Kommentare zu folgendem Beitrag: Aarhus: 28-Jährige wegen Verkauf illegaler Kopien digitaler Lehrbücher angeklagt
Tawa Adetunji, Leiterin des Sekretariats der dänischen Bildungsverlage, sieht daher die Notwendigkeit, dass sich Bildungseinrichtungen aktiver für konkrete Maßnahmen einsetzen. Diese sollen sich auf einen notwendigen Kulturwandel richten, um dem illegalen Kopieren digitaler Schulbücher entgegenzuwirken
Vielleicht sollte sich die Frau Sekretariatsvorsteherin mal die Frage stellen, wieso die Studenten für kleines Geld diese digitalen Kopien kaufen und nicht direkt bei den Verlagen das Original!?!
Im Übrigen ist das kein dänisches Phänomen, sondern in Europa in jedem Land verbreitet. Je nach Studiengang, kostet so ein Stück Fachliteratur (je nach Seltenheit) mal schnell ein oder drei Monatsmieten warm. Ausleihen in der Uni-Bibliothek ist genauso warscheinlich wie ein Sechser im Lotto, da die Bibliothek meist selber nur ein oder zwei Exemplare besitzt, weil der Kram so kack-teuer ist!!
Es bleibt für den geneigten Studenten somit nur der Kauf der Literatur übrig, die zu allem Überfluß nach den bestandenen Prüfungen, nur noch als Briefbeschwerer zumeist nützlich ist…
Der Rest ist einfach freie Marktwirtschaft.
- Es ist ein Kulturwandel erforderlich… Diese sollen aufzeigen, dass der illegale Erwerb und Austausch von Lehrbüchern ein inakzeptables Verhalten ist…
Der Kulturwandel sollte wohl eher darin bestehen, dass die Verlage und die Verlagsbratzen mal drüber nachdenken, wie man das so hoch gelobte Wissen den Menschen zur Verfügung stellen kann, ohne das diese einen Kredit von Moskau-Inkasso benötigen! Ich habe feddisch…
Ja, sehe ich genau so.
Es ist jedoch ein trauriger Hinweis auf eine ungesunde Kultur in der Hochschulbildung, wo Daten zeigen, dass jeder zweite Student digitale Lehrbücher illegal erworben hat.
Ein trauriger Hinweis, dass die Bücher einfach zu teuer sind. Und nicht, dass die Studenten krimineller werden. Kann man eigentlich EBooks wieder verkaufen, wenn man sie nicht mehr braucht?
ich finde es auch sehr bedenklich, dass die Ergebnisse von staatlich geförderten Forschungen patentiert und/oder privat kommerzialisiert werden. Von allen finanziert sollte auch von allen nutzbar bedeuten.
Leider nööö!
Der EuGH hat im Dezember 2019 (Rechtssache C-263/18) folgendes Urteil dazu gesprochen:
E-Books sind Bücher, die man sich in einem digitalen Format kostenpflichtig aus dem Internet herunterladen kann. Der EuGH hat nun entschieden: Gebrauchte Exemplare dürfen nicht so ohne Weiteres über eine Online-Seite weiterverkauft werden. Dies gehe nur, wenn der Rechteinhaber des Buches dem Weiterverkauf zustimmt.
Die Urteilsbegründung:
Du kaufst ein eBook nicht, sondern du erwirbst lediglich ein unbegrenztes Nutzungsrecht. Das Nutzungsrecht wiederum gilt ausschließlich für dich, als Erwerber, und daher darfst du das jeweilige eBook auch nicht weiter veräußern.
IMHO:
Da der Rechteinhaber ja der Verlag ist, der selber verkaufen möchte, um Gewinn zu maximieren, ist diese Zustimmung mehr als nur selten! Bei Fachliteratur, wie hier im Artikel, eigentlich nie!
Der der EuGH das verhandelte Nutzungsrecht als „unbegrenzt“ einstuft im Urteil, dürfte es meiner Meinung nach doch auch in meiner Entscheidungsgewalt liegen, ob ich das ebook weiterverkaufen möchte, oder?!?
Ansonsten wäre das ja nur ein „eingeschränktes“ Nutzungsrecht - was für’n Quatsch!!
Das sehe ich grundlegend anders. Die Wissenschaft lebt garantiert nicht von Forschung und Lehre und auch nicht von den Verwaltungsaufgaben, die immer mehr dem Lehrpersonal „vermittelt“ wurden. Wissenschaft hat neben dem meist kümmerlichen Gehalt und miesen Kurzzeitverträgen nur wenige Einnahmequellen. Eine der wichtigsten sind hierbei die Einnahmen durch Buchverkäufe, auch durch VG Wort. Wenn man das ändern will, müsste man die Anreize in Wissenschaft und Forschung verbessern bzw. verändern. Und das ist eine Aufgabe für die Politik.
Und dass die Bücher „zu teuer“ sind, geschenkt. Aber hier wurden Buchkopien verkauft, und nicht wie bei Robin Hood an die Armen verschenkt. D.h. hier hat sich jemand auf Kosten anderer bereichert und das ist per se nicht in Ordnung. Ob jetzt die arme Sau Student oder Wissenschaftlicher Mitarbeiter ist, macht für mich moralisch keinen Unterschied.
Ja schon aber dann bist du ein Raubmordkopierer und musst Geldstrafe zahlen oder kommst ins Gefängnis (für immer).
Also man hört aus der Antwort schon heraus, dass er damit „Nein“ sagen will. D.h. wenn man ein eBook nicht mehr „braucht“, kann man es schon verkaufen, darf es aber nicht. Noch ein Versuch der Erklärung, warum das so ist:
Beim Kauf eines eBooks erwirbt man keine Besitzrechte an einer Sache, sondern das Recht der Nutzung urheberrechtlich geschützten Materials. Dieses Nutzungsrecht ist etwas das man ausführen kann, das sich aber nicht veräußern lässt. Das eBook gehört Dir nicht, also kannst Du es auch nicht veräußern. Dass man physikalische Bücher verkaufen darf, liegt hingegen an zwei Dingen. Einerseits erwirbst Du ein physikalisches Buch und besitzt es damit auch. Diesen Besitz kannst Du dann auch verkaufen, denn die Besitzrechte können nicht durch das Urheberrecht ausgehebelt werden. Rein rechtlich und auch praktisch nicht. Dazu kommt noch, dass physikalische Bücher sich „erschöpfen“. D.h. im Wesentlichen, dass Bücher sich abnutzen und damit nie wieder im ursprünglichen Verkaufszustand sind. Da dies auch eBooks nicht zutrifft, hat der EuGh auch entschieden, dass der Erschöpfungsgrundsatz nicht auf eBooks anzuwenden ist und sich diese daher nicht wie physikalische Bücher verkaufen lassen.
Meine Meinung? Völliger Blödsinn! Ich kaufe doch auch bei physikalischen Büchern keine Pappendeckel mit toten Bäumen drin. Ich kaufe ein Buch wegen des Inhalts und das trifft sowohl auf physikalische, wie auch auf eBooks zu. Man muss bei digitalen Büchern nur sicherstellen, dass immer nur eine Kopie im Umlauf ist und sich Bücher nicht durch Verkäufe multiplizieren. Aber das sind technische Voraussetzungen, die die Verlage schaffen müssen. Stattdessen wird der Leser gegenüber physikalischen Büchern benachteiligt. Faulpelze!
Und das sogar in zweifacher Form. Es gibt immer mal wieder den Fall, dass Käufer auf einmal ein Buch nicht mehr lesen können bzw. auf ihren Readern gelöscht wurde. Der erste Fall war ironischer Weise „1984“ von George Orwell. Das sollte mir bei einem physikalischen Buch nicht so schnell passieren…
Exakt. Auch schlimm finde ich die Aktualisierung von Büchern. Nicht dass diese Funktion ohne potenzielle Vorteile wäre. Aber auch unerwünschte Aktualisierungen sind möglich. Irgendwer ist ja heutzutage immer wegen irgendwas beleidigt, das am besten aus bestimmten Büchern herausgenommen oder verändert werden soll. Astrid Lindgrens oder Harriet Beecher Stowes Bücher, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Diese reinen Nutzungs-Rechte, wo man für beinahe gar nichts viel Geld bezahlen, soll, die gehören in meinen Augen verboten.
Ich denke auch, dass der blanke Fakt, dass die Studentin Abnehmer für die EBooks gefunden hat, ein ziemlich klares Bild der heutigen Bildungslandschaft zeichnet. Der Dreh- und Angelpunkt für eine Chancengleichheit, ist auch nach dem Ende der Schullaufbahn mal wieder das Geld, nur dass es dann, meist noch auf Pump vom Staat bezogen (Bafög), ein Leistungsdruck ja manchmal auch Versagensängste erzeugt. Wer heute studiert, tut dies auch nicht selten mit der Intention, zumindest halbwegs geldsorgenfrei durch unsere Gesellschaft gehen zu können. Besonders diejenigen, welche schon ihr halbes Leben lang lernen mussten, dass eben doch das Geld entscheidend dafür ist, welchen Weg man später gehen kann. Dabei ist die Aussicht auf +10k € Schulden in Kombination mit einem schlechten oder gar keinem Abschluss , weil mal eben keine Lektüre in der Bibliothek verfügbar ist verständlicherweise ziemlich bescheiden. So wie eben auch die Optionen eben jener zu entrinnen. Für mich steht hier dann gezwungener Maßen das Beschaffen von Raubkopien gegen das Verwenden von Wikipedia. Wer also Wissenschaft zudem als generativen Prozess begreift wird und in ein er ähnlichen Lage ist, wird rational genauso entscheiden wie die junge Dame.
Ich finde sie hat (hier stellvertretend für Betroffenen) alles Recht dazu, genau wie der Verlag das Recht hat für qualitative Fachlektüre einen entsprechenden Preis zu verlangen, zumal Wissenschaft wirklich nur Hungerrlöhne und unsichere Perspektiven für den Schaffenden produziert.
Ich finde dieses Armutszeugnis darf gern in die oberen Etagen getragen werden, welche seit Jahren einen Mangel an Fachkräften - gerade im sozialen Bereich - beklagen. Es müssen endlich mal vernünftige Bildungspakete her. Subventionierte Fachbereiche, Vertragswerke mit Fachverlägen, Literaturgutscheine für Studierende etc. Andernfalls wird die Landschaft der digitalen Fachliteratur ähnlich enden wie die Film oder Musikindustrie nur das es dann nicht mehr um Spaß und Unterhaltung sondern schlicht um die Lebensperspektive geht, welche im Umkehrschluss die gesamte Gesellschaft beeinflussen wird.
Früher hatten wir in der Mailboxing-Szene einen Spruch, der auch oft in die Cracks oder Intros eingebaut wurde: if it’s worth using, it’s worth buying. Deshalb verstehe ich auch gut, dass z.B. Schriftsteller für ihre Arbeit entlohnt werden wollen. Und auch in der Softwareentwicklung steht man immer vor dem Problem, dass sich die eigene Arbeit im Zweifel beliebig oft kopieren lässt. Es wäre nicht das erste Mal, dass Software, ein Buch etc. zu einem Hit werden, aber der Urheber kaum dafür entlohnt wird.
Für mich ist es nur eine Frage der Organisation. Und ich verstehe wie gesagt nicht, dass eine Digitalisierung oft mit dem Phänomen der Rollenschottung einhergeht. Und damit meine ich eben die Verwertungsgesellschaften, die sich einerseits die Hände reiben, weil sie Mehreinnahmen und höhere Margen erwarten. Aber letztlich sich nicht ihrer Verantwortung stellen, die neuen technischen Prozesse dazu zu nutzen, dem Kunden ein besseres Nutzungserlebnis zu ermöglichen.
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Ich denke auch, dass der blanke Fakt, dass die Studentin Abnehmer für die EBooks gefunden hat, ein ziemlich klares Bild der heutigen Bildungslandschaft zeichnet.[/quote]
Ich denke nicht, dass das Bild hier so klar ist. Es könnte auch lediglich der Ausdruck eines Anspruchsdenkens sein. Oder einfach die attraktive Möglichkeit, Geld zu sparen.
Ich verstehe das Argument der „Durchlässigkeit“ gesellschaftlicher Schichten schon, doch leuchtet mir das in vielen Situationen nicht ein. Unsere Gesellschaft entwickelt sich mehr und mehr zu einer Ansammlung von Heulsusen, die sich nicht damit beschäftigen, welche wahnsinnig guten Voraussetzungen wir bereits haben, sondern immer nur nach Nachteilen suchen, die es anzuprangern gilt. Zudem macht sich ein Anspruchsdenken breit, das jegliche Wünsche als menschliche Grundrechte zu definieren versucht. Als ob es ein natürliches Recht darauf gibt, dass jeder alles studieren kann und darf. Welche Früchte diese Entwicklung trägt, kann man an solchen Meldungen sehen:
Was ist denn ein „generativer Prozess“?
Also das Recht zum Vertrieb eines Werkes, dessen Urheber sie nicht ist, hat sie definitiv nicht. Und dass man in der Wissenschaft wenig Geld verdient ist erst recht ein Grund, weshalb Bücher nicht geklaut, sondern bezahlt werden sollten. Denn sonst kommt niemand aus der Spirale heraus, die Du so anprangerst.
Und vergessen wir nicht, dass die Beklagte hier kein Robin Hood ist. Sie hat sich auf Kosten anderer Personen (aus der Wissenschaft) persönlich bereichert. Das ist für mich kein heroisches Wirken oder soziale Ungleichheit erkennbar. Mehr Geld geht offenbar immer.
Ja, der Spruch stand häufiger in Crackintros für den Amiga. Ich würde als Autor auch nicht alles dauerhaft für lau verschenken wollen. Manchmal habe ich mich aber gefragt, wie ernst man das wirklich gemeint hat. Wer wirklich dafür sorgen will, dass Firmen dauerhaft überleben, lässt die Finger davon sein, die Cracks selbst anzufertigen, oder?
Also ich meinte das jedenfalls immer so.
Es ist heute kaum mehr nachzuvollziehen, aber man muss das auch ein wenig im Kontext der Zeit sehen. Einerseits waren die Cracks oft nicht nur reine Cracks. Die Intros waren alleine sehenswert und die Groups haben hier immer versucht, sich zu übertreffen. Gerade in den Commodore-Zeiten wurden zudem viele Schnelllader entwickelt, die deutlich leistungsfähiger waren, als der originale Ladevorgang des Spiels. Und ich spreche hier von Datasetten und 5 1/4-Zoll-Disketten, bei denen man unter Umständen eine viertel Stunde Ladezeiten im Original hatte. Außerdem gab es damals kein Internet und auch keine Demos der Spiele. So konnte man das Spiel anspielen und, wie gesagt, im Zweifel kaufen. In der Retrospektive ist mir aber auch klar, dass ein bereits vorhandenes Spiel viele User nicht gerade zum Kauf animiert hat…
Wenn der Crack einwandfrei lief, zumindest nicht, nein.
Hat Fairlight den Spruch nicht gebracht? Deren Cracks waren fast immer perfekt.
sicher?
Hier übrigens ein interessanter Artikel über die Zeit damals:
Und ja, Fairlight waren eine Gruppe, aber auch andere wie z.B. die Elite Group oder Excess waren weit verbreitet. Hier gibt es eine lustige Auflistung vieler Intros:
Den vom Spiegel befragten Gleb Albert kenne ich zufällig persönlich. Der hat hier mal um die Ecke in Köln gewohnt, bis es ihn in die Schweiz verschlagen hat. Guter Mann, hat viel Ahnung!!
Elite Group? Sagt mir gerade nichts. Excess waren bzw. sind C64 only soweit ich weiß.
Das Problem mit den E-Books bleibt aber bestehen. Manche Firmen der Spieleindustrie sind absichtlich zu den Spielkonsolen abgewandert, weil es dort funktionierende Kopierschutzmaßnahmen gibt. Denuvo für Windows ist einfach extrem teuer für einen Spielehersteller/Publisher.