LUL.to wehrt sich gegen Lügen - keine Samariter am Horizont

Kommentar von Esther:
Oja, ich kenne mich aus. Ich habe drei Söhne, von denen zwei im besten Alter für Dummheiten aus Unerfahrenheit sind. Die nehmen Mamawarnungen nur Ernst, wenn Mama auch weiß wovon sie redet.

Ich sehe aber auch, warum gerade im Buchbereich Piratenangebote für Leute mit kleinem Geldbeutel fast unverzichtbar sind. Dem volljährigen Sohn, der noch in der Ausbildung ist kann ich das nicht verbieten.

Sollen wir uns jetzt darüber unterhalten, wer mit welchem Recht Beiträge über Piratenseiten kommentieren darf und wer nicht?

Esther

Kommentar von Esther:
Danke für diesen hervorragenden Beitrag

Kommentar von Thomas Elbel:
Yep. Stimmt. Da hast Du recht. Den erhöhten Mehrwertsteuersatz muss man Leuten wie Esther dick aufs Brot schmieren. Sollen Sie doch dagegen mal anrennen. Aber … hupps … da wäre es mit ein bisschen piratisieren natürlich nicht getan.

Kommentar von Thomas Elbel:
Bin ich völlig bei Dir. DRM ist die falsche Lösung für das richtige Problem. Aber es würde in der Kohlenstoffwelt auch niemand die in Einzelfällen auch durchaus lästigen Diebstahlssicherungen der Händler quasi zur Provokation zum Diebstahl umdeklarieren.

Kommentar von Thomas Elbel:
Lieber Herr Wittkewitz,

ad 1. Verstehe ich die Aufregung um den Begriff Raubkopie nicht. Marketingaktion der Contentmafia? Im Ernst? Guckstu hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Raubdruck Die Verkoppelung des Wortes Raub mit der widerrechtlichen Aneignung ist also viel, viel älter als die moderne Debatte über das Urheberrecht. Übrigens: schon mal nachvollzogen, woher das Wort Plagiat kommt? Guckstu hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Plagiat#Geschichte Aha. Also Seelenraub. Und mit Verlaub: nu kommse mir noch einmal mit dieser Empörung über den Begriff der Raubkopie. Nichts als geschicktes Marketing für Piratenpositionen ist das, genauso wie „Contentmafia“.
ad 2. Die Konsumentenerwartung kann man nicht unter den Tisch kehren? Was ist denn das für ein Argument? Wenn man es genau betrachtet, erwarten Konsumenten auch, dass ihre Jeans von minderjährigen Orientalen in Sweatshops ohne Atemschutz gesandstrahlt werden. „Guilty pleasure“ ist ein schöner englischer Begriff für so was. Ich wünsche mir jedenfalls eine Gesellschaft, in der die Konsumentenseite ebenfalls Verantwortung für ihre Forderungen übernimmt. Und nicht alles, was die Konsumenten ™ wollen ist edel, hilfreich und gut.
ad 3. Das mit dem Abfallprodukt haben sie gesagt. Aber haben sie es auch überprüft, geschweige denn belegt? Der Kunde versteht so vieles nicht. Der Kunde versteht im Zweifelsfall auch nicht, warum Schweinefleisch ohne Antibiotikaverwendung und nach tiergerechter Produktion etwas teurer ist. Aber ich muss als Produzent auch nicht für jeden noch so dusseligen Irrtum der Kunden Verständnis haben. Man darf sich als Kunde auch ruhig mal schlau machen und dann merkt man eben, dass eBooks alles andere als ein „Abfallprodukt“ der normalen Buchproduktion sind, sondern eigene Herstellungskosten bewirken, die auch erst mal eingespielt werden müssen.So einfach wie „Schubs die Druckdatei in ePups“ ist es jedenfalls bestimmt nicht. Und der Handel steckt sich immer 50% ein (und Amazon ja auch gerne noch ein bisschen mehr), egal in welchem Format ein Buch verkauft wird. Als ich ein Papierbuch bei Amazon PoD veröffentlich habe, haben die sogar gleich 90% des Nettopreises behalten.
ad 4. Quersubventionierung. Auch hier wieder: Auf der einen Seite hat der Kunde also Ihrer geschätzten Meinung nach etwas gegen Quersubventionierung auf der anderen Seite will der Kunde aber um Gottes willen nicht, dass nun gerade seine hochsubventionierte Nischensparte Zombiejugendliebesroman den Streichgelüsten der VerlagsBWLer zum Opfer fällt. Notabene: Die Wünsche des Kunden sind mitunter recht widersprüchlich und als Leitschnur für kaufmännisch-künstlerische Entscheidungen nur bedingt geeignet.
ad 5. Wer heutzutage in NYC durch Barnes&Noble spaziert und dann den angelsächsischen Buchmarkt allen Ernstes als Vorbild nennt, muss wohl eine Schweißerbrille aufgesetzt haben. Bücher werden dort langsam zum Nischenprodukt neben der ganzen Conveniencescheiße. Genaugenommen sehen Buchläden da drüben genau aus wie Amazon. Bücher haben eine Nebenrolle und im Regal stehen sowieso nur noch Bestseller. Außerdem ist es einigermaßen unfair den deutschen Verlagen einen Markt als Beispiel zu empfehlen, der gemessen an aktiven Lesern 10mal so groß ist und daher ganz andere Skaleneffekte verzeichnen kann. Ein Buch das sich hierzulande 5000mal verkauft und daher knapp vorm Regalblei rangiert, verkauft sich in der englischsprachigen Welt eben 50.000mal und wäre damit hierzulande bereits ein Megabestseller. Da kann man natürlich völlig anders kalkulieren. Wenn wir hierzulande die Buchpreisbindung stürzen, wird folgendes passieren: Die großen Verlage werden zuerst die ganzen Nischentitel aus dem Regal nehmen. Adieu Zombiejugendliebesroman. Wenn es dich noch gibt, dann wahrscheinlich nur noch für die 30 Euro pro Buch, die Du ohne Quersubventionierung eigentlich kosten müsstest. Als nächstes werden die Mittel für Debüttanten knallhart zusammengestrichen. Warum irgendwelche Risiken eingehen, wenn man auch einfach wieder den vierten Schätzing vor den Kassen stapeln kann. Die kleinen Indie-Verlage, die schon heute am Rande des Nervenzusammenbruchs kalkulieren, machen dicht. Die größeren Häuser werden von den noch größeren angelsächsischen Häusern gekauft, soweit noch nicht geschehen. Amazon macht den ohnehin schon krächzenden Handel und auch gleich noch die Barsortimenter restlos platt. Irgendwann kauft man dann den hundertdrölfzigsten Schätzing für 59cent an der Supermarktkasse zwischen Kaugummi und Eis am Stiel. Alle dann noch Beteiligten zahlen ihre Steuern lieber auf den Cayman-Islands, statt hierzulande. Weg mit der Buchpreisbindung. Halleluja.
Ad 6. Es wundert mich das jetzt gerade Springer, Elsevier und Co. als leuchtende Beispiele angeführt werden. Sonst werden die in der „offene Wissenschaftsdebatte“ eher so als Gottseibeiuns des Brutalopaywalls angeführt. Ich finde die sehr teuer. Onlineangebote gibt es aber auch bei deutschen Wissenschaftsverlagen längst. Viele Unis haben Kooperationen und bieten ihren Studenten die größeren Fachzeitschriften kostenlos online zum Download per VPN nach Hause an. Kann zwar alles noch besser werden, aber auch hier: Der Kunde darf auch ruhig mal ein bisschen Geduld haben. Die Wissenschaftsverlagswelt ist ohnehin Birne und nicht Apfel.
Ad 7. Richtig. Die Verlage preisen die Privatkopie in gewissem Sinne schon immer mit ein. Aber wir sind uns doch alle einig, dass die Digitalisierung hier ein Gamechanger war. Früher konnte ich mein Papierbuch immer nur an eine Person gleichzeitig verleihen, jetzt an die ganze Welt. Ist doch klar, dass die Verlage da Fracksausen bekommen. Wie schon andernorts gesagt: DRM ist die falsche Lösung für das richtige Problem. Aber es gäbe überhaupt kein DRM, wenn die Leute mit der Lizenz die sie da erhalten haben (wie Johnny Häusler so trefflich sagte: „Wir haben nie Musik gekauft, nur den Zugang dazu.“), verantwortungsvoll umgehen würden. Der Großteil macht das auch, außer Leuten wie Esther, die versuchen, mir
Piraterie als so eine Art legitimen Akt zivilen Ungehorsams zu
verkaufen. Die Frage ist also, ob man die besagte Freundin Anke noch zu seinem inneren Zirkel rechnen kann. Denn genau das meint das Wort Privatkopie. Der BGH hat das schon in den 70er Jahren, also lange vor Digitalisierung klargestellt. Dann können es aber eben nicht, meine 550 Facebookfreunde sein. Denn wenn das wirklich legal wäre, dann hätten die Verlage in der Tat ein Riesenproblem. Natürlich könnte man hier auch ganz andere Wege finden. Hat der SciFiSchriftsteller Andreas Eschbach mal in einer Kurzgeschichte verarbeitet: Private Lesesalons, wo das Lesevergnügen für horrende Einzelbeträge an reiche Säcke exklusiv verkauft und anschließend vernichtet wird. Oder folgendes Modell: Der Verlag bietet das Buch für einen monströsen Festbetrag zum Freikauf an. Eine Menge Leute schließt sich zusammen, kauft und verschenkt anschließend. Sozusagen reverses Crowdfunding. Alles machbar. Aber wünschenswert? Und als Argument in einer Debatte um Piraterie berechtigt?
ad 8. Subjektivität ist in der Tat das Zauberwort. Otto Normalverbraucher zahlt ohne Klage alle drei Jahre fast tausend Mücken für ein völlig überteuertes Stück Technikschrott namens Smartphone, aber wenn er dann für 9 Mücken für das Buch löhnen soll, das er darauf lesen will, dann empfindet er sich als subjektiv zu arm dafür. Also mit der Subjektivität ist das eben so eine Sache. Hans Dietrich Genscher hätte gesagt: „Im subjektiven Sinne ist Subjektivität die Objektivität des Einzelnen.“
ad 9. Genau das ist das Problem. Die Wiederverwertung ist eben nur bis zu einem gewissen Grad eingepreist. Ist doch eigentlich eine simple Rechnung: 100 Mio Deutschsprachige in dieser Galaxis. Das ist der theoretische Markt. Verleiht jeder sein Buch an eine weitere Person halbiert er sich und so weiter. Das ist die Formel nach der Verlage kalkulieren müssen. Das Problem ist, dass das Verleihverhalten mit Digitalisierung und illegalen Tauschbörsen eben gewaltig ins Rutschen gekommen udn die Kalkulation daher verdammt schwierig ist.
ad 10. JIT und OT. Worte aus der Unternehmensberatungsbullshitbingohölle. Aber seis drum, manchmal rede ich auch mit ChicagoSchoolJüngern, wenn es unbedingt sein muss. Wo genau ist denn da heute das Problem? Mein Kindle hat sogar Netz, wo ich mit meinem Handy nicht telefonieren kann. Der neue Zombiejugendliebesroman am Strand von Timbukfuckingtu? Kein Problem.
ad 11. Die Bemerkung zur Mehrwertsteuer verstehe ich nicht. Die ist nunmal Bestandteil des Gesamtpreises und beeinflusst daher die Preisbildung. Ist doch simpel. Nehmen se sich ein beliebiges Großverlagsbuch, vergleichen se Papier- und E-Ausgabe im Preis einmal brutto und einmal netto und bumms … tut sich ein viel größeres Loch auf. Danke deutscher Gesetzgeber. Warum rennt keine Esther gegen so was an?
ad 12: Schluss

Kommentar von Thomas Elbel:
Replik ist schon online, geschätzte Clacqueuse. :wink:

Kommentar von Tschirp tschirp:
Ich plagiiere an dieser Stelle einfach mal frech Esthers Kommentar…
Danke für diesen hervorragenden Beitrag

mehr kann ich gerade nicht anmerken.

Kommentar von Thomas Elbel:
Das gute alte Marketingargument:

ad 1. Gehe zum Bäcker, der die leckersten Brötchen der Stadt bäckt, klau sie, verschenk sie und rechtfertige dich dann öffentlich mit dem Argument, dass es dir ja nur darum ging, seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Lass Dich dann öffentlich auslachen.
ad 2. Filthy Lucre (so der Titel der letzten Tour der Sex Pistols): Du glaubst also auch noch an das Märchen, dass Künstler nur für den Ruhm und nicht für Geld arbeiten? Dann guck doch noch mal in die Geschichtsbücher. Von Phidias über Bach, bis zu Picasso, haben alle Künstler immer beides gesucht Ruhm UND Geld. Letzteres halt manchmal mehr, manchmal weniger erfolgreich. Von Bekanntheit kann keiner leben und nein, auch nicht von Livekonzerten oder Fanshirtverkauf. Das Märchen von der brotlosen Kunst, oder l’art pour l’art ist eben ein solches. Außerdem, versuche du mal in einer kapitalistischen Gesellschaft unkapitalistisch zu leben. Kann nur böse enden. Wie schon Adorno sagte: „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.“
ad 3. Der Werbeeffekt des Filesharings ist durch Studien widerlegt. Eine Studie der University of North Carolina eben hierzu erbrachte folgendes Ergebnis. Falls Filesharing überhaupt so etwas wie einen Werbeeffekt hat, nützt er nur Lady Gaga, aber nicht dem Garagenrocker um die Ecke. Ist also kappes. Und mal ehrlich. Wie realistisch ist die Erwartung, dass jemand der selber Sachen für lau saugt, dann seinen Freunden deren Kauf empfiehlt. ich habe gar nicht so viel Augenlid, wie ich jetzt mit dem Finger herunterziehen möchte.
ad 4. Substitutionseffekt: Filesharing verursacht Schäden. Kann man ganz simpel belegen. Mache eine anonyme Umfrage. Stelle folgende zwei Fragen. a. Haben Sie schon mal Files geshared? b. Hätten Sie die Werke gekauft, wenn es keine Möglichkeit zum illegalen Erwerb gegeben hätte? Hat man genauso gemacht und kommt je nach Umfrage zu einer so genannten Ersatzrate von 10 - 20 %. Jetzt setz das mal in Relation zum weltweiten Filesharingvolumen und du kommst auf gigantische Summen. Und das ist nicht nur Kohle, die heimischen Verlagen und Künstlern entgeht, sondern dass sind auch Steuern, die dann halt in Tonga gezahlt werden (falls überhaupt) statt hier.

Kommentar von Thomas Elbel:
Du hast vergessen LibGen zu sagen. Ich hole das hiermit für Dich nach.
Sofern sich Deine Jungs meine Bücher bei legalen Angeboten leihen, habe ich damit überhaupt kein Problem, denn dafür gibt es Vergütungsmodelle. Ob die alle fair sind, ist eine andere Frage, aber das ist ausnahmsweise eher mein Problem als Deins.
Ansonsten verstehe ich mal wieder nicht, wo das verdammte Problem ist. Was genau wollen Deine Jungs denn in der Unibibliothek? Belletristik? Die wird da schwer zu finden sein. Fachliteratur? Also, wenn sie die lesen, dann studieren sie wahrscheinlich und dann verstehe ich nicht, wieso sie nicht einfach zu Uni hinziehen, wie jeder normale Studi. Dann erübrigt sich das Taxigeld und sie haben - wie bereits gesagt - Zugriff auf ein Riesenreservoir an digitalisierten Fachzeitschriften und das sogar online von Zuhause per VPN. Hat heute jede Uni. Ich arme Sau musste früher wirklich noch für jedes in einer Hausarbeit zitierte Werk in die Bib, wo ich mich mit 50 Kommilitonen um 10 völlig zerrupfte Ausgaben kloppen konnte, die ich dann für teuer Geld kopieren musste. Heute bieten die Unis vor Ort schon die Möglichkeit einen größeren Teil der Bib in digitalisierter Form einzusehen und runterzuladen. Vielleicht sind Deine Jungs einfach nicht auf der Höhe der Möglichkeiten.
Wenn wie du schreibst, deine Söhne gar nicht studieren, sondern Azubis sind, wozu brauchen sie dann die Fachliteratur an den Unis? Die geht dann völlig an ihrem Bedarf vorbei. In Unibibs findest du an Azubi-Literatur wahrscheinlich virtually zip. Warum auch? Der Bedarf an Fachliteratur dürfte im Rahmen einer Ausbildung auch deutlich geringer sein, als in einem Studium.
Ich verstehe langsam wirklich nicht mehr worüber Du redest? Harry Potter? Eine Habilitationsschrift zur Quantenmechanik? Oder Elektrotechnik für Lehrlinge im zweiten Fachjahr? Natürlich wirst du all diese Bücher an ganz verschiedenen Orten finden. Sie richten sich ja auch an ein völlig unterschiedliches Publikum.
Andererseits: Habe schon verstanden. Du willst die deutsche Allbibliothek, wo Du gegen 10 Euro Monats-Flat (5 Euro für Azubis und Rentner) jederzeitigen, sofortigen Zugriff auf jedes Buch, jeglicher Provenienz, in jeder Sprache und immer sofort ab Erscheinungsdatum hast und Spiel, und Spannung und Spaß und Schokolade.
Also mal ehrlich, aber dass dabei dann die Produzentenseite am Ende irgendwie komplett auf der Strecke bleibt, müsste sogar dir klar sein, oder?

Kommentar von dale-gribble:
„Ich arme Sau musste früher wirklich noch für jedes in einer Hausarbeit
zitierte Werk in die Bib, wo ich mich mit 50 Kommilitonen um 10 völlig
zerrupfte Ausgaben kloppen konnte, die ich dann für teuer Geld kopieren
musste“

Kommt davon, wenn man Jura studiert ;-). Juristische Standardwerke mussten in meiner Uni-Bib an Ort und Stelle festgekettet werden, weil sie sonst irgendwo versteckt worden sind.

Kommentar von Thomas Elbel:
LOL
Jaaaaaaa.
Da lag dann der Medicus auf einmal im Keller zwischen einer völkerrechtlichen Dissertation über Kolonien auf dem Mars und einer Faksimile-Ausgabe des Hexenhammers.
Danke für diese schöne Erinnerung an die guten alten Zeiten.
Auch Göttingen?

Kommentar von dale-gribble:
neee, Konstanz.

Kommentar von Thomas Elbel:
Naja. Ubiquitäres Problem der modernen Massen-Uni wahrscheinlich. Schön auch die Leute, die dann zu Hausarbeitszeiten morgens erst mal die halbe Bib auf ihrem Tisch bunkerten, so nachdem Motto: „Vielleicht muss ich heute tatsächlich alle 15 Einzelbände des Müncher Kommentars zitieren.“

Kommentar von dale-gribble:
Ich selber bin kein Jurist, mich hat es eher angekotzt wenn die Juristen einen der (viel zu wenigen) Arbeitsplätze von morgens um 7 bis abends um 22 Uhr mit Bergen von Büchern und anderem Kram blockiert hatten, gefühlt aber 2/3 der Zeit irgendwo anders unterwegs waren. Juristen sind schon manchmal seeehr spezielle Leute.

Kommentar von Thomas Elbel:
Ja. Kommt mir bekannt vor. Wie gesagt. Morgens alles bunkern, dann ab in die Cafeteria. Abends noch ein bisschen schmökern, dann die Bücher an abwegigen Orten verstecken und am nächsten Morgen von vorn.
Allerdings waren in Göttingen wir Juristen unter uns in eigener Bib im Juridicum, aber auch außerhalb unseres natürlichen Reservats immer gut erkennbar an Barbourjacke (Männchen) oder Rollkragenpulli mit Perlekettsche drüber (Weibchen).

Kommentar von Julia Färber:
Warum werden soviele Nebelkerzen geworfen?

ad ad 1.
Nebelkerze, über Begrifflichkeiten zu schwadronieren, steht nicht auf meiner Tagesordnung.
ad ad 2.
Die Konsumentenerwartung ist ja auch keine Argument sondern ein Faktor.
Ob man daraus dann gleich ein moralische Debatte über die Etablierung und Erhaltung von Produktionsstandards machen muß? Ich meine eher nein, paßt auch nicht zum Thema ebooks.
Abgesehen davon spielt es doch keine Rolle, ob die Beweggründe der Nachfrageseite edel sind. Da Angebot und Nachfrage sich beeinflußen würde es ohnehin schwer werden hier des Pudels Kern zu treffen.
Für die konkrete Diskussion über die Vermarktung von digitalen Inhalte sehe ich das Verhältnis aber klar so: Nachfrage bestimmt das Angebot.
ad ad 3.
Die Umwandlung eines Postscript in lesebaren, formatierten Text ist technisch überhaupt keine Thema, sofern man sich an die WYSIWYG Vorbedindungen hält. Alles weitere ist Feintuning, das sich mit den entsprechen Software-Lösungen bewerkstelligen läßt. Einige Verlage haben sich darauf wegen ihres Geschäftsmodells darauf sogar spezialisiert (Hinweis: Ablösung Loseblattsammlung).
Daraus jetzt irgendwelche separate Kosten abzuleiten ist tatsächlich hanebüchen. Selbst wenn noch separate Softwarelösungen gebaut bzw. lizensiert werden müßten, spielen diese Kosten heruntergebrochen auf die Stückzahl keine Rolle, vor allem im Vergleich zu den Handelsspannen etc…
Der Ausflug mit dem Schweinfleisch ist wohl eher ein Eigentor, den gerade hier wird doch dem Kunden suggeriert, daß Bio und Öko jegliche Premium-Preise rechtfertigt. Abgesehen davon: Nebelkerze.
Danach sollten wir richtig verwirrt werden oder warum wurde alles Mögliche durcheinander gewürfelt?
Wenn ich dem Börsenverein ) glauben darf, kann ich die Kosten in drei Kategorien einteilen: Honorare & Rechte, Herstellung und Marketing und Logistik.
Über Honorare und Rechte habe zumindest ich nicht gesprochen und das dürfte die meisten Konsumenten sowieso nicht interessieren. Ich gehe davon aus, daß die Lektoratskosten hier auch enthalten sind.
Kommen wir zu den Herstellungskosten, über die ich geschrieben habe. Das sind Lithografie, Satz, Papier, Druck und Bindung. Bleiben noch die Marketing und Logistikkosten, die zugegebener Maßen etwas pauschal behandelt habe.
Die einzigen zusätzlichen Kosten die eine Verwendung des Postscript verursacht, wäre eventuelle zusätzliche Rechtekosten, wenn ein Autor hier ein für ihn günstigen Vertrag abschliessen konnte und die Vorhaltung der digitalen Version, also Storage.
Beides hat aber wenig mit den Herstellungskosten zu tun.
Der Verweis auf den Handel und seine Spannen ist berechtigt, aber für den Konsumenten eher doch nebensächlich, denn wir sprechen doch ohnehin nur vom Endpreis (also bereits inklusive Mehrwertsteuer, deswegen spielt diese meines Erachtens in der Ursprungsfrage keine Rolle).
ad ad 4.
Ich habe lediglich darauf hingewiesen, daß jeder Konsument wahrscheinlich befremdlich reagieren würde, wenn auf Büchern des einen Autors A à la Wohlfahrtsbriefmarken Preis X + Y zur Förderung von Autor B, C, D stehen würde. Das Verlage so agieren ist vollkommen in Ordnung, nur ist es kein stichhaltiges Argument, um die Preisgleichheit von Print und Digital zu vertreten.
ad 5.
Wer geht den zu Barnes & Noble? Und in wieweit hat das Ambiente in denen Bücher vermarktet und vertrieben werden etwas mit der Preisgestaltung zu tun? Da werfen Sie jetzt aber wirklich nun auch noch Südfrüchte mit den Äpfeln durcheinander.
Der Größenunterschied trifft natürlich zu, erklärt aber nicht wirklich die frapanten Preisunterschiede: Beispiel Deutscher Preis (3 Bände) € 32,70 egal ob Print oder Digital, UK Preis (1 Band) € 8,80 Print und € 6,80 Digital - innerhalb der gleichen Verlagsgruppe.
ad ad 5
Abgesehen von der Überzeichnung, dem kultureller Untergang, wird genau das passieren. Aber genau das wollen wir doch. Ich habe kein Problem damit, wenn Amazon den Markt bereinigt.
Es kann doch nicht darum gehen betriebswirtschaftlichen Tierschutz für Dinosaurier zu betreiben. Zu den Kumpeln haben wir ja auch gesagt, lernt mal um.
Ob das Ganze die allgemeine Lebenqualität steigert ist eine vollkommen andere Sache. Der Rest ist pure Schwarzmalerei.
Abgesehen davon, sind die deutschen Konzerne ganz vorne dabei, wenn es um die Spitzengruppe geht. Wo Unternehmen ihre Steuern zahlen, ist ihnen bereits heute weitgehend überlassen.
ad ad 7
Anke ist doch Deine Busenfreundin, woher soll ich das wissen, ob die zu Deinem engeren Preis gehört. Abgesehen davon, bitte nicht Privatkopie und Verleihen durcheinander mischen. Das ist in der digitalen Welt zwar oft das Gleiche, weil Kopieren genauso schnell funktioniert wie Verschieben, aber ich sprach explizit von Verleihen/Verschieben.
ad ad 10
War nur ein Verweis auf das, was da kommen wird. Heute reden wir über Piraten, Verbrecher, Tauschbörsen, Filehoster. Innerhalb der nächsten 5 Jahren werden sich die Storagekapazitäten, die auf dem freien Markt zur Verfügung stehen vervielfachen, weil die großen Server-Farmen aus dem Leasing laufen. Diese Kapazitäten werden das Thema Cloudstorage nochmals befeuern und dann wird es richtig lustig. Ich bin erst kürzlich über eine Cloud eines größeren deutschen Unternehmens gestolpert.
Was dort alles an „Warez“ herumflog war schon imposant. Interessant fand ich aber vor allem, daß die interne Quellen nicht mehr die Kellerasseln der IT waren, sondern sich auch die Rechtsabteilungen und das Kontrolling fröhlich am Austausch zu beteiligen schienen. Wenn ich diesen Kontext nach oben skalieren, dann ist das nächste Feindbild der Such-Algorithmus, der es allen ermöglicht sich alles zur Gemüte zu führen. Alles von allem von allen für alle.
Aus diesem Grund müßten heute die jeweiligen Stakeholder darüber nachdenken, wie sie eben „alle“ davon überzeugen sich im legalen Rahmen zu bewegen.
Etwas widersprüchlich erst Amazon zu verdammen und dann Kindle anzuführen. Ja, geschloßene (Vermarktungs-)Systme sind eine Möglichkeit das Problem anzugehen, denn sie erfüllen bereits die meisten Service-Anforderungen der Konsumenten. Ob damit aber die Verlage und Autoren glücklich werden können, wurde aber gerade im Absatz zur Buchpreisbindung bezweifelt.

Kommentar von Esther:
Meine Jungs haben keine Handys in dieser Preislage und ihre Freunde ebensowenig.

Ein Azubi oder Student braucht die Bücher zur Aus- und Fortbildung.

Die Argumentation sozial schwache Menschen hätte „in der Regel“ extrem teure Handys und könnten daher auch Bücher kaufen, statt Bibliotheken zu nutzen ist mit Verlaub dummes Zeug.

Thomas Elbel kann ich inzwischen sogar verstehen. Der schreibt Dystopien niedrigsten Niveaus. So etwas führt keine Bibliothek, wer so etwas lesen will muss es schon kaufen. Andererseits: Wer für Fantasyromane eines unbekannten Autors auf sehr bescheidenem Niveau Geld ausgibt hat auch Interesse an solchen Werken. Den Werbeeffekt kann man schwer einschätzen.

Das sind selbst in der Belletristik bei wichtigeren Autoren und besseren Themen völlig anders aus, von Lehr., Sach- und Fachbuchbereich ganz zu schweigen.

Esther

Kommentar von Esther:
Noch einmal: Der persönliche Bedarf meiner Söhne steht hier ebensowenig zur Debatte wie mein persönliches Konsumverhalten.

Das braucht dich nicht zu stören: Die Art von Fantasy, die du schreibst interessiert keinen von uns - ob sie nun billig oder teuer ist.

Auf besonderen Wunsch habe ich grade mal bei Libgen nachgeschaut: Da findet sich aber kein Werk von Thomas Elbel, das scheint den Mindestansprüchen nicht zu genügen :slight_smile:

Nutzerideal wäre natürlich eine öffentliche Bibliothek, die sofortigen Zugriff auf jeden Titel gewährt. Das ist natürlich utopisch. Aber wissenschaftliche Literatur und anspruchsvolle Belletristik finanziert sich schon heute nicht in erster Linie über Verkaufserlöse. Da wären durchaus auch andere Lösungen denkbar - etwa eine direkte Veröffentlichung im Netz. Das gibt es in Ansätzen bereits, ich bin gespannt wie es sich weiter entwickelt.

Einen besonderen Grund Fantasyheftchen, Groschenromane und ähnliches für alle zugänglich zu machen sehe ich auch nicht. Da führen Stadtbüchereien schon heute eher selten.

Esther

Esther

Kommentar von Thomas Elbel:
Lustig. Irgendwann in diesen Diskussionen kommt immer zwangsläufig der Punkt, wo der Künstler zu hören bekommt:

  1. Finde ich Deine Kunst sowieso blöd
  2. Geshared wird sie da wo ich gerade geguckt habe auch nicht, was wahrscheinlich an 1. liegt
    Habe ich in solchen Debatten schon hundert mal gehört. Es muss dann wohl genau der Punkt in der Debatte erreicht sein, an dem der Gegenseite die Sachargumente ausgehen und dann lieber auf der persönlichen Ebene ausgetragen werden.
    Aber zu dem Argument, dass die illegale Konkurrenz auf die legalen Alternativen, die sie sich so sehnlich herbeiwünscht, überaus zerstörerisch wirkt, wie das nun mal mit Null-Euro-Wettbewerb so ist, dazu fällt der lieben Mutter Esther gar nichts ein.
    Übrigens: Wenn das Konsumverhalten Deiner Söhne oder Deins hier nicht zur Debatte stehen soll, warum stellst Du es dann verdammt noch eins zur Debatte?
    Und schließlich: Schön dass Du findest Fantasy und Groschenromane sollten nicht für alle zugänglich sein. Rate mal, was auf den von Dir so gelobten Sharingbörsen am fleißigsten gesharet wird.

Kommentar von Thomas Elbel:
Deine Jungs haben Handys, PCs eventuell auch Pads. Bücher können Sie dann nicht bezahlen.
Die Bücher, die sie zur Ausbildung benötigen gibt es mit Sicherheit zu leihen. Sie sind nur zu faul, es mal richtig zu probieren. Die vielen Bücher, die ich zum Studium benötigte musste ich wirklich in den allerseltensten Fällen besitzen.
Schön, dass Du das Niveau meiner Dystopien so exakt einschätzen kannst. Offensichtlich hast Du sie alle gelesen. Und was hat das Niveau meiner Bücher mit dieser Debatte zu tun? Bin ich als Diskutant delegitimiert, weil meine Bücher Deinen Geschmack nicht treffen? Übrigens: Meine Bücher stehen in reichlich Bibliotheken. Und meine Bücher waren auch auf jeder gängigen Tauschbörse zu haben und
wurden laut Auskunft einer Tauschbörsenadmin etwa zehnmal so häufig
getauscht, wie legal gekauft. Aber Du hast ja den totalen Durchblick. Ist das bei Dir so einen übliche Argumentationsmethode Dinge mal immer so aufs Blaue zu behaupten?
Deine Aussage zum Lehr-, Sach- und Fachbuchbereich beweist leider, dass Du vom Markt in diesem Bereich wenig bis gar keine Ahnung hast.