Open Source versus Microsoft: Die neue Rebellion beginnt!

Open Source versus Microsoft: Die neue Rebellion beginnt!

Zweimal wurde es versucht, zweimal scheiterte es. In Deutschland haben sich sowohl München als auch Niedersachsen für die Umstellung auf Open Source für die behördliche IT entschieden. Beide Projekte gingen mehr oder weniger* an Microsoft zurück. Nun hofft das Land Schleswig-Holstein auf das dritte Mal Glück. Seit drei Jahren plant es das Gleiche, und nun drückt es den Knopf.

Es gibt gute Gründe zu der Annahme, dass dieses Mal Open Source bestehen bleiben könnte. Die Lehren aus den letzten beiden gescheiterten Umstellungen – nominell zu hohe Kosten und zu niedrige Kompatibilität – wurden berücksichtigt. Der Plan besteht darin, mit LibreOffice zu beginnen und über die wesentliche Infrastruktur und das Desktop-Betriebssystem zum vollständigen, von oben bis unten offenen Stapel überzugehen. Open Source im Jahr 2024 ist einfach besser als im letzten Jahrzehnt. Der Fokus von Microsoft darauf, Menschen ohne guten Grund auf Office 365 umzustellen und die Hardware-Spezifikationen für Windows 11 zu erhöhen, macht es viel attraktiver, einen anderen Weg einzuschlagen.

Das sind gute Gründe, die den Übergang plausibel, wünschenswert und machbar machen. Sie haben wenig mit seinem Erfolg zu tun.
Laut Schleswig-Holstein seien die Haupttreiber dieses Mal Datenschutz, Privatsphäre und Sicherheit. Das Argument ist, dass es unverantwortlich ist, all diese einer externen Behörde zu übergeben, geschweige denn einer ohne staatliche Aufsicht, auch wenn sie dem Gesetz über digitale Dienste und digitale Märkte unterliegt . Der Staat muss seine Bevölkerung schützen. Heute sind das ihre Daten. Der Begriff lautet Digitale Souveränität. Wenn Sie denken, das klingt nach einer politischen Entscheidung, dann haben Sie recht.

Souveränität ist ein Spiel, bei dem es um höchste Einsätze geht. Als teures Synonym für Unabhängigkeit wird es häufig verwendet, um die vielen Nuancen des Lebens in einer vernetzten Welt zu verschleiern – fragen Sie jeden vernünftigen Briten nach dem Brexit –, aber hier kristallisierte es die Realität unseres datengesteuerten Lebens heraus: Die meisten Länder sind Kundenstaaten des Microsoft-Imperiums .
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Microsoft auch über Cloud-Produkte verfügt, die angeblich souveräne Daten für Kunden bereitstellen. Und es hat mehrere Entscheidungen zum Datenschutz und zur Privatsphäre befolgt, sowohl von Deutschland im Besonderen als auch von der Europäischen Union im Allgemeinen.
Klientenzustände reichen bis in die Geschichte zurück. Ein Imperium nutzt seine Macht, um einen Klientenstaat zu einem Vertrag zu zwingen, der festlegt, was der Klient für seine Oberherren tun muss, was die Oberherren für den Klienten tun werden und was passiert, wenn der Klient ihm nicht gehorcht. Diese drei Dinge laufen darauf hinaus, dass der Kunde viele Ressourcen schickt, als Gegenleistung dafür, dass er dem Imperium vertraut, es zu verteidigen. Wenn der Kunde rebelliert, ist das Spiel vorbei. Wenn das Imperium seine Meinung ändert, ist das schade.

Diese Vereinbarungen werden als Lehnsherren-Vasallen-Verträge bezeichnet. Sie reichen bis ins alte Ägypten bis zum Warschauer Pakt zurück und noch weiter, wenn Wladimir Putin in der Ukraine gewinnt . Sie haben eines zu Hause, wenn Sie ein Exemplar des Alten Testaments haben , denn das ist das Buch Deuteronomium, und eines im Büro, wenn Sie einen Vertrag mit Big Tech haben. Naja fast.
Der Nachteil solcher Verträge für Kunden besteht darin, dass sie keine andere Wahl haben, als einem Unternehmen zu vertrauen, das sie möglicherweise nicht für vertrauenswürdig halten. In den meisten Teilen der modernen Welt trifft dies aufgrund nationaler und internationaler Gesetze und Vorschriften nicht mehr ganz zu. Der Nachteil für die Oberherren besteht darin, dass das Spiel nicht mehr funktioniert, wenn ein Kunde erfolgreich rebelliert. Andere werden schnell folgen. Das bleibt völlig richtig, und sowohl Microsoft als auch Schleswig-Holstein wissen das in ihren Knochen.
Microsoft wird diesen Übergang verhindern wollen. Es verfügt über unendliche Ressourcen für Lobbyarbeit, rechtliche Schritte und alle anderen Maßnahmen, die es seiner Meinung nach benötigt. In der Vergangenheit wurde es aufgrund seiner Datenschutzpolitik verboten für den Einsatz in hessischen Schulen , obwohl das Unternehmen die darauffolgenden Korrekturentscheidungen aufnahm. Auch dies wird in Deutschland durchaus verstanden und kaum gewürdigt.

Microsoft hat hier viele Karten im Spiel. Schleswig-Holstein muss die Kompatibilität mit Windows innerhalb seiner eigenen Grenzen, mit dem deutschen Bund, mit Europa und dem Rest der Welt wahren. Wenn eine Änderung an Windows diese Kompatibilität beeinträchtigt, raten Sie mal, wer den Ärger und die Rechnungen auf sich nimmt. Microsoft würde nicht im Traum daran denken, dies absichtlich zu tun, egal wie hoch der Einsatz ist, und dennoch passieren solche Dinge. Freiheit zur Innovation?
Pinguine laufen in den Kieler Hafen ein. Kiel ist die größte Stadt in Schleswig-Holstein

Wenn der Übergang in fünf Jahren gelingt, werden die Vorteile für den Staat, die Menschen und Open Source unermesslich sein. Dadurch wird der Datenschutz nicht nur denjenigen zurückgegeben, die ihn bereitstellen, sondern es wird auch den europäischen Gesetzen neue Impulse verleihen. Es wird das Fachwissen, die Finanzierung und die Möglichkeiten für Open Source erhöhen. Schleswig-Holstein selbst wird zu einem neuen Zentrum technischer Exzellenz in einem Bereich werden, der für den Rest der Welt in öffentlichen und privaten Organisationen von großem Interesse ist.
Microsoft kann es sich nicht leisten, dies zuzulassen. Schleswig-Holstein kann nicht nachgeben, jetzt ist es zum Kampf um die Unabhängigkeit geworden. Das kann sich ändern, wenn eine neue Gruppe von Politikern mit einer anderen Agenda gewählt wird, aber hier müssen wir den Wählern die Verantwortung geben, die Dinge im Auge zu behalten.

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LibreOffice ist, wie ich finde, ein schlechtes Beispiel für OpenSource Software die MS ersetzt.

Das Office-Paket kann man ja, gottseidank, auch weiterhin OnPremise nutzen. Also man muss nicht zwangsläufig einen O365 Vertrag abschließen um die Office-Programme nutzen zu können.

Wenn jahrelang die Dokumente, Briefe, Tabellen, Statistiken etc. mit MS Office-Programmen erstellt wurden, ist es schwierig, dann auf LibreOffice umzusteigen. Wenn nämlich Libre was nicht kann, dann ist es die Formatierung der Office Dokumente zu übernehmen. Dann wünsch ich dem Land auf jeden Fall viel Spass, alle vorhandnen Vordrucke auf LibreOffice anzupassen.

LibreOffice hat zwar seine Vorteile, aber auch viele Macken die einen verzweifeln lassen. Da muss man halt in den sauren Apfel beisen und MS Office weiternutzen. Bei diesem Paket tut es auch die 2016 Version, die immer noch besser ist als Libre- oder OpenOffice und zahlt nichtmal die Hälfte wie für das aktuelle Paket. Wie gesagt, man kann das auch völlig autark vom Internet nutzen.

Datenschutz und DSGVO Gedöns fängt nicht beim Office Programm an, sondern bei dem was man reinschreibt und wie man die Dateien aufbewahrt.

Jede Wette, das Schleswig Holstein spätestens 3 Jahre nach der OpenSource Migration debatiert, wie scheiße OpenSource ist und man nicht lieber wieder MS nutzen sollte.

Das ist kein Unternehmen mit flexiblen Strukturen, sondern die öffentliche Verwaltung. Solagne die Bürokratie-Gesetze und bestehenden Verwaltungsvorschriften nicht geändert werden, solange ist die Verwaltung in ihrer derzeitigen Arbeitsumgebung gefangen.

Das Bundesland könnte ja gleichzeitig die Vorschriften und Gesetze auf das Arbeiten mit OpenSource anpassen, aber dafür reichen keine 3 Jahre. Schon alleine die Entscheidung darüber zu treffen und es umzusetzen wird 10 Jahre dauern. Ich geb noch nichtmal der überzogenen Bürokratie die Schuld. Es sind oftmal die Verwaltungsmitarbeiter selber, die sich ausbremsen oder nicht imstande sind vernünftige Entscheidungen zu treffen.

Die Einführung des Beamtentums war damals der größte Fehler… Vielleicht sollte man das erstmal abschaffen, bevor man über neue Verfahrenweisen nachdenkt

Ähm, mal ne Frage: Hast du Libre Office überhaupt schon mal genutzt, oder wie kommst du auf solche Behauptungen??
Was geht denn nicht, was in MS Office geht? Im Gegenteil, ich kann dir Funktionen nennen, die LO hat, die MS O nicht hat.
Habe hier auf der Arbeit beides installiert; manches mach ich einfach lieber mit LO, weils besser geht, einfacher geht, oder auf MS O überhaupt nicht geht.

Alternative Office-Progz, die ich ganz gut fand:

  • ONLYOFFICE für lokalen PC Windows / Linux

  • WPS Office auf Android-Smartphone

  • CryptPad als Online-Suite im Web

Klar, hab ich LO schon genutzt, sonst würde ich das ja nicht schreiben… Fakt ist und das habe ich gerade getestet, dass LO immer noch unzureichend Formatierungen aus Word-Dokumenten übernimmt. Es muss einfach zuviel angpasst werden, damit die Dokumente das selbe Aussehen haben. Hier red ich nicht von Briefen oder Texten, mit Textformatierungen oder Aufzähluungen, sondern eingebundenen Grafiken und Tabellen.

Wenn man das ganze jetzt auf die Verwaltung bezieht, kann man davon ausgehen, dass die erstmal ein halbes Jahr damit beschäftigt sein werden, v.a. die Ausfüllbogen und Anträge an LO anzupassen.

Da ist es auch nicht wichtig, dass LO Funktionen hat die es in Office nicht gibt, sondern wieveil Aufwand die Migrierung bereitet. Zumal man als Gegenargument anbringen kann, dass es in Office wiederum Funktionen gibt, die LO nicht hat.

Ist das mit ner KI geschrieben? Für meinen Geschmack teilweise enorm schlecht lesbar, sodass ich in der Mitte abgebrochen habe…