…dass die US-Regierung mit den Sanktionen gegen den Krypto-Mixer Tornado Cash ihre Befugnisse überschritten hat.
…deren Krypto-Coins aufgrund der Sanktionen in Tornado Cash gefangen sind. Sie fordern das Gericht dazu auf, die Sanktionen aufzuheben, sodass alle Benutzer wieder Zugang zu ihren Coins erhalten…
Das dürfte insgesamt sehr schwierig werden für die Kläger, wenn sie an diesen Vorwürfen festhalten, bei der Anklage!
Ich glaube nämlich nicht, dass die Ermittlungsbehörden mit ihren Sanktionen, dass Mixer-System an sich, zerstören wollten?! Aber was hätten sie denn sonst tun können, um den Mixer in seinem aktuellen Status „einfrieren“ zu können? Das mussten sie ja, um nun die kriminellen und gewaschenen Coins von denen, des allgemeinen legalen Benutzers, durch Rückverfolgung auseinander halten zu können!
Die legalen Guthaben werden schließlich auch anteilsmäßig, mit gewaschenen Cryptos durchsetzt sein, im schlimmsten Fall.
Da haben die Behörden wohl nur noch einen Break im Sinn gehabt, damit die Vermischung nicht unaufhaltsam weiter geht…
Das wird der U.S. District Court of the Western District of Texas
bestimmt gleich oder zumindest ähnlich sehen?! Die sanktionierten Nutzer und die Klägerschaft wissen doch bisher noch nicht einmal, ob die Behörden Step-By-Step die Guthaben wieder nach Prüfung, freigegeben hätten?
Disclaimer: Ich arbeite gerade an einem Gastbeitrag über Monero, in dem das Thema Coin Mixing auf transparenten Ledgern auch angerissen wird, hier schon etwas vorab.
Wie im Beitrag bereits erwähnt, ist Tornado Cash kein klassischer Mixing Service, der Coins von verschiedenen Usern sammelt und sie dann an neue Adressen ausbezahlt. Diese klassischen Mixer fallen ganz klar unter die von der FATF vorgeschlagene und in vielen Staaten gängige KYC/AML Regulierung, denn man kann sie - wie Börsen - als Finanzdienstleister sehen, die zumindest bis zur Auszahlung über die Coins ihrer User verfügen können. Es gab schon Exit-Scams, „verlorene“ Coins & Co.
Tornado Cash hingegen ist ein Smart Contract auf der Ethereum Blockchain, der auch von den Entwicklern nicht mehr veränderbar ist (außer man veröffentlicht einen neuen Contract mit neuer Adresse, aber der alte wäre weiterhin mit bisherigen Bedingungen nutzbar). Vereinfacht kann jeder bestimmte Stückelungen an Coins in diesen Contract einzahlen und generiert über den Contract ein Private/Public Key Token über genau den einbezahlten Betrag. Dieses Token kann man zu einem beliebigen Zeitpunkt nutzen, um mit dem Privaten Key eine Transaktion zu signieren, die den Betrag an eine neue Wallet schickt. Über den Public Key kann der Contract bzw. der Miner (und jede andere Node) verifizieren, dass der Contract erfüllt ist, da der Token valide und bisher für keine Auszahlung genutzt wurde. Technisch läuft das über zkSNARKs, aber das wäre an dieser Stelle zu viel.
Warum kann man diesen selbständig lebenden Contract überhaupt sanktionieren?
- Ethereum ist anders als Bitcoin nicht UTXO basierend, sondern Account basierend, für die Einzahlung wird also pro Pool (Stückelung) immer genau die selbe Adresse verwendet, von allen. Vereinfacht gesagt, man schmeisst seine Coins proaktiv mit allen anderen in einen Pot und bekommt ein Token, mit dem man die gleiche Menge rausholen kann. Analog zu früheren Bitcoin Sanktionierungen wurden die Adressen aller Pools auf die Sanktionsliste gesetzt und Börsen dürfen mit keinen Adressen interagieren, die selbst mit diesen Pools interagiert haben (auch über Ecken).
- Die meisten Entwickler wollen etwas an ihrer Entwicklung verdienen, so auch hier. Dazu wurde ein neuer TORN Token erstellt, genau gesagt 10 Millionen davon. Es gab einen kostenlosen Airdrop von 500k davon, der Rest ist für Governance, Team (30%) und „Mining“. Wenn man Liquidität ähnlich Staking beisteuert, verdient man TORN Token, muss aber natürlich schon welche halten. Darüberhinaus kann man Vorschläge zum Voting einbringen. Kurz: Je populärer Tornado Cash wird, desto höher steigt das Token und damit der Stake der Entwickler. Kurzzeitig war der Token bei 350$, vor der Sanktionierung bei 25$ und heute bei 9$.
Man könnte also durchaus argumentieren, dass die Entwickler einen zentralen Finanzdienstleister aufgesetzt haben, von dessen Nutzung sie profitieren, aber KYC/AML umgehen wollten, indem sie zu keinem Zeitpunkt direkt Macht über die Coins der User haben. Man muss auch zugeben, dass Open Source mit Kryptowährungen etwas anders ist, denn jeder kann den Contract klonen und auch wieder einen neuen Token herausgeben, aber damit dieser einen Wert erhält, muss er auf Börsen gelistet werden und erst mit einem gewissen Preis bekommt man auch die benötigte Liquidität in den Mixing Contract.
Viel schwerer wiegt meiner Meinung, dass transparente Blockchains mit einer offenen Historie jeder einzelnen Zahlung sich nicht als Geld eignen, denn jeder im Ethereum Netzwerk muss nun fürchten, dass er von irgendjemandem „Tainted Coins“ aus Tornado Cash erhalten hat und ggf. bei Börsen blockiert wird. Bargeld wurde rechtlich fungibel gemacht und ich muss mir keine Gedanken machen, Rückgeld von einem Bankraub zu bekommen, bei Kryptowährungen erreicht man das nur, wenn Transaktionen nicht unterscheidbar sind.