Kommentar von Julia Färber:
Warum werden soviele Nebelkerzen geworfen?
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Nebelkerze, über Begrifflichkeiten zu schwadronieren, steht nicht auf meiner Tagesordnung.
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Die Konsumentenerwartung ist ja auch keine Argument sondern ein Faktor.
Ob man daraus dann gleich ein moralische Debatte über die Etablierung und Erhaltung von Produktionsstandards machen muß? Ich meine eher nein, paßt auch nicht zum Thema ebooks.
Abgesehen davon spielt es doch keine Rolle, ob die Beweggründe der Nachfrageseite edel sind. Da Angebot und Nachfrage sich beeinflußen würde es ohnehin schwer werden hier des Pudels Kern zu treffen.
Für die konkrete Diskussion über die Vermarktung von digitalen Inhalte sehe ich das Verhältnis aber klar so: Nachfrage bestimmt das Angebot.
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Die Umwandlung eines Postscript in lesebaren, formatierten Text ist technisch überhaupt keine Thema, sofern man sich an die WYSIWYG Vorbedindungen hält. Alles weitere ist Feintuning, das sich mit den entsprechen Software-Lösungen bewerkstelligen läßt. Einige Verlage haben sich darauf wegen ihres Geschäftsmodells darauf sogar spezialisiert (Hinweis: Ablösung Loseblattsammlung).
Daraus jetzt irgendwelche separate Kosten abzuleiten ist tatsächlich hanebüchen. Selbst wenn noch separate Softwarelösungen gebaut bzw. lizensiert werden müßten, spielen diese Kosten heruntergebrochen auf die Stückzahl keine Rolle, vor allem im Vergleich zu den Handelsspannen etc…
Der Ausflug mit dem Schweinfleisch ist wohl eher ein Eigentor, den gerade hier wird doch dem Kunden suggeriert, daß Bio und Öko jegliche Premium-Preise rechtfertigt. Abgesehen davon: Nebelkerze.
Danach sollten wir richtig verwirrt werden oder warum wurde alles Mögliche durcheinander gewürfelt?
Wenn ich dem Börsenverein ) glauben darf, kann ich die Kosten in drei Kategorien einteilen: Honorare & Rechte, Herstellung und Marketing und Logistik.
Über Honorare und Rechte habe zumindest ich nicht gesprochen und das dürfte die meisten Konsumenten sowieso nicht interessieren. Ich gehe davon aus, daß die Lektoratskosten hier auch enthalten sind.
Kommen wir zu den Herstellungskosten, über die ich geschrieben habe. Das sind Lithografie, Satz, Papier, Druck und Bindung. Bleiben noch die Marketing und Logistikkosten, die zugegebener Maßen etwas pauschal behandelt habe.
Die einzigen zusätzlichen Kosten die eine Verwendung des Postscript verursacht, wäre eventuelle zusätzliche Rechtekosten, wenn ein Autor hier ein für ihn günstigen Vertrag abschliessen konnte und die Vorhaltung der digitalen Version, also Storage.
Beides hat aber wenig mit den Herstellungskosten zu tun.
Der Verweis auf den Handel und seine Spannen ist berechtigt, aber für den Konsumenten eher doch nebensächlich, denn wir sprechen doch ohnehin nur vom Endpreis (also bereits inklusive Mehrwertsteuer, deswegen spielt diese meines Erachtens in der Ursprungsfrage keine Rolle).
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Ich habe lediglich darauf hingewiesen, daß jeder Konsument wahrscheinlich befremdlich reagieren würde, wenn auf Büchern des einen Autors A à la Wohlfahrtsbriefmarken Preis X + Y zur Förderung von Autor B, C, D stehen würde. Das Verlage so agieren ist vollkommen in Ordnung, nur ist es kein stichhaltiges Argument, um die Preisgleichheit von Print und Digital zu vertreten.
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Wer geht den zu Barnes & Noble? Und in wieweit hat das Ambiente in denen Bücher vermarktet und vertrieben werden etwas mit der Preisgestaltung zu tun? Da werfen Sie jetzt aber wirklich nun auch noch Südfrüchte mit den Äpfeln durcheinander.
Der Größenunterschied trifft natürlich zu, erklärt aber nicht wirklich die frapanten Preisunterschiede: Beispiel Deutscher Preis (3 Bände) € 32,70 egal ob Print oder Digital, UK Preis (1 Band) € 8,80 Print und € 6,80 Digital - innerhalb der gleichen Verlagsgruppe.
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Abgesehen von der Überzeichnung, dem kultureller Untergang, wird genau das passieren. Aber genau das wollen wir doch. Ich habe kein Problem damit, wenn Amazon den Markt bereinigt.
Es kann doch nicht darum gehen betriebswirtschaftlichen Tierschutz für Dinosaurier zu betreiben. Zu den Kumpeln haben wir ja auch gesagt, lernt mal um.
Ob das Ganze die allgemeine Lebenqualität steigert ist eine vollkommen andere Sache. Der Rest ist pure Schwarzmalerei.
Abgesehen davon, sind die deutschen Konzerne ganz vorne dabei, wenn es um die Spitzengruppe geht. Wo Unternehmen ihre Steuern zahlen, ist ihnen bereits heute weitgehend überlassen.
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Anke ist doch Deine Busenfreundin, woher soll ich das wissen, ob die zu Deinem engeren Preis gehört. Abgesehen davon, bitte nicht Privatkopie und Verleihen durcheinander mischen. Das ist in der digitalen Welt zwar oft das Gleiche, weil Kopieren genauso schnell funktioniert wie Verschieben, aber ich sprach explizit von Verleihen/Verschieben.
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War nur ein Verweis auf das, was da kommen wird. Heute reden wir über Piraten, Verbrecher, Tauschbörsen, Filehoster. Innerhalb der nächsten 5 Jahren werden sich die Storagekapazitäten, die auf dem freien Markt zur Verfügung stehen vervielfachen, weil die großen Server-Farmen aus dem Leasing laufen. Diese Kapazitäten werden das Thema Cloudstorage nochmals befeuern und dann wird es richtig lustig. Ich bin erst kürzlich über eine Cloud eines größeren deutschen Unternehmens gestolpert.
Was dort alles an „Warez“ herumflog war schon imposant. Interessant fand ich aber vor allem, daß die interne Quellen nicht mehr die Kellerasseln der IT waren, sondern sich auch die Rechtsabteilungen und das Kontrolling fröhlich am Austausch zu beteiligen schienen. Wenn ich diesen Kontext nach oben skalieren, dann ist das nächste Feindbild der Such-Algorithmus, der es allen ermöglicht sich alles zur Gemüte zu führen. Alles von allem von allen für alle.
Aus diesem Grund müßten heute die jeweiligen Stakeholder darüber nachdenken, wie sie eben „alle“ davon überzeugen sich im legalen Rahmen zu bewegen.
Etwas widersprüchlich erst Amazon zu verdammen und dann Kindle anzuführen. Ja, geschloßene (Vermarktungs-)Systme sind eine Möglichkeit das Problem anzugehen, denn sie erfüllen bereits die meisten Service-Anforderungen der Konsumenten. Ob damit aber die Verlage und Autoren glücklich werden können, wurde aber gerade im Absatz zur Buchpreisbindung bezweifelt.