Kommentar von BlauAuge am 15.07.2017 11:07:
Ich lese hier nach einer Woche mal nach und frage mich schon, ob Verstand inzwischen Mangelware ist.
„Fakt ist: wie Du richtig sagst, weiss keiner genau welche Daten tatsächlich vorliegen, ob überhaupt IP-Adressen geloggt wurden. Falls doch, dann müssen diese eindeutig zuordenbar sein, was relativ schwierig ist, da die Daten nur 7 Tage vorgehalten werden vom Provider. Wir reden hier also über den Zeitraum vom 14.Juni – 21. Juni.“
Bist Du sicher, daß Du weißt, wovon Du redest? Wobei hier offensichtlich viele User Deinen Wissensstand teilen, wenn ich mir die Postings so nachlese quer durch die Threads.
Vielleicht hättest Du hier (oder anderswo, in dessen Blog) doch mal einige Postings eines hier großflächig gelöschten users gelesen zum Thema ‚Ablauf eines Busts‘ (Namen erwähne ich nicht, sonst springt mir Lars mit dem nackten Hintern ins Gesicht. Muß ich nicht haben. Nicht mal im Internet.).
Ich habe den Eindruck, hier stellen sich die Leute einen Bust dergestalt vor, daß es den Ermittlern gelingt, zu einem Zeitpunkt X die Datenbank der Piraten zu knacken und alle zu diesem Zeitpunkt darauf befindlichen Daten einmalig abzugreifen. Und wie stellt Ihr Euch das ‚Knacken‘ vor? Hackermäßig? Echt jetzt?
Sofern die DE Ermittler nicht dämlicher sind als die in anderen Ländern (wovon ich echt nicht ausgehe), sieht es wohl eher so aus, daß die sich mit einem entsprechenden Gerichtbeschluß an den Hoster der Datenbank wenden, egal wo der sitzt, und die Ermittler über Wochen (oder Monate in schweren Fällen) das Treiben der User dort beobachten und dokumentieren, bis sie genügend Informationen abgegriffen haben, die sie realen Personen zuordnen können, und sie das Ding erst dann vom Netz nehmen.
Sagt einem eigentlich schon der gesunde Menschenverstand, daß es nicht so ablaufen kann mit der Beschaffung der Realdaten bloß über die 7-Tage Vorhaltefrist beim deutschen Provider.
Nehmt mal Euer ziemlich hirnrissiges Szenario und spielt gedanklich danach den realen Ablauf durch und fragt Euch, wie realistisch Eure Annahmen sind: Ermittler ‚hacken‘ hackermäßig die LuL Datenbank, haben Zugriff auf 30.000 Userdaten, werten diese aus innerhalb von 5 Minuten und beantragen dann innerhalb von einer Viertelstunde für jene tausende User, die kein VPN benutzt haben, bei deren Providern die Realdaten der letzten 7 Tage. Aha. Und bei denen, die VPN benutzt haben, dauerts dann bei der Abfrage der tausenden von Daten bei einem Dutzend VPN Betreiber im hinteren Asiens, provinziellen Russland und sonstwo wohl 30 Minuten. Oder so.
Mann Mann Mann Mann Mann.
Gut, im zitierten Blog werden die Vorgehensweisen in einem anderen Land mit anderen rechtlichen Grundlagen geschildert, aber anders als hier mit entschärften Dokumenten belegt (geschwärzt an mancher Stelle, aus Datenschutzgründen und zum eigenen Schutz), und der Blogger ist nicht bei der Polente, sondern bei einem ISP an entsprechender Stelle. Allerdings haben im dortigen Rechtssystem die Provider bzw. ihre entsprechenden Mitarbeiter halt gesetzlich garantierte Befugnisse wie Zugriff auf Steuerdaten, Einwohnermeldedaten, Kreditkartenabrechnungen, TK Daten von anderen Providern und sogar Bankdaten (unter Vorlage eines Gerichtsbeschlußes), die in ihrer Gesamtheit fast so weit gehen wie hierzulande die Befugnisse der Polizei.
Aber solche Sachen wie der Zeitaufwand bei mehreren tausend Abfragen usw. sind einfach eine Naturkonstante und in allen Rechtssystemen so gültig wie die Logik an sich. Genauso wie der Fakt, daß offenbar alle Datenbankhoster und VPN Betreiber mehr oder weniger freiwillig sofort Kopien und Zugriff geben auf Anfrage mit Gerichtsbeschluß, egal in welchem Land sie hocken und was sie ihren Kunden versprechen. Weil: ein Kunde, hinter dem die Ermittler her sind, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin nicht mehr lange Kunde. Es lohnt sich also nicht, den Ermittlern die Zusammenarbeit zu verweigern wegen der paar Kröten jeden Monat. Da macht man lieber gut Wetter, weil man nie weiß, ob man nicht in der Zukunft selber davon profitiert. Lest Euch mal die (entschärften) Antwortmails eines VPN Betreibers an den Blogger auf eine entsprechende Anfrage seiner Firma durch, und Ihr verliert den Glauben an jeden VPN.
Ihr verliert aber auch einige Illusionen darüber, wie solche Ermittlungen vor sich gehen. Hat wenig Hackerromantik und wenig Mystisches. Ist offenbar sehr viel präzise Arbeit, ist viel Logik, ist sehr viel juristisches, ist viel Kombinatorik, ist viel Beobachtung, ist offensichtlich viel Erfahrung, ist aber auch einiges Bauchgefühl und ein Händchen für Zusammenhänge, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind, ist gelegentlich sehr unkonventionelles Vorgehen (in seinem Land rechtlich erlaubt und in seiner Firma geduldet, nach Absprache) und streckenweise sehr viel schräger Humor (also, soweit es diesen speziellen Blogger betrifft).
Und bevor jetzt jemand fragt: nein, ich kann den Blog nicht verlinken, Lars hats verboten. Hinweis: Der user hat unter dem Nick, den er hier benutzt hat, einen Account bei Disqus mit über 12k postings und über 20k upvotes. Der Blog selbst läuft unter einem anderen Nick, den er mal kurzzeitig im NGB benutzt hat. Hinweis: „kein logischer Fehlschluß“. Und nein, ich will hier keine Werbung für den Blog machen, der ohnehin ein Bezahlt-Blog ist (auf englisch und französisch) mit entsprechender Freischaltung only und wo sich die 4 Betreiber vorenthalten, User anzunehmen oder abzuweisen. Die Blogger hosten auf eigenem Server, die Einnahmen gehen ausnahmslos an Tierheime, die Zahlungen werden monatlich veröffentlicht mit Einnahmen per Usernick und Abgabe an die Heime). Mit einer etwas tieferen als der üblichen Google-Suche findet man dennoch den öffentlichen Teil des Blogs bei Suche unter diesen Parametern und kann die Betreiber per email kontaktieren.
Und ja, ich sage „er“. Vielleicht aber auch „sie“.