der meisten Belletristik, zwei unterschiedliche Prozesse. Natürlich gibt es Texte, nicht nur Sachtexte, die harte Recherche erfordern und manches davon kann mit Zeit nicht aufgeholt werden, sondern kostet Geld. Das sei unbenommen.

Ich möchte Werken, die von vornherein auf den Erfolg konzipiert sind (wie Sie es nennen: Werke, die geschaffen werden, weil es Geld UND ein Publikum gibt) ihre Existenzberechtigung nicht absprechen. Ich habe eine 10 Jahre alte Tochter und die liest begeistert ihre „Warrior Cats“, die ein klassisches Beispiel für so etwas sind, aber ich wage die Behauptung aufzustellen, dass solche Werke, wenn sie auch nicht schädlich sind, der kulturellen Vielfalt nicht viel nützen und daher auch nicht Teil der Spanne an Möglichkeiten sind, sie zu definieren.

Ihre folgenden Anmerkungen kann ich nicht diskutieren, da ich ganz ehrlich nicht verstehe, was genau Sie damit sagen.

Vielleicht noch etwas zu Ihrer abschließenden rhetorischen Frage nach Kulturwertigkeit von Werken, die „niemand“ zu lesen bekommt.
Es mag sein, dass ein Werk, dass keiner kennt, auch wenn es noch so wichtig für eine ganze Gesellschaft wäre, kein Kulturgut ist. Ist ja logisch. Doch weder Sie noch ich können wissen, wann etwas zum Kulturgut werden kann. Die Zeit als Variable ist da entscheidend. Ihr Tolkien-Fortsetzer wäre bei weitem nicht der erste, für dessen Werke die Zeit vielleicht erst nach 100 Jahren kommt. Daher ist Relevanz für Kunstwerke überhaupt, wenn sie aus ökonomischer Sicht als Maßgabe verwendet wird, ein - gelinde gesagt - zweischneidiges Kriterium.

Ich bleibe dabei. Eine intrinsische Motivation ist für das Erschaffen von Kunstwerken und damit von Werken, die, und ich glaube mich damit nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, die Chance haben, zu Kulturgütern zu werden unerlässlich und eben jene intrinsische Motivation ist für sich genommen vollkommen unabhängig von einer extrinsischen. Abgesehen von der simplen Problematik, nicht zu verhungern natürlich, aber zu viele großartige Schriftsteller haben ihr Leben lang mit anderen Dingen Geld verdienen müssen, um das Problem als Indikator für den Niedergang einer Kultur anzusehen.

Kommentar von Nucknuck:
Erstmal ist es schön zu sehen das sich die Diskussion irgendwie entspannt hat. Diese Hasstriaden von beiden Seiten waren irgendwie nicht mehr auszuhalten. Wir leben alle in einem Land zusammen, vermutlich oft sogar Tür an Tür.
In meiner Wahrnehmung haben wir auch ein Verständnissproblem aller Beteiligten mit einander, welches sich zum Teil durch die unterschiedlichen Werdegänge erklären läßt.
Herr Elbel * hat (vermutlich) ganz andere Erwartungen als Herr Dornfeld an das was aus Seiner Sicht bei dem schreiben von Büchern herrauskommen sollte. Die Konsumenten verstehen (milieuübergreifend) nicht warum sie ihr Verhalten aus der analogen Welt in der digitalen (Bücher und Musik tauschen) ändern sollten.
Ein Teil nutzt die legalen Angebote (Amazon) wenn sie nutzerfreundlich sind (siehe die recht offenen Diskussionen bei lesen.net das bei Nichtbenutzbarkeit durch ADE auf Piraterie umgestellt wird) ein anderer Teil läd bei SB und Co. zum lesen andere erfüllen sich halt den Traum von einer großen Bibliothek, zumindest virtuell.
Wem aktuell was schadet oder nützt ist eigentlich nur ein stochern im Nebel (Ein „Raubleser“ hat natürlich einen messbaren Nutzen).
Das „Problem“ oder anders ausgedrückt der Zustand das nach geltender Rechtslage illegale Kopien von Medien aller Art erstellt werden, wird auch in Zukunft nicht verschwinden.
Teilweise ist dies auch zum Nutzen einzelner Rechteinhaber (der Comicabsatz ist nachweislich gestiegen, einzelne Autoren behaupten das bei ihnen auch positive Effekte zu verzeichnen waren).
Andere werden dadurch natürlich auch Schaden erleiden.
Durch die Technik die die illegale Vervielfältigung ermöglicht wurde es aber auch erst möglich, das diese vielen Medieninhalte erst erzeugt, der breiten Masse bekanntgemacht werden und eventuell einen Erlös erzielen.
Man kann vermutlich nicht das EINE ohne das ANDERE haben.
Für den Einzelnen ist es eigentlich nur von Interesse ob er in einem solchen Marktumfeld bestehen und soviel einnehmen kann, das sein Überleben gesichert ist.
Da ist es eigentlich egal, wenn sagen wir mal, das Buch/der Song 100000 illegal heruntergeladen wird, wenn die legalen 5000 Verkäufe/die Auftritte dies absichern.
Ein Gärtner muß auch damit leben das die Pflanzen die er kultiviert beim Kunden weiterwachsen, sich quasi selbstständig vervielfältigen und über den Gartenzaun weitergereicht werden.
Der Vorgang des züchtens neuer Sorten, ist aus meiner Sicht auch gut als Vergleich zur Schaffung von Werken im Kreativbereich geeignet.
Hier wie da, muß man erst,zum Teil erheblich monitär, in Vorleistung gehen und über Jahre hinweg seine Zeit investieren ohne das sicher ist das dies am Ende entspechend honoriert wird.
So gesehen ist der ganze Kunst- und Literaturbetrieb, speziell im virtuellen Raum, Kapitalismus in Reinstkultur (in einem Kapitalismus der reinen Lehre sind keine Schutzmechanismen für einzelne Marktteilnehmer vorgesehen und sogar per Definition zum Schaden der Marktteilnehmer; über die ständige Ausweitung von Schutzfristen lasse ich mich jetzt nicht aus da sie in der Praxis nur bei Geschäften AutorVerlag oder VerlagVerlag eine Rolle spielen, vom Endkunden werden sie im großen Stil ingnoriert, man ist einfach auf den guten Willen des Kunden angewiesen das die das Produkt ehrlich erwerben).
Die Autoren stehen ja zu allererst untereinander im knallharten Wettbewerb um den Kunden/Leser.
Ich vermute, das schon mehr als 100 Leute in Deutschland vom Schreiben leben können.
Aber die die das hinbekommen, werden es den anderen aus nachvollziehbaren Gründen nicht auf die Nase binden und schon gar nicht erklären wie man das macht.
Die Gründe für einen Erfolg oder ein Scheitern sind in den meißten Fällen vielfältig. Neben Talent sind die Vernetzung des Einzelnen und Glück vermutlich entscheidend.
So wird es auch mit Buchpiraten, in Zukunft, einzelne Erfolgsautoren wie J. K. Rowling geben jedoch die Masse der Autoren werden im warsten Sinne des Wortes leer ausgehen, einige aber werden es schaffen mit schreiben dauerhaft Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Ein Problem sehe ich in den großen Ebooksammelpaketen. Die können erstmal für einen langen Zeitraum für Konsum- (eher) Kaufverzicht beim Konsumenten führen. Die könnten aber wie auch bei diesen riesigen CBR-Halden (Comics) neue Zielgruppen erschließen.
Aber gefällt ein Autor, so wird er dennoch oder gerade deswegen Kunden finden (ob genug, ist eine ganz andere Sache).

Für die Indies habe ich noch folgende Anmerkungen: Ich finde es irritierend, das einzig das Argument ins Feld geführt wird wir sind ja viel billiger und deshalb lasst uns, liebe Piraten, bitte in Ruhe. Das ist auf der einen Seite blauäugig und auf der andern Seite dumm. Blauäugig weil dieses appellieren an Moral und Anstand noch nie geklappt hat, dumm weil man damit sugeriert das diese Preise den Wert dieser Bücher darstellen. Es ist überhaupt komisch, das die Indies eigentlich nur über einen ruinösen Preiswettkampf miteinander im Wettbewerb stehen. Daraus ergibt sich für den Konsumenten nur was (fast) nichts kostet ist auch nichts wert.
Das viele (meine bescheidene Meinung) auch wirklich Mist schreiben tut da erstmal nichts zur Sache.
Wer sich sicher ist das sein Werk gut ist, soll auch richtige Preise verlangen. Was der „richtige“ Preis ist entscheidet der Markt. Unter Umständen ist der wirklich sehr niedrig aber hat man mit der Billigschiene erstmal angefangen, kommt man davon kaum noch weg.
Viel wichtiger als der Preis ist aus meiner Sicht das man eine große mediale Aufmerksamkeit erzielt (da wären wir wieder bei der Vernetzung und das Beziehungen nur dem schaden der keine hat; Qindie z.B. ist aus meiner Sicht eine Selbsthilfegruppe die dies erkannt hat, für sich wirbt und vermutlich versucht andere zu verbeissen, Log.Os der noch recht unausgegorene Versuch der (deutschen?) Verlage andere zu verbeissen).
Was aus meiner Sicht auch (oft) falsch gemacht wird ist die Ebook only Strategie.
Die ist zwar erstmal sehr kostengünstig hat aber den unschönen Nebeneffekt, das, sollte das Buch kostenfrei gelesen (über boerse.bz und Co.) und für gut befunden werden, die potenzielle Kundschaft keine Möglichkeit hat dieses Buch physisch zu erwerben (nochmal als Ebook kaufen werden es die wenigsten) und zu verschenken (Ebooks sind ja bekanntermaßen im legalen Vertrieb Leselizensen und kaum übertragbar)/sich selber in die Schrankwand zu stellen.
Print on demand wäre da ein Weg.
Und bitte, laßt nicht den fünfzehnjährigen Sohn der Freundin das Cover machen. Cover sind neben den Begleittexten zum Buch ein wichtiger Kaufanreiz.

Und zu guterletzt, es gibt einfach zuviele von Euch. Der Kuchen würde selbst wenn es keine Ebookpiraterie gäbe, nicht für Euch alle reichen (diese unangenehme Erfahrung müßten leider schon viele in vielen Branchen machen und aktuell knappert das Ebook am stationären Handel, die Indie`s im bescheidenen Maße an den Verlagsautoren).

Ich glaube aber Herrn Elbel das Er sowas in seinem Umfeld nicht mitbekommt, da Er Jurist UND Autor ist und Seinen Standpunkt offen vertritt, werden Ihm seine Nachbarn, Bekannten und Freunde mit Sicherheit nicht auf die Nase binden wenn sie illegal Medieninhalte ziehen.

Kommentar von Matthias Horschuh:
Vielleicht übersehe ich ja etwas, aber ich würde sagen: Thema verfehlt.

Kaspar Dornfeld arbeitet sich an Forderungen ab, die so gar nicht gestellt wurden. Soll er doch schreiben, was und unter welchen Umständen er will - das tut doch wirklich überhaupt nichts zur Sache: Darum geht es nicht.
Worum es geht: Dass unter der Voraussetzung a.) eines Marktzugangs, b.) einer Nachfrage und, vor allem, c.) von Nutzungshandlungen eben diese zu vergüten sind. Alles Andere ist Gewäsch.

Sollte die Nutzung im terminologischen Sinne die eines Vertragspartners bzw. Lizenznehmers sein, also eines Buchverlages oder einer Plattform wie Amazon, dann darf der Autor vom Nutzer eine Vergütung erwarten, wird sich aber, je nach Konstruktion seines Deals, auch an den Unkosten eines Diensteanbieters beteiligen müssen.

Sollten die Nutzungshandlungen insgesamt irgendwann einen Umfang erreichen, der materiell ertragreich ist, DANN wird der Autor irgendwann von seiner Arbeit leben können. Bis dahin wird er auf Lizenz- und Nutzungsvergütungen in einem Umfang hoffen müssen, der ihn, wenn’s gut läuft, auf Plus/Minus-Null bringt.

Kommentar von Lars Sobiraj:
Diesen Kommentar (s.o.) gab Matthias Hornschuh auf Facebook ab.

Kommentar von robin:
Was für ein gequirlter Unsinn.

Intrinsisch/extrinsisch, schwarz-weiss…herrlich, diese Vorstellung von Kultur und Kreativität…mir wird bei soviel vereinfachendem Bläh wirklich speiübel.

Ich habe ein paar Dinge in mir, die garantiert eine Bereicherung für die kulturelle Welt bedeuten würden. No joke. Wertvolles. Ich habe Glück gehabt: right time, right place, right people, right circumstance. Ausser mir könnte das vielleicht ein handvoll Leute auf der Welt erzählen. Die sind aber nicht wirklich interessiert daran, es zu tun.

So rein intrinisch gesehen ist meine Motivation, das nun für eine größere Öffentlichkeit zu Papier zu bringen zur Zeit allerdings eher so lá lá…

Ich habe ja nun schon Einiges veröffentlicht, und weiß von daher, dass ich immer am Stock gehe, wenn ich mich einer Sache wie dieser voll verschreibe und sie dann so realisiere, dass ich selber auch damit zufrieden bin. Da ist es schon mal passiert, dass ich ein Jahr lang dann nur dem Gras beim Wachsen zusehen konnte, weil ich leider nervlich ‚burnt out‘ war. Ziemlich unangenehm, aber dann im Nachhinein doch nicht ganz so schlimm, denn damals hatte ich für die Sachen 'nen Vorschuss kassiert, der mir die notwendige Rekonvaleszenz und noch ein bisschen mehr finanziert hat. Unterm Strich war es also für mich in Ordnung.

Doch zurück zur ‚Intrinsik‘ - laut dem tiefsinnig dreinblickenden jungen TE hier,
dem heiligen Gral allen wahrhaft wertvollen künstlerischen Tuns.

Ich weiß also, dass einige das oben Angesprochene sehr gerne erfahren würden, und ich würde es auch sehr gerne schreiben, äußerst gerne sogar. Brennend gerne. Ich werde auch immer wieder drauf angesprochen, wann ich das denn endlich mal mache, aber extrinsisch komme ich da einfach nicht klar mit mir.

Ich habe nämlich nicht den Masochismus, meinen intrinsisch motivierten Mitteilungsdrang über meinen Selbsterhaltungstrieb zu stellen, und deshalb lasse ich das Projekt unter den aktuell gegebenen Umständen einfach erstmal ruhen.

Gäbe es Geld ( money, schnöden Mammon ) in angemessener Höhe , sähe das ganz sicher anders aus. Dann würde ich mich reinhängen, wie es meine Art ist.

Die extrinsische Motivation würde quasi der lauernden intrinsischen ganz gewaltig auf die Sprünge helfen.

So allerdings nicht. Wer mich persönlich trifft, wird möglicherweise - wenn mir danach ist - diese Geschichte aus meiner tiefsten intrinsischen Motivation heraus en detail erzählt bekommen. Die Chance, dass es sein Leben verändert, ist recht hoch. Ich erzähle sie gerne über ein oder zwei Abende, nehme mir alle Zeit, die dazu nötig ist, die persönliche Wertschätzung meines Gegenübers und das Wissen, ihm etwas Einmaliges mitgegeben zu haben, ist mir dafür Lohn genug.

All das einem anonymen Publikum vor die Füße zu werfen, das in nicht unwesentlichen Teilen zunehmend nicht mal den Anstand hat, einfache geschäftliche Regeln einzuhalten, lehne ich aber ab. Ins Rampenlicht will ich nicht und ein Fangemeinde ist mir auch schnurz.

Für diese Leute bleibt die Geschichte also unerzählt.

Sobald ich ein Angebot bekomme, das mich als Menschen respektiert, will heißen, das mein physischen und psychisches Wohlergehen in und nach dem notwendigen und zehrenden Arbeitsprozess berücksichtigt, werde ich mich allerdings dran setzen. Mit intrinsischer und extrinsicher Motivation in einem gesunden Verhältnis.

Und zwar solange, bis es perfekt ist.

Bin ich nun ein Künstler oder nicht?

Es ist eine rhethorische Frage, denn mir ist die Antwort eines Irgendjemand, der mir dieses Attribut vermutlich nur dann gnädig zugesteht, wenn ich mich auf für mich nachweislich nachteilige Weise im Gegenzug für irgendetwas in die Pflicht nehmen lasse, das seiner Meinung nach ‚die Gesellschaft‘ ist, wirklich völlig gleichgültig.

Kommentar von Jemand anderes bei Facebook:
Schreiben ist das eine - Veröffentlichen das andere. Was ich aus innerem Antrieb zu Papier gebracht habe, muss ich ja auch nicht verschenken, wenn es keiner bezahlen will - in der Schublade kann es reifen, mal als Vorlage eines anderen Werks dienen oder überarbeitet werden.

Aber, wenn es veröffentlich wird, werden andere mit der Verbreitung ihr Geschäft machen - ob das nun über eine Piratenseite, oder die eines Verlags ist. Fragt euch also mal umgekehrt, ob der Autor ausgerechnet an diesen Umsätzen keine Beteiligung verdient haben soll.

Von einem anderen Nutzer einer geschlossenen Facebook-Gruppe. (Kommentar gepostet von Lars Sobiraj)

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
Da dieser Text in die Kategorie Ebook Piraterie eingeordnet worden ist, kann ich verstehen, dass jemand sowas denkt, denn defacto geht es in ihm ja nicht um Piraterie, sondern um die grundsätzliche Motivation des Schreibens, und wie sie nach meinem Dafürhalten von einer Diskussion vereinnahmt wird, mit der sie eigentlich nichts zu tun hat. Daher, nicht Thema verfehlt, sondern lediglich in der falschen Kategorie eingeordnet.

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
„Intrinsisch/extrinsisch, schwarz-weiss….herrlich, diese Vorstellung von Kultur und Kreativität…mir wird bei soviel vereinfachendem Bläh wirklich speiübel.“

Das tut mir leid. Ich will schließlich weder für Ihre Übelkeit noch für Ihre Tonvergriffe verantwortlich sein, doch wenn es Ihnen zu schwarz-weiß ist, bin ich für Vorschläge, wie man die Grauzone zwischen intrinsisch und extrinsisch nennt, absolut offen.

Es ist doch toll, wenn Sie der Welt wertvolles mitzuteilen haben. Vielleicht sollten Sie es einfach tun, anstatt mir und wer weiß wem sonst noch statt dessen zu erzählen, dass Sie ja viel zu erzählen haben, das aber nicht tun, so lange niemand dafür bezahlt, weil es ja eine Qual ist, es zu tun.
Na und? „Am Stock geht hinterher“ jeder. Das ist eine Berufskrankheit an der keiner vorbeikommt. Es sollte mir leidtun, wenn sie sich bei Ihnen stärker äußert als bei vielen anderen, aber das ist dann auch schon alles.

Natürlich ist es eine rhetorische Frage, ob Sie ein Künstler sind. So lange Sie Ihre und anderer Leute Zeit damit „verbringen“, davon zu reden, Werke zu erschaffen, weil Sie das Potential dazu haben, anstatt es wirklich zu tun, sind Sie natürlich keiner. Dazu braucht es niemandes schnöselige Meinung. Das ist simple Logik.

Kommentar von robin:
Lieber Kaspar Dornfeld,

ich mach’s mal ganz simpel.

Wenn die Gesellschaft nicht verlässliche Mechanismen dafür bereitstellt, dass Autoren aller Couleur am Markt so teilnehmen können, wie jeder andere Leistungsanbieter auch, dann werden ihr zunehmend kulturell relevante Beiträge entgehen.

Werke werden nicht geschrieben, Geschichten werden nicht erzählt, Wertvolles wird in Schubladen unbeachtet verstauben. Das passiert schon jetzt und immer mehr. Leider.

Die, die ungeachtet ihrer zu erwartenden materiellen Selbstzerfleischung aus unbändiger intrinsischer Motivation bis zum letzten Blutstropfen weiter schreiben, werden am großen Bild nichts ändern, auch wenn es natürlich eine nette, zeitgeistige Vision ist, dass dem Dunkel des Netzes auf einmal lauter selbstvergessene und intrinsisch motivierte Shakespeares entspringen, die die Schreibkultur auf ein neues Level hieven. Es ist naiv und total praxisfern, an so etwas auch nur ansatzweise zu glauben.

Überhaupt scheint mir die Korrelation zwischen solch bedingungsloser Motiviertheit und der abgelieferten Qualität und Relevanz von Werken kompletter Unsinn. Wer zwanghaft schreibt oder sonst irgend etwas zwanghaft tut, macht es deshalb noch lange nicht gut.

Oft eher ganz im Gegenteil. Und das umso mehr, wenn er währenddessen in sozialem Status und materieller Beweglichkeit in der Welt immer mehr abrutscht.

Für mich ist diese ganze Glorifizierung selbstlosen schöpferischen Tuns ein in gewisser Weise sogar nachvollziehbarer Versuch, die Grätsche zwischen dem real erlebten Schmerz materieller Hoffnungslosigkeit und dem hehrem Idealismus, den man sich irgendwann mal jugendbewegt als für’s Künstlersein unabdingbaren Bestandteil eingetreten hat, mit einem salbungsvollen Selbstbetrug schön zu reden. Dazu kommt dann noch die Feigheit, gegen den Mainstream, gegen ‚das Netz‘ anzureden.

Wie auch immer - solche Autosuggestion soll ja in vielen Fällen schmerzlindernd wirken, warum also nicht auch hier.

In der nachhaltigen Epidemiebekämpfung ist sie allerdings kaum das Mittel der Wahl und hält eher davon ab, das Augenmerk auf die Ursachen zu richten.

Ihnen eine schönen Sonntag

P.S.: ach ja…

Die Alternative wäre, Künstler in ihrem materiellen Selbstbewusstsein zu unterstützen und zu stabilisieren. Ihnen von außen immer wieder zu sagen ‚Deine Arbeit IST was wert. Sie ist GUTES GELD wert!‘ anstatt ihre latenten Selbstzweifel schamlos auszunutzen, so wie es zur Zeit nun mal common sense ist.

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
Ich fang mal hinten an: Ich habe nie behauptet, dass die Arbeit eines Schriftstellers keinen materiellen Gegenwert wert sei. Im Gegenteil. Alles was ich von Anfang an - deutlich wie ich finde - gesagt habe, ist, dass es einfach nicht richtig ist, die kaum zu bestreitende und unfehlbare wichtige intrinsische Motivation zum Kunstschaffen in der Frage nach künstlerischer Vergütung zu kidnappen und als einfach abstellbar hinzustellen.

Ich komme zum nächsten Punkt:

Zu behaupten, den Drang schreiben zu müssen, ohne die Frage zu stellen, „ob es sich finanziell auch lohnt“, würde am großen Bild nichts ändern, bedeutet, nicht nur Leute wie Kafka einfach schlicht literaturhistorisch unwichtig zu nennen. Dass unter den vielen, die glauben, schreiben zu müssen, nur ein geringer Prozentsatz von Leuten ist, die auch gut sind und unter denen ein noch geringerer Prozentsatz an Leuten, die jemals erfolgreich sind, mag ja stimmen, ist aber auch nicht wirklich eine neue Erkenntnis.

Wenn Sie sagen, eine Korrelation zwischen bedingungsloser Motiviertheit und der Relevanz oder Qualität von Werken sei für Sie nicht erkennbar, muss ich das natürlich so gelten lassen, merke aber an, dass ich es absolut nicht genauso sehe.

Ihre implizierten Beleidigungen lasse ich unkommentiert. Sie werden schon einen Grund für Ihre übereifrige Wut haben, und der geht mich genauso wenig an, wie er mich eigentlich interessiert.

Nur noch etwas zu Ihrer Bemerkung bezüglich der verlässlichen Mechanismen: Künstlerische Berufe waren zu keiner Zeit und sind es (sehen wir mal von Orchestermusikern ab), Berufe, die finanziell - von Einzelfallausnahmen abgesehen - aus sich selbst heraus finanzierbar sind. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war Mäzenatentum die bevorzugte und oftmals einzige Methode der Künstlerfinanzierung. (Gut, das stimmt nicht in jedem Fall ganz exakt, siehe Stadttheater, etc.) Verstehen Sie mich da richtig. Ich bin absolut davon überzeugt, dass das nicht so bleiben sollte, aber es ist nicht die Aufgabe der Künstler zu sagen „Geld her, oder ich schreibe nicht“, sondern die Aufgabe der Restgesellschaft zu sagen: Kulturschaffen ist wertvoll für uns alle, ergo müssen wir es auch ermöglichen, die Erschaffer am Leben zu halten. Nur geht dann - und das verstärkt sich nunmal, wenn man das ganze Thema „pragmatisch“ betrachtet - das dumme Gejaule los von wegen: „Machen Sie aber schöne Kunst. Nein, sowas komisches da soll ich mit meinen Steuern finanzieren? Flenn, flenn!“

Und nochwas: Latente Selbstzweifel gehören zu den meisten Künstlern. Diese auszunutzen ist falsch, da gebe ich Ihnen recht. Sie den Künstlern wegnehmen zu wollen, ist falsch, denn sie sind ein wichtiger Motor für die von Ihnen so verachtete intrinsische Motivation.

Auch Ihnen einen schönen Sonntag

Kommentar von robin:
Um Missverständnissen entgegenzuwirken: Beleidigungen waren nicht impliziert, ich fürchte, es ist das unglückliche Framing Ihres Beitrags im größeren Kontext von Piraterie, das mich etwas scharf hat formulieren lassen.

Von einer Betonung der intrinsischen Motivation bis hin zum ‚Applaus ist das Brot des Künstlers‘ ist es in dieser Debatte nun mal nicht allzu weit, es ist eines der dünnsten, dümmsten und meist gehörten Argumente aber -

das haben Sie in der Tat nicht behauptet.

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
Das ist wohl in der Tat so, dass der text nicht in die Kategorie ebook-piraterie gehört hätte, denn, auch wenn er das thema streift, steht es nicht im mittelpunkt meines textes. da muss ich vielleicht mit dem gastgeber auch noch mal drüber reden.

ich möchte auch nur nochmal betonen, die lust am schreiben, die für den autoren selbst schon einfach und recht pur vorhanden sein sollte, gibt niemand anderem das recht, sie zu einsparungszwecken auszunutzen. ich denke, da sind wir uns einig. ich sage nur, man sollte sie, diese lust, in ruhe lassen und eben sogar aus der ganzen vergütungsdiskussion heraushalten. das ist eigentlich alles, denn sie ist nach meinem dafürhalten wichtig und zerbrechlicher, als man glauben mag.