Zertifikatswechsel bei Let’s Encrypt steht an…
Bisher war das Let’s-Encrypt-Zwischenzertifikat von Identrust signiert. Das wird sich bald ändern.
Bei der kostenlosen Zertifizierungsstelle Let’s Encrypt steht ein Wechsel des Zwischenzertifikats an. Nächstes Jahr soll standardmäßig ein Zwischenzertifikat verwendet werden, das nicht mehr von der Zertifizierungsstelle Identrust signiert ist. Das alte Zwischenzertifikat läuft bald ab.
TLS-Zertifikate werden üblicherweise über Zertifikatsketten geprüft. Browser und andere HTTP-Clients haben eine Liste von Root-Zertifikaten vorliegen, denen sie vertrauen. Mit den zugehörigen privaten Schlüsseln dieser Zertifikate werden Zwischenzertifikate signiert. Mit den Schlüsseln der Zwischenzertifikate wiederum werden die eigentlichen Webseitenzertifikate signiert. Zertifikatsketten mit mehreren Zwischenzertifikaten sind ebenfalls möglich.
Signatur von Identrust ermöglichte erfolgreichen Start von Let’s Encrypt:
Für eine neue Zertifizierungsstelle ist dieses System ein Problem, denn bis das eigene Zertifikat von Browsern und Betriebssystemherstellern aufgenommen wird, dauert es seine Zeit. Daher verwendete Let’s Encrypt kein eigenes Root-Zertifikat, als es im Jahr 2015 den Betrieb aufnahm, sondern ließ sich das eigene Zwischenzertifikat von einer anderen Zertifizierungsstelle namens Identrust unterschreiben. Doch dieses Zwischenzertifikat ist nur noch bis März 2021 gültig.
Die Dachorganisation von Let’s Encrypt, die Internet Security Research Group, erstellte 2015 ein eigenes Root-Zertifikat und bemüht sich seitdem darum, dass dieses in die Root-Zertifikatslisten aufgenommen wird. Inzwischen unterstützen alle gängigen Web-Clients dieses Zertifikat und Let’s Encrypt will künftig dieses Zertifikat und ein davon signiertes Zwischenzertifikat nutzen.
Der Wechsel wurde mehrfach verschoben und ist jetzt für den 11. Januar 2021 geplant. Standardmäßig soll dann über das ACME-Protokoll das von Let’s Encrypt selbst signierte Zwischenzertifikat ausgeliefert werden. Webseitenbetreiber können allerdings, wenn ihnen Kompatibilität mit alten Clients wichtig ist, weiterhin manuell das Identrust-Zwischenzertifikat konfigurieren. Beide Zwischenzertifikate nutzen denselben öffentlichen Schlüssel, daher sind alle von Let’s Encrypt ausgestellten Zertifikate mit beiden Zwischenzertifikaten nutzbar.
Mittelfristig stehen noch mehr Änderungen an. Let’s Encrypt hat gerade diverse neue Zwischenzertifikate erstellt, die Umstellung darauf soll Ende des Jahres erfolgen. Die neuen Zertifikate ermöglichen es dann auch, eine gesamte Zertifikatskette mit ECDSA-Zertifikaten zu verwenden und sind generell etwas kleiner, was Datenverkehr einspart.
Auch nach dem Ablauf des Identrust-Intermediates wird es weiterhin möglich sein, ein von Identrust signiertes Zwischenzertifikat zu nutzen. Hierzu wurde ein Zwischenertifikat ausgestellt, das bis September 2021 gültig ist. Danach läuft auch das von Identrust verwendete Root-Zertifikat ab, spätestens dann muss Let’s Encrypt endgültig auf eigene Root-Zertifikate setzen.
In Einzelfällen kann es zu Problemen kommen:
In den meisten Fällen sollten die Änderungen automatisch passieren. Schwierigkeiten könnte es bei Setups geben, in denen das Zwischenzertifikat fest eingestellt ist. Wer nach dem März 2021 das abgelaufene Zwischenzertifikat von Identrust nutzt, könnte Probleme bekommen.
Ob Nutzer dann eine Fehlermeldung bekommen, hängt vom Client ab. Webbrowser haben verschiedene Mechanismen, um ein gültiges Zwischenzertifikat selbst zu finden: Sie laden sie es teilweise automatisch herunter oder verwenden bereits im Cache befindliche Zwischenzertifikate. Probleme machen in solch einem Fall eher Kommandozeilentools. Ein abgelaufenes Root-Zertifikat von Sectigo sorgte kürzlich bereits für ähnliche Probleme. (Let’s Encrypt / golem)